Budgetierung (Teil 2) ...womit man sie vergleichen kann Nicht nur als Zubrot und Verzierung, geht’s heut’ nochmal um Budgetierung. Ihr wisst doch wohl noch, was das ist?: Die Grenze, die dem Arzt bemisst, was ihm erlaubt ist zu verschreiben. Gelingt’s ihm, drunter nicht zu bleiben, dann zahlt er selber, bitte sehr, die vollen Kosten für das „Mehr“. - Ihr sollt, wenn wir jetzt weitergehen, den Wahnsinn dieser Sache sehen. Das klappt recht gut, wenn man vergleicht: Ein Trupp der Feuerwehr erreicht den Ort, wo Haus und Scheune brennen. Ein Mann, wir woll’n ihn Reiner nennen, beginnt, dass er die Flammen dämpft, mit seiner Spritze. Ja, er kämpft wie aus der Mannschaft sonst kein zweiter. Da kommt zu ihm der Einsatzleiter und spricht ihn von der Seite an: „Du bist schon nah am Limit dran! Du weißt, für jedes Brandgeschehen sind tausend Liter vorgesehen. Was drüber ist, geht ab vom Lohn! Neunhundertsiebzig sind es schon! Drum rat’ ich dir, den Rest einstweilen zum eignen Besten einzuteilen und bei eintausend hörst du auf!“ Wie ist der weitere Verlauf? Wird Reiner seinen Kampf beenden? Lässt mit dem „Rest“ das Blatt sich wenden? Wir ahnen es, doch wissen’s nicht. - Ein zweites kleines Beispiel spricht von Budgetierung bei Frisören. Die Innung ließ sich neulich hören: Man schlage dies Verfahren vor: Trägt wer die Haare überm Ohr, dann gilt als Zeitwert zehn Minuten. Ist’s kürzer noch, muss man sich sputen, dann sind nur sieben angesetzt. Bei halben Glatzen wird gehetzt, die Zeit reicht kaum um abzustauben. Selbst Föhngebrauch und Trockenhauben geh’n samt und sonders auf die Zeit! Da kommt so ein Frisör nicht weit, was wir im Vers belegen wollen: Herr Meier, achtzig, trägt noch vollen, recht langen Schopf nach Mozart’s Art. Darunter rauscht ein Rauschebart... Macht nach Budget, pro Kopf und Kunde für Schopf plus Bart ‘ne Viertelstunde. Er sitzt in „Marios Salon“, wünscht Haareschneiden und Fasson für seinen Bart, auf dem vom Kochen der Speiseplan der letzten Wochen recht klar, doch ungeordnet steht. Der Altgeselle Detlev geht mit seiner Schere schon zu Werke. Der „schöne Schnitt“ ist seine Stärke, nur leider geht’s nicht schnell genug. Die linke Seite ist am Zug, die rechte ist noch unbeschnitten. Da kommt der Chef: Er möchte bitten (wobei er seine Stimme senkt), dass Detlev das Budget bedenkt, er hätte nur noch 12 Sekunden. Er wisse doch, dass man den Kunden den Festpreis nur berechnen kann. Gleich fingen die Minuten an, für Zeitverzug und Sonderposten... die gingen voll auf Detlevs Kosten! Jetzt hat, was gar nicht angenehm, Geselle Detlev das Problem, wie jüngst der Feuerkämpfer Reiner. Nun gut, der Schaden ist viel kleiner, denn beim Frisör verbrennt kein Haus! Herr Meier sieht zwar seltsam aus mit schon gekürzter linker Seite. Doch reicht ja, kämmt man in die Breite, der rechts noch lange Mozart-Schopf als Deckung für den linken Kopf! - Ein drittes Beispiel ist recht heftig, zeigt aber deutlich, wenn auch deftig, wohin die Budgetierung führt, wenn kein Verantwortlicher spürt, wie falsch es ist in allen Sachen, die Menschen alle gleich zu machen, als wäre da kein Unterschied. Das Beispiel stammt aus dem Gebiet, wohin wir nicht so gerne gehen, wo Schilder „Damen“, „Herren“ stehen und uns zumeist ein Rühren treibt. Doch keine Angst, mein Dichten bleibt diskret im Dunstkreis der Toilette, der Urinale und Klosette, die jede Klein- und große Stadt meist „öffentlich“ im Zentrum hat. Wir denken uns, dass grad zwei Damen, die Liese und die Babs mit Namen (nach langer Suche herzensfroh!) betreten solch ein Damenklo... Was jetzt geschieht, bleibt im Geheimen. Es geht erst weiter mit dem Reimen als Babs bemerkt, dass sie anstatt der Rolle nur ein Blättchen hat... Sie meldet’s nebenan der Liese. „Ganz wie bei mir“, bestätigt diese. Wonach nun beide im Verein, laut hörbar nach der Klofrau schrei’n. Die kommt und kann den Fall erklären: Sofern sie nicht zufrieden wären..., das „eine Blatt“ sei die Idee des Bürgermeisters. Das Budget erlaube - auch wenn’s Nutzer wollen - nur Blätter, keine vollen Rollen, das heißt: für jeden gibt’s nur eins und drüber gibt es leider keins, denn dieses muss die Klofrau löhnen. Doch könne man sich leicht gewöhnen: Mit einem Blatt wär’s gar nicht schwer, im Grunde brauche man nicht mehr! - Hier ist nun weiter nichts zu sagen. Ihr fragt, wer ist hier anzuklagen und wer zur Rechenschaft zu zieh’n? Ein Tipp: Sie sitzen in Berlin! Manfred Günther Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 56