Eheliche Pflichten (Teil 2) Aus einer Hochzeitsrede - an den Bräutigam Wir nehmen wieder auf den Faden der Rede meines Kameraden mit Namen Hans*, die er mit Witz beim Hochzeitsfest im „Schwan“* in Schlitz* sehr schön verdichtet, erst vor Tagen, zunächst der Tochter vorgetragen. Danach - wie man sich denken kann - kam dann die Rede an den Mann, enthaltend sieben Ehepflichten, nach denen tunlichst sich zu richten, geraten wird. - Hier kommt sie schon, die Rede an den Schwiegersohn: „Mit Mirkos* Pflichten geht es weiter, doch bitte nehmt sie leicht und heiter! Im Grunde, auch wenn’s anders scheint, ist alles nicht so ernst gemeint! Ich habe nur der Pflichten sieben nach Schweregraden aufgeschrieben: Hier ist - im Aufwand noch ganz schlicht - des Schwiegersohnes erste Pflicht: Er sei für seinen Schwiegervater bei Renovierung ein Berater, wenn der in jedem dritten Jahr Tapeten, die die Enkelschar mit kleinen Fingern abgescheuert, in seinem kleinen Haus erneuert. Warum? Das wird man schnell versteh’n: Weil Schwiegerväter schlechter seh’n die Muster und der Farben Töne als unbebrillte Schwiegersöhne. Die zweite Pflicht schließt hier sich an: Weil ich nicht Leiter steigen kann, wird dann von Mirko auch erwartet, dass er die Renovierung startet... und schließlich durchführt - voll und ganz! Bis alles strahlt in neuem Glanz! Die dritte Pflicht betrifft den Wagen: Der braucht in seinen alten Tagen so hin und wieder eine Spur von Wasser, Shampoo, Politur im Auto drinnen und auch draußen. Glänzt alles innen und auch außen, darf Mirko gern noch Tanken fahr’n! Zu einer „Freien“, wo wir spar’n! Ich sag’ es, ohne mich zu zieren: Die vierte Pflicht ist das Chauffieren. Der ält’re Mensch fährt nicht mehr gern, da liegt es nah’ am Tag des Herrn, den lieben Schwiegersohn zu dingen, uns früh zum Gottesdienst zu bringen. Als Lohn darf er auch mit hinein. Es wird für ihn nicht schädlich sein! Pflicht fünf betrifft nun unsern Garten. Der Rasenmäher ist zu warten, Geräte, die man viel benutzt, benötigen, dass man sie putzt. Im Herbst ist gründlich umzugraben. Die vielen guten Erntegaben, die Beerenfrüchte ohne Zahl, sind einzukochen fürs Regal, auch sind, es lässt sich nicht vermeiden, die Bäume fachgerecht zu schneiden. Und bist du, Mirko, schon beim Schnitt, stutzt du auch gleich die Hecken mit. Wir nähern uns der Pflichten Ende. Hier macht die Liste eine Wende: Pflicht sechs, ihr wartet sicher drauf, nimmt jetzt konkret die Ehe auf: Du kannst dem Schwiegervater trauen, der Männer Führung haben Frauen! So ist es, wenn ein Mann nicht hört, ein Fakt, der stets nur hemmt und stört. Doch umgekehrt wird unser Hören, die Seele einer Frau betören. So also Mirko, zög’re nicht: Das „Hören“ ist die höchste Pflicht! Hier kommt die Pflicht mit Nummer sieben: Sollst meine Tochter innig lieben, sollst zärtlich sein und sie versteh’n, die kleinen Mängel überseh’n, sie allezeit auf Händen tragen und immer erst Angela* fragen! Sieh zu, dass du ihr Freude machst und wenn sie dich mal ärgert, lachst, lass Blumen sprechen und Geschenke. Vor allem anderen bedenke - ich weiß es lange schon genau: Wir sind nur stark durch unsre Frau!“ - Hab’ Dank, Freund Hans, für deine Rede, die wohl nicht jeder und nicht jede am Ende unterschreiben wird. Doch glaub’ ich fest und unbeirrt: Sie zu befolgen, wie ich’s sehe, dient einer guten jungen Ehe (und auch, was man ja oft vergisst, dir, wenn du Schwiegervater bist!). Manfred Günther * Eigennamen und Ortsnamen verändert! Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 72