Budgetierung (Teil 1) ...oft gehört, aber was ist das eigentlich? Schon viele Menschen mussten spüren, wohin Politiker uns führen, wenn eines nur noch wichtig ist: Das Sparen in ganz kurzer Frist und ohne lang zu überlegen, ob man vielleicht auf andren Wegen nicht ganz so schnell, nicht ganz so leicht, doch mit Vernunft das Ziel erreicht. Meist geht man lieber den bequemen, den breiten Weg, es dort zu nehmen, wo Alte, Arme, Schwache sind. Für die Proteste taub und blind, bleibt man dabei für viele Jahre. Liegt die Reform dann auf der Bahre, dann fängt mit einem neuen Mann, dasselbe Spiel von vorne an und wird, so ist es leider immer, kein bisschen besser, nein, noch schlimmer! - Ich denke, wir sind jetzt soweit für ein Exempel dieser Zeit: Ihr sollt von Budgetierung lesen, ein Ding aus dem Gesundheitswesen, das in Berlin, soviel ist klar, man einst im Drogenrausch gebar. Doch hört, worum sich’s dabei handelt: Wir denken uns, Franz Schneider wandelt zu seinem Hausarzt Doktor Dahl. Es ist das Ende vom Quartal, vielleicht im März die letzten Tage... Leicht kommt ein Arzt hier in die Lage, dass er auf dem, was er verschreibt, (rein kostenmäßig!) sitzen bleibt. Das nämlich heißt zu budgetieren: Das Kostenpensum einzufrieren, nicht nach Bedarf, nein, konsequent auf eine Summe pro Patient. Hat so ein Doktor viel verschrieben und vom Budget* ist nichts geblieben, so muss er, auch wenn’s nicht gefällt, auf eig’ne Rechnung, eig’nes Geld, was er verschreibt, dann selbst begleichen. So ist’s der Budgetierung Zeichen, ganz anders als man sich das denkt: Der Doktor nimmt nichts, nein, er schenkt! - Zurück zu Franz, der will soeben sich in die Praxis Dahls begeben, da sieht er, was am Eingang steht: „Auch wenn ihr mich durchs Fenster seht, ich mache Urlaub tief im Süden. Weil Ärzte Ende März ermüden, hat auch zu klingeln keinen Zweck! Auch andre Ärzte sind grad weg, den Gang zu ihnen könnt ihr sparen, sie sind wie ich mal weggefahren, die Budgetierung ist der Grund, drum habt Geduld und bleibt gesund!“ - Was macht nun Franz? Was soll er machen? Ihm ist zum Weinen, nicht zum Lachen, es tut ihm Hals und Rachen weh... (Dass niemand hilft, liegt am Budget und trifft nun ihn als Teil der Masse, die meist die Opfer der Erlasse von Leuten sind, die’s nicht betrifft!) Er liest nochmal des Doktors Schrift, doch kann und kann es nicht verstehen! Durchs Fenster ist Herr Dahl zu sehen, er ist im Urlaub und doch da und seine Hilfe scheint ganz nah, doch ist für niemand zu erreichen. - Beim nächsten Mal woll’n wir vergleichen (nur so zu denken, fällt schon schwer!), wie wär’ das bei der Feuerwehr, wenn man das Spritzen budgetierte und nicht das Löschen honorierte, vielmehr dass einer Wasser spart? Zwei weit’re Dinge dieser Art wird dann Teil zwei im Vers verdichten. - Noch eins: Ich bitt’ euch zu verzichten, dass ihr nun Zank mit Ärzten sucht. Was ihr als deren Schuld verbucht, kommt her von Politik und Kassen! Die haben das Budget erlassen! Und ist es dann vielleicht verkehrt, wenn - auch für euch! - der Arzt sich wehrt? Manfred Günther * Budget (sprich: Büdchee) = eine bestimmte Menge Geld, die ausgegeben werden kann Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 55