Advent 2 Was soll man schenken? Noch ist es Zeit, daran zu denken und dieses Jahr mal das zu schenken, was wirklich echte Freude macht! Wie war’s denn letzte Heil’ge Nacht mit wohl den meisten Weihnachtsgaben, die wir zum Fest erhalten haben? Und dann, mal andersrum gefragt, hast du, hab’ ich nicht auch versagt, indem wir vorher kaum bedachten, wem wir denn was zur Gabe machten? Ins Kaufhaus rein und schnell, schnell, schnell! Doch war es wenig or’ginell, was an Ideen dem Hirn entsprossen und was wir unsern Hausgenossen dann schließlich untern Baum gelegt. Hat’s die Beschenkten denn bewegt, vor lauter Freude an den Dingen wie toll im Raum herumzuspringen? War’s nicht vielmehr, wie’s immer war, wie stets zur Weihnacht, jedes Jahr?: Die Frau schenkt ihrem lieben Gatten, ein Feuerzeug und zwei Krawatten. Im Gegenzug schenkt er, wie nett, ‘nen Besen und ein Messerset. Für Opa gibt es Lesefutter. Ein Deckchen für die Schwiegermutter für ihren Tisch (- das siebte schon!). Aus Rache (?) kriegt der Schwiegersohn fünf selbstbestickte Taschentücher. Den Kindern schenkt man Füller, Bücher und manches, was man „brauchen“ kann. Und „brauchen“ gibt das Stichwort an, warum wir nicht, man kann’s ja spüren, mit unsern Gaben Herzen rühren, denn immer fällt zuerst uns ein, Geschenke müssten „brauchbar“ sein und „praktisch“ auch, gut zu „verwenden“. Dies Denken sollte langsam enden, denn einer, der so denkt, liegt schief. Wir werden endlich kreativ und schenken nicht mehr nur nach Nutzen, nichts zum Gebrauchen, Fegen, Putzen - ob’s Böden oder Nasen sind. Es weiß doch schließlich jedes Kind, dass in den Herzen, im Geheimen auch noch ganz andre Wünsche keimen als die nach einem Taschentuch, nach Besen, Messerset und Buch. Und diese gilt es aufzuspüren! - Um beispielhaft dorthin zu führen, trag’ ich für euer Herz und Ohr hier einige der Wünsche vor, die tief im Innern eurer Lieben vielleicht schon lange aufgeschrieben: Hier sind zwei Gaben für die Frau: Statt Besen eine Modenschau, ein Tanzkurs über zwanzig Stunden. Auch was für ihn ist rasch gefunden: Zehn Runden auf dem Nürburgring! Der Opa kriegt kein Buch, kein Ding, vielmehr ‘nen Kurs Computerkunde. Bald schlägt auch Omas Freudenstunde: An Deckchen hat sie längst genug, ihr schenkt ihr einen Drachenflug! Wobei...es wird sich sicher lohnen, hier „Drachen“ nicht so zu betonen, weil grade Schwiegermüttern leicht im Alter der Humor entweicht. Dagegen wird man richtig liegen, steht auf dem Gutschein „Tandemfliegen“, was man, so hat es sich bewährt mit „Flug per Huckepack“ erklärt. Zuletzt für Kinder noch der Knüller: Statt Büchern, einem neuen Füller, gibt’s, was ein Kind viel lieber mag: am Samstag stets Familientag, an dem die Eltern sich bequemen, mit Kindern was zu unternehmen. Bei schönem Wetter geht’s hinaus, bei schlechtem bleibt man halt zu Haus, doch wird ganz eisern festgehalten, den Tag gemeinsam zu gestalten. - Jetzt fehlt noch, dass ihr’s ausprobiert, dann ist die Freude garantiert! Manfred Günther Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 49