Eine Umfrage ... ... führt zu einer tollen Idee! Heut’ kommt (was ich nicht häufig mache!) mal ein Gedicht in eig’ner Sache. Ich habe nämlich rumgefragt, warum so selten einer sagt, ihm hätte ein Gedicht gefallen? Man hört das wohl nicht gleich von allen, doch hin und wieder wär’s schon gut und schenkte auch dem Dichter Mut, das Dichten weiter zu betreiben. Die meisten Leser aber bleiben recht stumm. Auch wer dich lang schon kennt und dich bei deinem Namen nennt, hält doch den Mund meist fest verschlossen. Macht wohl mein Dichten sie verdrossen? Drückt sich hier Desint’resse aus? Geh’n Verse schneller noch hinaus, als sie ins Hirn hineingegangen? Sind Leser nicht mehr unbefangen, steht erst der Dichter vis-a-vis*? Ist’s noch ganz anders? Schweigen sie, weil lesen eigentlich schon lange ganz unmodern und nicht im Schwange? (Wobei ein Zeitungs-„leser“ dann nur Zeitungs-„halter“ heißen kann!) - Nun jedenfalls war das die Frage an „Karl“ und „Frieda“ dieser Tage und auch „die andern“ ging ich an, ob einer mir wohl sagen kann, warum sie immer eisern schweigen und mir nicht hin und wieder zeigen, dass, was ich schreibe, auch gefällt. - Die Frage also war gestellt und Karl der erste der Befragten: Als einer der schon recht Betagten entziff’re er die Zeitungsschrift nur schwer, denn was das Seh’n betrifft, ihm fehle eine Lesebrille! Die Frieda meint: Es wär’ ihr Wille, das kein Gedicht ihr je entgeht! Wenn eines in der Zeitung steht, dann holt sie jedes Mal die Schere. Mit einem Schnipp und Schnapp vermehre sie ihren Schatz an Poesie, doch lesen ... lesen tät’ sie nie! Die dritte Antwort kam von Heiner: Er wär’ der treusten Leser einer, doch habe freitags leider nicht die rechte Zeit für ein Gedicht, weshalb er immer so verführe, dass er auf Samstag die Lektüre verschiebt, nur sei, was leider wahr, die Zeitung dann nicht auffindbar, weil Frau und Tochter samstags putzen und auch die blaue Tonne nutzen, der schönen Dichtung dunkles Grab! Der Rest der Fragerei ergab zehn weit’re Gründe, ähnlich wichtig, warum mein Dichten wohl nicht richtig die Endverbraucherschar erreicht. Doch ist mein nächster Schritt jetzt leicht, ich weiß da ein probates Mittel: Demnächst steht freitags unterm Titel des neu’sten Werks: „Mit Ratespiel!“. Dabei ist mein erklärtes Ziel, die Leser wieder mehr zu binden: In jedem Werk heißt’s Wörter finden, die, falls man richtig kombiniert und mit der Strophenzahl addiert, den Lösungscode des Spiels ergeben. Als Hauptgewinn - das ist es eben! - winkt jede Woche neu ein Benz! Ich denke, in der Konsequenz gibt’s dann (sonst fress’ ich einen Besen) auch wieder mehr, die wirklich lesen, was jeden Freitag hier erscheint. - Was hör’ ich da, ihr Leser meint, die Sache sei nicht ausgegoren? Nun ja, es fehlen noch Sponsoren für Preise und den Hauptgewinn ... das dauert noch ... Doch immerhin habt ihr, das ist der Sinn gewesen, heut’ einmal dies Gedicht gelesen! Dann hat’s ja doch etwas gebracht. (Mir jedenfalls hat’s Spaß gemacht!) Manfred Günther * vis-a-vis - sprich: „wiesawie“ = „gegenüber“ Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 16 Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 16