Ehe mit oder ohne... Bringt’s der Trauschein? Um mal von den ernsten Themen eins genauer vorzunehmen, kommen heute Fragen dran, die recht oft von Frau und Mann (so von Walter und von Sonja, Waldemar, von Fritz und Ronja, auch von Carmen und von Knut, neulich erst von Heinz und Ruth) mir schon mündlich vorgetragen: Immer wieder musst’ ich sagen, was für mich als besser gilt: Heirat oder „Ehe wild“? Braucht man auf den Lebenswegen nur den Trauschein? Ist der Segen, den der Pfarrer uns erteilt, etwas, was uns hilft und heilt, kommt die Ehe in die Krise? Andre Fragen noch wie diese, werden, was mir gut gefällt, heute wieder oft gestellt, wie mir scheint, ein gutes Zeichen! Um die Frager zu erreichen, dient mir, so wie früh’r schon oft, dies Gedicht. Doch dem der hofft, wieder gäb’s auch was zum Lachen, kann ich keine Hoffnung machen, denn das leuchtet sicher ein, heute kann’s nicht heiter sein! Doch bevor wir gleich beginnen, schwör’ ich Lesern, Leserinnen: Diesmal nur geht’s um Moral, lustig wird’s beim nächsten Mal! - Zweisamkeit, wie ich es sehe, führt notwendig in die Ehe. Tut sie’s nicht, dann fehlt uns was: nicht der Trauschein, nicht der Spaß, nein, es fehlt das Trauversprechen, unsre Ehe nicht zu brechen, wie es vor dem Traualtar öffentlich zu hören war. Dieses „Ja, ich will“ ist wichtig, nicht wie viele meinen nichtig, weil es einer Ehe nützt und die Partner davor schützt, dass sie auseinander laufen, statt zusammen sich zu raufen. Schneller sagt man: Es ist aus!, rascher geht man aus dem Haus, ist man durch kein Wort gebunden. Die Verletzungen und Wunden, heilen oft in Jahren nicht. Auch ein Trauversprechen bricht. Auch was vorm Altar beschworen, geht vielleicht uns fast verloren, Aber immer hält ein Rest Zuneigung am andern fest, ja, auch Liebe und Vertrauen. Diese wieder aufzubauen, hilft uns dann der Treueschwur. Leben zwei zusammen nur, ohne sich durchs Wort zu binden, ist, wenn’s ernst wird, nichts zu finden, was, wenn alles stürzt und fällt, dann als letzter Anker hält. Dieser Anker heißt „Gewissen“, doch man wird ihn wohl vermissen, sitzt nicht er bei uns im Boot, der, wenn Wind und Wetter droht, Macht hat, mittels Wort und Willen, Wellengang und Sturm zu stillen. Das jedoch tut er nur dann, ruft man ihn um Hilfe an. - So, ich will für heute schließen. Lasst euch bitte nicht verdrießen, weil es heute ernster war. Nächstes Mal leg’ ich euch dar, wie den Alltag unsrer Ehen wir zusammen gut bestehen. Dann ist wieder Raum und Zeit für Humor und Heiterkeit! Manfred Günther Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 41