Putzmittel 'Kirche' Ein Christ, er will sich trauen lassen, erfährt des Pfarrers Widerstand: Zu trauen würde grad nicht passen, denn Katholik und Protestant begingen dieser Tage eben des Herrn Passion, da sei es klar, es dürfe keine Hochzeit geben; so sei es Brauch, Gesetz sogar! Der Christ - es steht der Mund ihm offen - sagt lange nichts, dann fasst er sich: Die Auskunft mache ihn betroffen, auch wär sie dumm und ärgerlich! Man habe schließlich schon vor Wochen den Saal, das Aufgebot bestellt. Das ganze Fest sei abgesprochen mit sehr viel Aufwand, Zeit und Geld! Der Pfarrer bleibt bei seiner Meinung: Es könne, dürfe halt nicht sein! Der Christ, schockiert von der Verneinung, beginnt zu toben und zu schrein: Er werde, wenn er, was erbeten nicht gleich erhält, wie ers gedacht, noch heute aus der Kirche treten - das wäre, tobt er, doch gelacht! Der Pfarrer schweigt. Was soll er sagen? Ist jedes Wort hier nicht verschenkt? Vielleicht wär dieser Christ zu fragen, wie seltsam er von Kirche denkt: Sie scheint, so kann man wohl vergleichen, der „Lappen“, der die Schuhe putzt, um Glanz und Strahlen zu erreichen, halt etwas, was man nur benutzt. Und folglich, ohne sich zu zieren, wirft einer dann den „Lappen“ weg. Die Kirche hat zu funktionieren! „Was mich nicht putzt, hat keinen Zweck!“ Manfred Günther