Vierte Kerze Ein Christ betritt sein Fernsehzimmer - die vierte Kerze ist entfacht und schenkt der Stube sanften Schimmer, schon wird der Kasten angemacht: Ein Sprecher spricht, gleich muss sie kommen, die schöne Sendung zum Advent... Jedoch das Bild ist ganz verschwommen, ein dicker, schwarzer Balken trennt des Bildes Unten und sein Oben, jetzt knallt es kurz und raucht und zischt - des Christen Hände sind gehoben! Schon ists vorbei, das Bild erlischt. Der Christ hockt da, der Mund steht offen, für ihn ist schon die Sendung aus; ein bisschen Stimmung war sein Hoffen! Wer bringt ihm jetzt „Advent“ ins Haus? Schon greift nach ihm des Kummers Schauer: „Wie elend und allein ich bin!“ Sein Blick wird trüb und voll der Trauer, so schaut er zu den Kerzen hin... Die brennen still mit warmen Flammen und wie er schaut, da spürt der Christ: Sie bringen ihn mit dem zusammen, für den ihr Leuchten Zeugnis ist. Denn irgendwie ganz sacht und leise zieht Trost und Frieden bei ihm ein. Es wird „Advent“ auf alte Weise: Durch Stille und durch Kerzenschein! So kann der Christ nun nicht mehr trauern: Des Bildschirms Tod - bei Licht besehn - war hier kein Anlass zum Bedauern! (Es wäre besser längst geschehn!) Manfred Günther