Ferien-Christ Ein Christ auf seiner Urlaubsreise - im Ausland, fern vom Heimatort! - verspürt Bedarf nach „Himmelsspeise”: Es hungert ihn nach Gottes Wort! Er möchte singen, rühmen, beten; es treibt ihn, aus der Seele Grund, vor seinen Schöpfer hinzutreten mit Dank im Herzen, Lob im Mund... So sieht man ihn zu Andachtszeiten am Sonntagmorgen, pünktlich, treu der fremden Kirche Tür durchschreiten, ganz selbstverständlich, ohne Scheu. Er findet Freude und Gefallen am Feiern, das den Höchsten ehrt. Wie lässt er froh die Stimme schallen! Er hat es lang genug entbehrt! Jawohl! Hier nämlich muss man wissen: Zu Hause kann der selbe Christ des Wortes Zuspruch lange missen, dieweil er gar nicht kirchlich ist! Man hörts und staunt und muss sich fragen, wie dies Verhalten sich erklärt? Doch kann die Antwort wohl nur sagen, wer selbst wie unser „Christ” verfährt! Vielleicht fällts leichter in der Ferne, dass einer sich zu Gott bekennt? Ein andrer hats vielleicht nicht gerne, man weiß, dass er sich „christlich” nennt? Denn immerhin heißt, „Gott zu rühmen”, auch seinen Anspruch, Dienst und Pflicht! Da bleibt man gern im Anonymen: Den Ferien-Christen fragt man nicht! (Wer meint, die Deutung sei daneben, hat sonntäglich Gelegenheit vom Gegenteil Beweis zu geben: Die Glocken weisen Ort und Zeit!) Manfred Günther