Mensch vorrangig Ein Christ blickt über seine Mauer in seines Nachbarn Garten rein. Das, was er sieht, es stimmt ihn sauer: So etwas soll ein Garten sein? Dort sieht man Moos und Disteln sprießen im Gras und selbst im Blumenbeet! Auch manches andre kann verdrießen (zumal, wenn wer auf Ordnung steht). So wird der Nachbar angesprochen: (Na immerhin, er hat den Mut!) "Sie haben da seit vielen Wochen nur Unkraut stehn, das ist nicht gut!" Der Nachbar zeigt sich recht.betroffen: Er würde gern, vielleicht schon bald, das Unkraut jäten, möcht er hoffen... Nun weint er fast! Der Christ bleibt kalt. Er weiß es längst und muss nicht fragen: Der Nachbar pflegt in seinem Haus die alte Mutter - ohne Klagen! - drum schauts bei ihm so schlampig aus! - Wen diese Zeilen nun bewegen, der lerne, dass es Christen gibt, die lieber Beet und Rasen pflegen, als kranke Menschen, die man liebt! Doch lerne er nun nicht das eine: Zu jäten sei die höhre Pflicht. Ein Garten bleibt ganz gern alleine - für kranke Menschen gilt das nicht! Manfred Günther