Welträtsel 1 Die Klo-Prozession der Frauen In loser Folge sollt ihr lesen, was mir ein Rätsel stets gewesen. Doch nicht nur mir! In diesem Fall schrieb mir aus Lich, Karl-Reinhard Dall: „Herr Günther, darf ich’s einmal wagen, hier eine Frage vorzutragen, die sich für mich schon lange stellt? Warum ist’s in der Damenwelt bei Jubiläen oder Festen, bei Feiern mit Geburtstagsgästen, wenn’s Essen und auch Trinken gibt - und nur bei Frauen! - so beliebt, dann nach der Mahlzeit aufzustehen, sich lang im Saale umzusehen, um - wohlgemerkt! - nach andern Frau’n mit gleichem Vorsatz auszuschau’n? Der Vorsatz heißt: Auf zur Toilette! Wobei - da halt’ ich jede Wette! - die Frau hier anders als ein Mann, geheime Zeichen geben kann! Es dauert nämlich nur Sekunden, da hat sich eine Schar gefunden von Frauen, Stücker acht bis zehn, um rudelhaft zum Klo zu geh’n. Und hier, Herr Günther, will ich wissen, was Frau’n, geh’n sie allein, vermissen? Mal so gefragt: Was ist der Grund für den spontanen Damenbund von Menschen, die sich oft nicht kennen und die sich nicht beim Namen nennen? Wie kommt’s zu dieser Prozession, die ohne Wort und ohne Ton die Schritte zur Toilette richtet? Wobei der Bund sich stark verdichtet, wenn Schar um Schar das Klo erreicht. Das ist schon technisch gar nicht leicht, den Damenandrang recht zu leiten: Es kommt zu langen Wartezeiten, was noch einmal die Frage nährt, warum sich doch der Brauch bewährt, den Gang gemeinschaftlich zu machen? Für einen Mann ist das zum Lachen, der käme nimmermehr darauf! (Im Gegenteil: Er passt gut auf, ob irgendwer wohl in der Nähe, der ihn bei der Verrichtung sähe...) Ein Mann kann’s nicht vor Publikum! Drum frag’ ich noch einmal, warum ist eine Frau so fremd geartet, dass sie den Gang mit andern startet, sich gern in Menschenschlangen drängt, sich im Klosett zu andern zwängt, um dann, wenn sich Kabinen leeren im Pulk zum Platz zurückzukehren?“ - Soweit die Frage von Herrn Dall. Sie ist fürwahr ein Rätselfall und gab auch mir schon oft zu denken! (Euch nun zur Lösung hinzulenken, berührt, da bin ich sicher, nicht, die Bindung an die Schweigepflicht.) Ich weiß es nicht durch Offenbarung, auch nicht durch eigene Erfahrung, vielmehr: Ich habe Frau’n gefragt und eine hat es mir gesagt! So hört die Antwort auf die Frage: Die Frau an sich ist in der Lage, dass sie sich zeitlich selbst enthemmt: Beim Klogang ist sie nicht verklemmt und fügt sich gerne in die Menge. Denn das Gedränge in der Enge, die Spülvorgänge Schlag auf Schlag, verhindern, was die Frau nicht mag. Der Einzelgang beim Kloverhalten bewirkt, dass Brillen schnell erkalten. Die angenehme Temp’ratur entsteht bei raschem Wechsel nur! Manfred Günther Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 38 Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 38