Wie man’s macht... (Tipp 4 - Teil 1) ...dass sie einem die Äpfel nicht klauen Im vierten Tipp geht’s hier und heute um Gartendiebstahl und um Leute, für die - es mag genetisch sein - die Unterschiede „mein“ und „dein“ und die von „mir“ und „dir“ nicht gelten. Nun ist das Gott sei Dank recht selten, doch ist’s für den, dem man das Kraut, die Rüben oder Äpfel klaut eins von den größten Ärgernissen. Was aber tut man, wollt ihr wissen, dass solcher Diebstahl unterbleibt? - Herr Gottlieb S., ein Pfarrer, schreibt mir neulich folgende Geschichte, die ich, so wie Ihr’s kennt, verdichte. Ihr merkt daran gewiss schon bald: Man ruft nicht einfach nur mal „Halt!“, wenn Diebe unsre Äpfel klauen. Und auch auf Einsicht zu vertrauen, geht leider nicht erfolgreich aus: „In meinem Garten vor dem Haus“, so schreibt Herr S., „steh’n Apfelbäume. Wovon ich jahrelang schon träume, ist endlich diesen Herbst gescheh’n: An allen Bäumen war’s zu seh’n, dass wenn wir Gottes Schöpfung pflegen und er uns hilft mit seinem Segen, sehr reichlich auch die Frucht gedeiht! Vor Tagen nahte sich die Zeit, die reifen Äpfel, die begehrten, zu pflücken und dann zu verwerten. Nun ist es früher schon passiert, dass Diebe gänzlich ungeniert, des Nachts in meinen Garten traten, um dort mit frevlerischen Taten, die Frucht zu pflücken - Baum um Baum. Am Morgen war mein Apfeltraum nur noch ein Schaum und leer die Bäume. Mit Sack und Leiter war’n die Träume nach Apfelmus und Apfelsaft, Gesundheit durch der Äpfel Kraft wie Dunst im Morgenwind zerstoben. Hier half kein Zetern und kein Toben. - So malte ich auf einem Schild in diesem Jahr ein buntes Bild von Äpfeln, Kraut bis hin zur Zwiebel und einer aufgeklappten Bibel. Darüber ließ ich etwas Platz und schrieb dorthin den kurzen Satz zur Hinderung des Diebstahlfalles: ‘Denkt dran, der liebe Gott sieht alles!’ Lag’s wohl daran, dass man’s nicht las? Erhöhte noch mein Schild den Spaß? Nun jedenfalls des Morgens frühe sah man, vergeblich war die Mühe: Das Obst war weg, doch hing das Schild mit meinem selbstgemalten Bild zur Hinderung des Diebstahlfalles: ‘Denkt dran, der liebe Gott sieht alles!’ Doch drunter stand der Diebe Sicht: ‘Er sieht’s, doch er verrät uns nicht’! - So will ich heut’ den Dichter fragen, vielleicht ja können Sie mir sagen, was bei dem Schild mein Fehler war und was ich tue - nächstes Jahr?“ Herr Pfarrer S., der mir geschrieben, ist ohne Antwort nicht geblieben! Ich schrieb zurück, gab meinen Rat, Vielleicht folgt nächstes Jahr die Tat. So also muss ich mich nicht eilen, den Tipp den Lesern mitzuteilen. Das heut’ zu machen, wär’ nicht klug, denn das Gedicht ist lang genug! Manfred Günther Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 39