Opa sein ist herrlich! - Teil 1 Mir schrieb der Kurt aus Ober-Seemen, er trüge gern zu meinen Themen in Sachen „heit’rer Dichterei“ mal etwas über „Enkel“ bei. Und um so mehr, weil er doch meine, ich hätte selbst wohl auch schon eine, zwar noch recht kleine Enkelin. Da wär’s doch sicher ein Gewinn, wenn er erzählt - was er erfahren und auch gelernt hat in den Jahren der letzten - schönsten! - Lebensfrist seitdem er selber Opa ist. Und darum wolle er mich fragen und bitte mich, doch ja zu sagen, ob nicht sein brieflicher Bericht ein Thema wär’ für ein Gedicht, ich dürfe alles gern verwenden. - Mit seinen Zeilen in den Händen, geh’ ich recht gerne jetzt daran, den Brief, so gut ich eben kann, nach Kurts Geschichten und Berichten hier in zwei Teilen zu verdichten. - Kurt hat der Enkelkinder drei, an Mädchen ist nur eins dabei, erst zwei, das jüngste von den dreien und Kurt, man wird es ihm verzeihen, ist absolut von ihm betört. Neun Zehntel seines Briefs gehört der Enkelin, Sophie mit Namen. Denn wie sie sind, die kleinen Damen, flog ihr - kaum war sie da - im Nu die Liebe ihres Opas zu. Und bei Sophie, so will es scheinen schlägt auch das kleine Herz der Kleinen für „Opa Kurt“, wie sie ihn nennt. Doch hört, was Kurt im Brief bekennt: „Der Vaterschaft nicht zu vergleichen ist Opaschaft, die wir erreichen, sind erst die Enkelkinder da! Als Vater etwa muss man ja die Kinder leiten und erziehen, dass jeder, wenn sie gut gediehen, dann von der Mutter hören kann: ‘Das haben sie von meinem Mann!’ Doch kannst du wohl auch Fehler machen! Dann heißt es schnell: ‘Die schlechten Sachen verdankt das Kind dem Vater wohl!’ Liebt’s Alkohol, isst’s keinen Kohl und hat’s beim Rechnen Schwierigkeiten, dann kann kein Mann es je bestreiten, dass er als Vater nichts vermag (- auch wenn’s an Mutters Schwäche lag und ihrer Angst, mal durchzugreifen)! Der Makel ist nicht abzustreifen und wird beim Vater fest gemacht! Auch hast du Kinder Tag und Nacht und kannst dich nie vor ihnen retten! (Das schlägt erst um, man kann drauf wetten, wenn unsre ‘Kleinen’ dreizehn sind!) Wie anders ist’s beim Enkelkind! Sehr schön ist schon, darauf zu warten, dass unsrer Enkel Störche starten: ‘Bald ist’s soweit!’ - Man bleibt entspannt. Ein anderer ist Debütant*, der hat des Kükens Nest zu richten und übernimmt die Vaterpflichten; wir sind erst, wenn es auf der Welt als Kinderfotograf bestellt, es zu beschenken und zu lieben. Vom Säubern, Kinderwagen schieben, von Wickeln, nächtlichem Geschrei, der Fütterung mit Milch und Brei, vom Tee bereiten, Apfel reiben sind wir verschont und dürfen’s bleiben! Uns wird das Kind von Zeit zu Zeit, wenn’s duftig ist und wenn’s nicht schreit und immer nur, wenn wir das wollen und wir es einmal hätscheln sollen, ganz kurz mal in den Arm gelegt. Und wenn ein Schrei uns dann erregt, wird keine Mutter widerstreben, wenn wir das Kind zurück ihr geben. Wir nämlich sind ‘der Opa’ nur. Zum Pflegedienst hat die Natur das Amt der Eltern eingerichtet!“ - Ich schließe jetzt, genug gedichtet, erfüllt für heut’ der Zeilen Zahl. Fortsetzung folgt beim nächsten Mal!** Manfred Günther * Debütant = Anfänger, Neuling ** Nach Ostern geht es weiter! Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 26 Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 26