Nächtlicher Friedensschluss (Teil 1) oder: Ein Glas für zwei Die Sache heut’ ist ungelogen nicht aus des Dichters Hirn gezogen, sie ist vielmehr (fast!) so passiert, wie sie der Autor hier notiert. Nur konnt’ er’s wieder Mal nicht lassen, sie dramaturgisch so zu fassen, dass man - und anders als gedacht! - im zweiten Teil am Schluss erst lacht. Doch woll’n wir jetzt zunächst beginnen: Um sein Vertrauen zu gewinnen, lädt Pfarrer Hain aus Hohenstein* sein neues Presbyterium** ein, mit ihm im Freizeitheim in Bingen*, ein Wochenende zu verbringen, zwei volle Tage - kostenlos! Meist ist das Interesse groß, kann einer wo sich Kosten sparen und so auch hier. Um mitzufahren steh’n alle bald beim Pfarrer an. Am Ende sind es sechzehn Mann mit sieben Frauen inklusive. Das Tagungsthema „Die Motive, warum ich bei der Kirche bin?“, ist Presbyter und -byterin lang vor der Freizeit zugegangen. So hindert nichts, gleich anzufangen... denkt man, doch ist’s ja fast schon acht und Freitag, draußen wird’s schon Nacht, wer will da ohne Zeitverlieren denn schon das Thema diskutieren? Erst wird der Gruppenraum gefegt, im ersten Stock ein Bett belegt, dann prüft man liegend noch sein Bettchen, raucht draußen noch ein Zigarettchen, schaut nach der Dusche und dem Klo (sie existier’n, was ist man froh!), dann geht’s noch schnell ans Abendessen (zwei Stunden braucht’s, dann ist’s gegessen). Doch kurz nach zehn beginnt sie schon, die erste Thema-Diskussion. Als erster spricht Presbyter Heiner, ein halber Glatzkopf, ein sehr kleiner, ganz rotgesichtig ist er auch mit ziemlich großem Kugelbauch... Nun jedenfalls, er wagt zu sagen, was andre nur zu denken wagen: „Warum ich bei der Kirche bin? Das hat vor allem diesen Sinn: Ich finde, was die Pfarrer machen in der Gemeinde und die Sachen, die, wie man weiß, verpflichtend sind: Seelsorge, hie und da ein Kind zur Taufe oder eine Leiche und noch die andern Amtsbereiche, nebst der Verwaltung und der Predigt ist alles doch ruck - zuck erledigt und füllt beileibe nicht die Tage! Die Antwort auf die Themafrage ist also dies: Ich bin dabei, um Schlendrian, Faulenzerei, in unsrer Kirche auszumerzen!“ Der Pfarrer greift sich nach dem Herzen, was jetzt ihm gleich manch andrer tut. Auch findet keiner mehr den Mut, die eignen Gründe anzusprechen. Vielmehr beschließt man abzubrechen, es wär’ ja „morgen noch ein Tag“! Man geht zu Bett. (Mit dem Ertrag des ersten Abends jetzt zu schlafen, ist nicht dem Hirten, nicht den Schafen vergönnt. Nur Heiner findet Schlaf und träumt von sich als schwarzes Schaf!) - Wie die Gespräche weitergehen? Ihr sollt’s in einer Woche sehen! Bis dahin rätselt, was ihr denkt, dass es am Schluss zum Guten lenkt: Was für ein „Glas“ bringt wohl am Ende bei „Nacht“ den „Frieden“ und die Wende?*** - Ich glaube, ihr kommt nie darauf! (Doch gebt deshalb nicht gleich schon auf!) Manfred Günther * Eigen- und Ortsnamen sind geändert ** Presbyterium (lies hier Presbüterjum) = Kirchenvorstand, die Mitglieder heißen PresbyterIn *** Wer mag, kann mir seine Lösung schreiben: pfr.guenther@onlinehome.de Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 44