Eine Verwechslung Apotheker Mai macht einen Fehler Wir hör’n von Hermann Hinz aus Hungen*. (Er hat sich bei mir ausbedungen, dass hier, wie er sich wirklich schreibt und wo er wohnt, im Dunkeln bleibt.) Der Hermann hat, was soll ich sagen, ein heikles Leiden zu beklagen, von dem man nicht so gerne spricht. Doch muss ich..., sonst versteht man nicht den Witz der folgenden Geschichte. Wir machen’s so: Wenn ich jetzt dichte, umschreib’ ich, was der Hermann hat und nenn’ es Diarrhö, anstatt es klar mit Dünnpfiff zu benennen. Nun jedenfalls, was viele kennen, führt Hermann gestern gegen zwei zum „Engelapotheker“ Mai*, denn wie es ist, so kann’s nicht bleiben! Er sagt, sein Leiden zu beschreiben: „Mir wird, Herr Mai, es ist kein Spaß, die Hose häufig nicht nur nass, es gibt auch feste Komponenten. Ich zähl’, Herr Mai, zu den Patienten, die, ob es Tag ist oder Nacht, wenn einer lacht und Scherze macht und auslöst, dass wir mit ihm lachen, sich häufig in die Hose machen, was einem, wenn du reinlich bist, auf Dauer ziemlich peinlich ist. Hiergegen hätt’ ich gern ein Mittel!“ Herr Mai, er zupft an seinem Kittel, denkt nach und kratzt sich dann am Kinn, dann kommt ihm etwas in den Sinn... Er geht in seines Ladens Ecke und holt Tabletten, die zum Zwecke gemacht sind, Dünnpfiff schnell und leicht und eh’ die Hose er erreicht, zu unterdrücken und zu stoppen. Doch um die Wirkung noch zu toppen enthält es etwas Alkohol. Das Mittel (es heißt Diarrhol) verspricht: In etwa zwanzig Stunden ist jede Diarrhö verschwunden! - Der Hermann zahlt, nimmt die Arznei, verspricht Herrn Mai noch nebenbei, bald zum Rapport zurückzukommen. - Nachdem das Mittel eingenommen, fällt Hermann noch zur Tageszeit in bleiern schwere Müdigkeit, dann greift der Schlaf nach ihm ganz sachte, von dem er grade erst erwachte. - Nun fragt ihr, wie es ihm erging und ob das Mittel wohl verfing und seine Wirkung ihn auch heilte. Hört ihn doch selbst, denn er enteilte zum Apotheker Mai, um dort (er gab ihm gestern ja sein Wort!) vom „Heilerfolg“ Rapport zu geben und das gerade tut er eben: „Herr Mai, das Mittel wirkt nicht schlecht, doch andrerseits wirkt’s auch nicht recht, auf jeden Fall nicht wie erwartet! Es ist, so scheint es, ganz entartet, macht müde, ja, man wird ganz schlapp, nur hilft’s der Diarrhö nicht ab, ich mach’ noch immer in die Hosen! Ich nahm die vorgeschrieb’nen Dosen von Ihrem Mittel Dormidol...“ „Wie bitte, ich verhör’ mich wohl“, hört man den Apotheker schreien. „Da war ich, können Sie’s verzeihen, wohl gestern geistig leicht verwirrt und hab’ beim Mittel mich geirrt: Denn Dormidol wirkt auf die Zellen, die im Gehirn auf „Schlafen“ stellen und die Erregung stillt es auch. Das andre Mittel wirkt im Bauch, stärkt unsres Magens Wohlbefinden und lässt die Diarrhö verschwinden, heißt Diarrhol und hilft recht gut! Herr Hinz, wie leid mir das doch tut, dass ich das falsche Mittel wählte!“ Jetzt sagt Herr Hinz: „Das, was mich quälte, erfuhr ja trotzdem Linderung! Zwar fehlt mir körperlich der Schwung, jedoch den Dünnpfiff, muss ich sagen, lässt Dormidol recht gut ertragen, weil der, wenn es im Schlaf passiert, mich weder aufregt noch geniert!“ Manfred Günther * Alle Eigen-, Medikamenten- und Ortsnamen, auch der Name der Apotheke sind verändert! Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 73 Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 73