Landleben (3.Teil) Nix los, aber massig Parkplätze! Von Hans war zweimal schon zu lesen, der Bürger einer Stadt gewesen und dann im Häuschen auf dem Land ein neues Glück und Heimat fand. Hier ist der dritte von drei Teilen. Noch einmal woll’n wir dort verweilen, wo auf der Wiese Kühe steh’n , um nach dem Rentner Hans zu seh’n: Er ist inzwischen angekommen, auch hat das Dorf ihn angenommen. Er kennt die Sprache, kennt den Brauch und hält des Dorfes Regeln auch ... Ihr wisst die Regeln noch, die beiden?: Die Bank vorm Haus ist strikt zu meiden! Streckt sich der Mensch zur Ruhe aus, dann tut er dieses hinterm Haus! Hier - zur Erinnerung - die zweite: Die Läden auf der Straßenseite sind früh um sieben hochzuzieh’n! Hans tut’s, so kommt’s, man achtet ihn und ihm gefällt’s im Dorf zu leben. (Auch wenn bei ihm das Lädenheben - und ganz gewiss bei Hans nicht nur! - elektrisch geht, mit Zeitschaltuhr!) - Was ist nun Thema der Geschichte, die ich als drittes heut’ verdichte? Nichts Schlechtes ist’s und nicht neutral, nein, ich berichte dieses Mal, was allen Menschen aus den Städten, nur Freude wär’, sofern sie’s hätten ... ein Ding, das anders als die Stadt, das flache Land noch reichlich hat. Dem Stadtmensch wertvoll wie Brillanten, wie Perlen oder Diamanten, ein Siebener im Lottospiel, der Lebenswünsche größtes Ziel! Wenn’s einer hat, dann hält er’s fest, so dass er’s notfalls nur verlässt ... - Wovon ich spreche, ist jetzt klar: Nichts ist so schön, so wunderbar, nichts, was ein Städter lieber sähe als einen Parkplatz in der Nähe, von dem, wenn man dort stehen bleibt, kein Ordnungshüter uns vertreibt. - So ist es einst auch Hans ergangen: Es stand nach Parkraum sein Verlangen, weil der für’s Auto nötig ist. Wohin du auch gefahren bist, zu Kassen- oder Bankfilialen, um abzuheben, einzuzahlen, zum Metzger wegen Fleisch und Wurst, Getränkehandel für den Durst, zum Friedhof und zu Rechtsanwälten, zum Arzt (was früh’r zum Glück noch selten), zu Bäcker, Post, Konditorei ..., stets war kein Platz für’s Auto frei! So tat man sich, dort hinzufahren, von vornherein auch lieber sparen! Denn fuhr man zwanzig Meter bloß, so war man seinen Parkplatz los, den vor der Tür, den heiß begehrten! - So zählt’s für Hans heut’ zu den Werten, die auf dem Land am höchsten steh’n: Hier kannst du fahren, musst nicht geh’n und darfst in wirklich allen Fällen dein Auto vor die Türe stellen: Bei Post, Gemeindeamt und Bank, beim Hausarzt auch, sofern du krank, beim Metzger, um dein Fleisch zu holen, dem Schuster, Schuhe zu besohlen ... Halt wie gesagt, in jedem Fall: viel freier Parkraum überall! - Doch Hans, die Sache lässt uns stutzen, denkt nicht daran, den Raum zu nutzen, in seinem Dörfchen auf dem Land. Sein alter Opel-Astra stand lang unbewegt vor seiner Türe. Nicht etwa, dass er ungern führe, doch fuhr er wochenlang schon nicht. - Hier kommt in dieses Rätsel Licht: Früh’r hatte Hans für alle Zwecke die Möglichkeit an jeder Ecke: Den Arzt, die Läden allesamt, Bank, Post und das Gemeindeamt ... Doch musste er per pedes* gehen, das Auto blieb zu Hause stehen. Heut’ hat er - früh’r ein schöner Traum! - sein Auto hinzustellen Raum in allen Straßen, allen Gassen ... Doch gibt es weder Bank noch Kassen, nicht ein Geschäft im ganzen Ort.** Der Arzt, die Post ging lang schon fort, kein Laden mehr, dort einzukaufen ... für Hans zunächst zum Haare raufen! Doch weiß er heut’, es ist nicht schlecht: Zwar blöd, doch eigentlich gerecht: Die Läden, Ämter hat der eine, doch Autoplätze gibt es keine. Für Amt und Läden als Ersatz ist auf dem Land fürs Parken Platz! Manfred Günther * per pedes = zu Fuß ** Solche Orte ohne jede Infra-Struktur gibt es z.B. im Vogelsberg zahlreich! Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 05