Wie man’s macht... (Teil 7) ...dass eine Heiratsanzeige Erfolg hat Die Reihe, die die Leser lieben, kommt hier bereits in Folge „sieben“ und sagt uns wieder, „Wie man’s macht...“. Sie ist heut’ für den Mann gedacht, den Mann, der seine Lebensbürde sehr gern gemeinsam tragen würde, mit einer Dame, die ihn liebt, zur Ehe ihm das Jawort gibt, in guten und in schlechten Zeiten, ihn lebenslänglich zu begleiten, ihm Hilfe, Halt und treu zu sein. Nur wie, wie fädelt man das ein, besonders, wenn man zwar erfahren, doch nicht mehr gar so jung an Jahren? Wenn alle Werbung, die man trieb, bis heute ganz erfolglos blieb (was auf die Dauer deprimierend, entmutigend und sehr frustrierend und seelisch stark herunterzieht)? - Hier kommt, was mir ein Mann verriet, der lange Jahre auf Plakaten, in vielen hundert Inseraten in Zeitungen, im Internet, bei REWE auch am Schwarzen Brett, sich sehr um eine Frau bemühte. Er steht in seines Lebens Blüte, ist dreiundvierzig und heißt Fritz*, hat Bildung, Hirn und Mutterwitz, besitzt ein Haus und einen Wagen, ist verbeamtet, kann nicht klagen und hatte doch, denkt er zurück, in Liebesdingen wenig Glück... Doch trat der Fritz nun - wie erfreulich! - mit einer Rosalinde* neulich hinaus aus seinem Einsamsein und in den Stand der Ehe ein. Auch hierzu half das Inserieren! Doch nicht das eitle Renommieren, mit dem man laut sein Wesen rühmt, um maßlos, stolz und unverblümt sich als ein Held herauszustreichen und so die Meinung zu erreichen, man wäre wohl ein Supermann. Die Art von Werbung kommt nicht an! - Doch hört, was Fritz nun selbst berichtet (ich hab’s in Vers und Reim verdichtet): „Zur Brautschau, als ein Mann der Tat, gab’s einst nur eins: das Inserat. Was immer ich darin geschrieben, war stark geschönt und übertrieben! So las man oft den Satz von mir: ‘Ich geh durch dick und dünn mit dir!’ Dabei ist doch ein ruhiges Leben ganz ohne Hektik mein Bestreben. Auch schrieb ich gern, ich wäre ‘schlau’! Doch nicht die Schläue sucht die Frau bei einem, dem sie sich verbindet. Es scheint, der Frau’n Int’resse schwindet, je mehr man auf sein Gutes weist und so sich selber lobt und preist, denn Selbstruhm kann die Frau nicht leiden, drum fing ich an ihn zu vermeiden! Die Inserate war’n seitdem mir selber zwar nicht angenehm, doch viel gelesen bei den Damen. Zahlreiche Angebote kamen, wo früher nie ein Echo war. Schnell wurde also eines klar, Erfolg hat bei der Selbstbeschreibung nicht Über- sondern Untertreibung! So war nun künftig dies mein Plan: Du schreibst jetzt wie ein Blödian, betonst die Mängel, Fehler, Macken: Du kannst nicht kochen, kannst nicht backen, bist hässlich wie ein Marabu, faul und gefräßig noch dazu, hast Doppelkinn und Säbelbeine und ein Benehmen wie die Schweine. Verschweige, was dein Vorzug ist und dass du Staatsbeamter bist. Sag’ nichts von Klugheit oder Schläue, doch sprich durchaus von deiner Treue. Kein Wort von Auto, Haus und Yacht und was dein Aktienkonto macht. Auch darfst du keinesfalls erwähnen, du kaust noch auf den zweiten Zähnen! So malst du für die Frau ein Bild, (es stimmt sie mitleidsvoll und mild) von einem Mann, der arm und hässlich, drum längerfristig sehr verlässlich, doch leider auch ein rechter Tor! Das lockt bei Frauen das hervor, was Forscher gern ‘Instinkte’ nennen, so wie wir sie bei Müttern kennen und wie sie eine Glucke zeigt. Das macht die Frauen dann geneigt, sich grade Männer zu erwählen, die nicht zu den Perfekten zählen, die vielmehr schwach und hilflos sind. Dann werden Frauen völlig blind für das, was Männer wirklich bieten! Sie wollten Dumme, wollten Nieten, doch kriegen nach der Heirat dann, das, was wir sind: ein Supermann!“ - Fast kann ich mir ein Schlusswort sparen: Wenn Frau’n als Ehefrau erfahren, dass sich der Mann als Hering schuppt und sich als toller Hecht entpuppt, dann sind sie wahrlich nicht betrogen! Wer untertreibt hat nicht gelogen! Er zeigt - ganz ohne Eitelkeit - nur männliche Bescheidenheit! Manfred Günther * Namen verändert! Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 67