Ein Nachbarschaftsdrama Straßenkampf in vier Akten Der Klaus (er ist uns schon begegnet) ist reichlich mit Humor gesegnet, doch nur mit dem von solcher Art, der dann mit Witz und Scherz nicht spart, wenn diese auf die andern zielen. Ganz anders - so wie ihm geht’s vielen! - ist’s wenn der Scherz ihn selber trifft. Hört also hier in Wort und Schrift, wie’s ihm - er hatte angefangen! - am dicken Ende dann ergangen. Doch noch zuvor, es muss halt sein, führ’ ich euch kurz ins Thema ein: Es schickt im Takt von vierzehn Tagen die ZAV* den Restmüllwagen. Auch der für Plastik und Metall und für Papier kommt überall versetzt im Abstand zweier Wochen. Doch wird der Rhythmus unterbrochen, wenn mittendrin ein Feiertag, vielleicht ein Monatswechsel lag. So zählt es zu den Ärgernissen für Bürger, nie genau zu wissen, wann nächstes Mal Entsorgung ist. Doch dafür gibt’s, wie ihr wohl wisst, den Müllkalender, um zu schauen, wann wieder - ab dem Morgengrauen - die Tonne draußen stehen soll, sofern sie dran und falls sie voll. So soll es theoretisch gehen. Jedoch, statt auf den Plan zu sehen, wird meist sich, eh’ man Zeit verliert, an seinen Nachbarn orientiert, das heißt: Hat Hans die Tonne draußen, dann schiebe ich sie auch nach außen, sodass sie, fahrbahnwärts gedreht, dann pünktlich an der Straße steht, damit es, meistens noch am Morgen, auch möglich ist, sie zu entsorgen. - Hier kommt des Dramas erster Akt: Wir seh’n den Klaus im falschen Takt und früher als im Plan beschrieben, den Plastikmüll zur Straße schieben. (Tag dreizehn ist’s, ein Tag zuvor!) Jetzt hebt er kurz den Kopf empor, blickt nach den Fenstern in der Runde... Man hat’s geseh’n! Nach einer Stunde steht überall - was freut sich Klaus! - die Plastiktonne vor dem Haus - der Herdentrieb ist gut im Schwange! Doch dann, es dauert gar nicht lange, holt Klaus, er lacht dabei sich schlapp, die Tonne von der Straße ab und stellt sie in der Einfahrt nieder. - Akt zwei: Nach vierzehn Tagen ... wieder am Tag zuvor dasselbe Spiel. Doch Opfer gibt es nicht so viel. Man lernte, Klaus nicht mehr zu trauen und lieber in den Plan zu schauen. - Hier kommt Akt drei, zwei Wochen drauf, am rechten Tag - Klaus gibt nicht auf! Man sieht ihn morgens schon um sieben, den Plastikmüll zur Straße schieben ... und wieder kommt es, wie er hofft: Macht wer denselben Spaß zu oft, dann wird’s der Nachbarn Argwohn wecken und jeder meint: Der will uns necken! So war’s auch hier. Wie Klaus geplant und wie der Leser schon geahnt, verblieb bei Nachbarn, Nachbarinnen am Abfuhrtag die Tonne innen. So wurde (was den Ärger mehrt) für diesmal nur bei Klaus gelehrt. - Akt vier führt langsam uns ans Ende. Kommt jetzt des Dramas große Wende? Schlägt wohl die Nachbarschaft zurück? So ist’s! Der Schluss von unserm Stück wirkt witzig, gut und angemessen: Zwei Wochen später scheint vergessen, was Klaus den Nachbarn angetan. Die Tonnen steh’n genau nach Plan (man schaute in den Müllkalendern!) schon morgens an den Straßenrändern. Auch Klausens Tonne ist dabei. Kurz vor der Abfuhr machen zwei sich dran zu schaffen für Sekunden ... dann aber sind sie schon verschwunden und Klaus hat nichts davon geseh’n! Am Mittag, schon beim Tonnendreh’n, erscheint die Tonne sehr gewichtig! Ja, war denn der Termin nicht richtig? Ist’s möglich, dass man ihn vergaß? Na, so etwas, das ist kein Spaß, wo andre Tonnen abgefahren, alleine seine auszusparen! - Jetzt schaut er, um gewiss zu sein, in seinen Müllbehälter rein ... jedoch, was sind denn das für Possen, das Ding ist bombenfest verschlossen! Man hat, Klaus hätt’ es nie geglaubt, den Tonnendeckel festgeschraubt! Manfred Günther * ZAV = Zweckverband Abfallwirtschaft Vogelsbergkreis Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 31 Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 31