Der Witz vom Witz oder: Was tun, wenn man die Pointe nicht begreift? Nicht jeder Witz - so war’s hier neulich!* - wird gleich verstanden. Doch erfreulich, wenn einer, der den Witz begriff, dem andern weist, was denn der Pfiff, der „Witz“ von einem Witz gewesen. Man will das aber lieber lesen, als dass es uns ein Mitmensch sagt. Auch selten ist’s, dass einer fragt: Kannst du mir diesen Witz erklären? Das klingt, als ob wir blöde wären, zu blöd für einen Witz sogar! Doch ist es tröstlich und auch wahr: Es sind recht viele, die bei Witzen auf ihrer Leitung steh’n und sitzen. Ein Faktum, welches uns erhellt, dass mancher Hörer sich nur stellt, als hätte er den Witz verstanden! Der Trick, den diese Menschen fanden, ist stets, nur so zu tun als ob: Statt dass die Leute rufen: „Stopp, was gibt’s an diesem Witz zu lachen?“, sind sie’s, die grad verrückt sich machen mit Schenkelklopfen und Gelärm’. Ja, schier zerreißt es ihr Gedärm, so scheint der Witz den Nerv getroffen. Noch lange sind sie wie besoffen und wiehern und quieken wie verrückt, so sehr hat sie der Witz entzückt, den eigentlich sie nicht verstehen. - Wir fragen uns, wie kann das gehen? Was macht den Trick im Grunde aus? - Die Frage geht zunächst an Klaus**, ein Mann, der zugegeb’nermaßen, wenn andere mit Witzen spaßen, nicht immer (ehrlich!) lachen kann. Und doch: Er stellt sich immer an, als wär’ der Scherz, den einer machte (auch wenn ansonsten keiner lachte und den er selber nicht verstand!), der allergrößte Witz im Land und wert, die Fassung zu verlieren und Herzattacken zu riskieren! Hört hier aus Klausens eig’nem Mund des falschen Lachens Hintergrund: „Ich stelle mir, wenn einer witzelt, stets vor, dass meine Frau mich kitzelt am linken Fuß, vielleicht am Bauch, am Arm und an den Achseln auch. So kommt’s, ist dann der Witz zu Ende, dass ich mit viel Gelächter blende; es bricht wie Dampf aus mir heraus.“ So also geht der Trick bei Klaus! - Doch woll’n wir jetzt auch noch bei Frauen, nach Quellen falschen Lachens schauen und fragen nach bei Ann-Christin**: „Das Lachen, heißt’s, ist Medizin, drum lache ich auch furchtbar gerne! Doch manche Witze sind wie Sterne, sie leuchten schwach nur und sehr fern. Verborgen bleibt ihr inn’rer Kern, und nichts, was mich zum Lachen brächte. Für diesen Fall bewahr’ ich echte, bekannte Witze in mir auf. Die hole ich dann im Verlauf der schlechten Pointe ins Gedächtnis. Des alten Witzes Spaß-Vermächtnis schenkt dann das Lachen immer neu!“ - Nun leg’ ich selbst noch meine Scheu in Sachen falsches Lachen nieder: Auch mir geht’s schließlich immer wieder gerade so, wie’s andern geht: Verständnis: null, doch aufgedreht wirkt alles an mir, wenn ich lache. Hört jetzt zum Schluss, wie ich das mache: Ist so ein Witz wie heiße Luft (und unbegriffen!) erst verpufft, dann kommt der Punkt, da man erwartet, dass eine Salve Lachen startet und Freude rötet dein Gesicht ... Doch ohne Anlass geht das nicht! Hier aktiviert man seine Gaben der Phantasie (die alle haben!): Man stellt Politiker sich vor, im Dschungelcamp, im Fußballtor, als Senner in den Schweizer Bergen, als einen von den Sieben Zwergen, im Ausguck oben auf dem Mast ... Halt was, wohin der Mensch nicht passt und wo er mit gestelzten Sätzen, mit Wortgeklingel und mit Schwätzen nicht punkten und nicht glänzen kann. Glaubt mir, Ihr fangt zu lachen an und habt für euch den Trick gefunden, in allen Witze-Vortrags-Stunden ein Kenner (wenn auch nur zum Schein!) und Meister des Humors zu sein. Manfred Günther * Angespielt wird auf das letzte Gedicht: „Der Witz“ ** Die Namen sind nur zufällig bzw. des Reimes wegen gewählt Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 07 Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 07