Rache stinkt - Teil 1 Protokoll einer Trennung Sie ist nicht heiter, die Geschichte, die ich von Ruth und Franz berichte. Auch hat sie - anders als ihr’s kennt - nichts, was man eine Lehre nennt, geeignet mein- und deinem Leben die neue Richtung anzugeben und Wege, die man gehen kann. Sie ist vielmehr (nur für den Mann!) ein Anstoß, ihn dazu zu treiben, nur ja bei seiner Frau zu bleiben! Denn geht die Ehe erst entzwei, dann zeigt sich schnell, dass sein „Juchhei!“ verfrüht ist und nicht angemessen. Denn eines hat er ganz vergessen: Dass, wenn’s um List und Schläue geht, die Frau weit über Männern steht, weil Männer, geht’s um solche Gaben, nur Bettler sind und Waisenknaben, naiv, im Streiten ungeübt, voll Einfalt, die kein Wasser trübt. - Zurück zu Ruth und Franz, den beiden: Gerade ließen sie sich scheiden, schon ist in Urlaub Franz enteilt - mit Freundin! Ruth dagegen weilt allein im Haus, um auszumisten. Sie räumt und faltet Umzugskisten und füllt sie für die Spedition. Die nämlich kommt gleich morgen schon und bringt sie in die neue Wohnung. Am Abend schließlich, zur Belohnung, bereitet Ruth ein kleines Fest, für das sie Shrimps sich kommen lässt und Kaviar und andre Sachen, um sich’s noch einmal schön zu machen im alten Haus mit Leckerei’n, mit Sekt und Wein bei Kerzenschein und einem Sack Erinnerungen ... Da kommt ganz plötzlich, nicht gezwungen, vielmehr von selbst und ganz spontan ein Einfall und der wird zum Plan! Sie lächelt wie in schönen Träumen und nimmt danach in allen Räumen die Stangen der Gardinen ab, um deren Enden nicht zu knapp mit Shrimps und Kaviar zu füllen. Am Ende der Aktion verhüllen Gardinen wieder, was sie tat. Nach einem Fichtennadelbad begibt sich Ruth wie alle braven Ex-Ehefrauen dann zum Schlafen - zum letzten Mal im alten Haus. Am Morgen muss sie früh heraus: Die Spedition schickt ihren Wagen. Schon sieht man Männer Kisten tragen und nach zwei Stunden ist’s vollbracht. Jetzt wird die Tür noch zu gemacht, dann fängt es an, das neue Leben. - Zwei Tage später: Franz kommt eben von seiner Urlaubsfahrt zurück. Er ist verliebt. Das neue Glück soll nun im alten Haus beginnen. Er dreht den Schlüssel, geht nach innen, zeigt Freundin Gabi Raum um Raum ... Die ist begeistert! Welch ein Traum: Die schöne Küche, sieben Zimmer! Der Eichenschrankwand edler Schimmer. Die Sauna und das Doppelbett, das ganze Haus so schön, adrett wie Bilder aus den Magazinen! Selbst an den Fenstern noch Gardinen, gewaschen, frisch und strahlend weiß. Die sieht die Gabi und sagt leis’: „Mein lieber Franz, das muss man sagen, wir haben keinen Grund zu klagen. Von Plünderung nicht eine Spur! Die Ex von dir nahm wirklich nur, was ihr gehörte, ganz persönlich. Das ist sehr fair und ungewöhnlich und ist, das muss man klar gesteh’n, so wie bei ihr noch nie gescheh’n! Sie hat, für mich nur schwer zu fassen, selbst die Gardinen hängen lassen!“ - Soweit vorerst. Das Zeilensoll für heute ist jetzt leider voll. Ihr wartet, bitte, sieben Tage, dann gibt’s die Antwort auf die Frage, warum, was Gabi so gefällt, sich Exfrau Ruth so fair verhält. Vielleicht probiert ihr auch beim Warten selbst Antwort auf verschied’ne Arten? An Tipps gab’s hier schon dies und das! Ahnt oder wisst ihr wohl schon was? Manfred Günther Fortsetzung folgt nächste Woche! Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 23