Advent 1 Was macht man so in diesen Wochen? Die schöne Zeit ist angebrochen; ich habe Menschen angesprochen, was, seit das erste Lichtlein brennt, sie denn so treiben - im Advent? Die erste Antwort, die ich hörte, war die von Hans und Gattin Dörte, sie Rentnerin, er Pensionär: „Was schön in diesen Wochen wär’?“ „Da fällt mir ein“, meint Hans, „erfreulich war ein Gespräch vor Karstadt neulich...“ „Ach, ja“, sagt Dörte jetzt und lacht, „das hat uns wirklich Spaß gemacht!“ Und schon ist Hans nun beim Erzählen: „Sehr wichtig ist: Wir beide wählen zum Einkauf stets den Nachmittag, wenn’s richtig voll ist, denn ich mag beim Weihnachtsbummel das Gedränge, die Hektik und die große Enge, die erst nach Arbeitsschluss entsteh’n, wenn Hinz und Kunz durchs Kaufhaus geh’n. Da lernt man gut an solchen Plätzen, des Ruhestandes Ruhe schätzen! - Nun, neulich nach dem Einkauf stand ein Polizist am Straßenrand, er war befasst mit Knöllchen* schreiben. Er sieht nicht, dass wir stehen bleiben und hört auch nicht auf unser Wort: ‘Wir war’n nur fünf Minuten fort, wie wär’s, wenn Sie mit Pensionären und Rentnern einmal gnädig wären?’ Der Polizist dreht sich nicht um, bleibt vielmehr unbeeindruckt stumm! Jetzt bringt sein Schweigen mich in Rage: ‘Sie haben’, sag’ ich, ‘die Visage von was, was grunzt! Es reimt auf Stein.’ Der Polizist schaut zornig drein, prüft gründlich das Profil der Reifen, dann sieht man ihn sein Blöckchen greifen, schon hat er, was uns nicht gefällt, das zweite Knöllchen ausgestellt, wonach sich Dörte an ihn wendet mit einem Wort, das damit endet, worauf beim Golf der Golfer zielt, wenn er beim Spiel das Grün bespielt. Der Polizist schweigt weiter stille, kratzt sich am Kopf, putzt dann die Brille, zückt seinen Stift und schreibt nach zwei jetzt schon am Knöllchen Nummer drei und klemmt es an die Vorderscheibe..., wonach ich’s auf die Spitze treibe: ‘Sie sind, was klar am Tage ist, ein richtig dummer Polizist und haben - Folge von Umnachtung! - vor alten Menschen keine Achtung, wenn diese beim Geschenkekauf, trotz Hetze und trotz Dauerlauf, mit starkem Stechen in den Seiten, die Parkzeit etwas überschreiten!’ Der Polizist, die Stirne kraus, schreibt prompt den vierten Zettel aus. So ging’s, wir war’n ja nicht in Eile, im Hin und Her noch eine Weile: Wir brachten’s auf der Knöllchen acht! Den Schluss hat Dörte dann gemacht, indem sie sagte: ‘Hans, ich meine, wir machen uns jetzt auf die Beine! Du siehst doch, dass bei diesem Mann, kein Mensch etwas erreichen kann! Wie gut, dass wir’s uns lang schon sparen, per Auto in die Stadt zu fahren, das gibt nur Ärger und Verdruss! Komm, lieber Mann, gleich geht der Bus!’“ Manfred Günther * Knöllchen = volkstümlich für Strafzettel Hinweis: Es gibt 2 Bücher mit je 100 solcher Gedichte beim Autor und einigen örtlichen Verkaufsstellen! Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 48 Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 48