Dankbare Hörer Ein Christ und Pfarrer merkt es eben: Er hat sein Manuskript vertauscht; doch soll es jetzt die Predigt geben, die Traugemeinde sitzt und lauscht! Das Mitgebrachte hier zu bringen, wär fehl am Platz, ja unerhört: Es handelt von den „Letzten Dingen“, was bei der Trauung sicher stört. Die Worte für die Hochzeit liegen jetzt sicher noch zu Haus herum und aussichtslos, sie herzukriegen... Was macht er also? Bleibt er stumm? Es fehlt die Zeit, noch lang zu zagen: Man wartet und man schaut ihn an; ob ers nun will, er muss was sagen! Es fragt ihn keiner, ob ers kann. Er schließt das Buch und blickt nach droben... (Ein Stoßgebet fliegt himmelwärts; man hört es hoffentlich da oben!) Dann fasst sich unser Christ ein Herz: Die Menge staunt schon, wie er startet, nicht „liebe Freunde in dem Herrn“, vielmehr, für alle unerwartet: „Ich komme heute gleich zum Kern...“ Das tut er auch, statt auszubreiten, was „damals schon Jesaja spricht“, lässt er sich nun vom „Heute“ leiten; er sagts ergreifend, kurz und schlicht. Und ist dabei so froh und locker und lacht und lächelt mal verschmitzt. Es reißt die Menschen schier vom Hocker; (Auch wenn man hier auf Bänken sitzt.) Am Ende schwärmen alle Leute: „So schön war Trauung hier noch nie! Vor allem Ihre Predigt heute, das kann wohl keiner so wie Sie!“ Der Pfarrer muss nun selber denken und fragt vor allem sich nun dies: Wars nicht vielleicht doch höhres Lenken, wenn ich den Text zu Hause ließ??? Manfred Günther