Dunkler Fleck Ein Christ lebt sehr zurückgezogen: Ihn kümmern Gott und Glauben nicht. Auch ist er - andres wär gelogen! - ein ziemlich trübes Kirchenlicht. Er kommt zur Weihnacht - also jährlich - in seines Ortes Gotteshaus. Die Christentaten fließen spärlich (beim Eigennutz siehts besser aus!). Mit einem Wort: Man muss vermissen, was sonst den Namen „christlich“ trägt; auch spürt der Christ tief im Gewissen, dass irgendetwas drückt und schlägt. Was wird er tun? Sein Leben wenden? Reißt unser Christ sein Schiff herum, dass Schuld und falscher Wandel enden, besinnt er sich und kehrt er um? Wo denkt Ihr hin! So hält es einer vielleicht von tausend, doch nicht mehr! Die Durchschnittschristen machens feiner: Sie bleiben selber wie bisher, doch suchen sie bei andern Christen - hier sind die Pfarrer sehr gefragt! - den „dunklen Fleck“; sie überlisten das eigne Herz, das sie verklagt! Wie geht das aus? Die fremde Sünde wird aufgeblasen, aufgebauscht, damit sie eigne Schuld begründe, dann wird der Standpunkt ausgetauscht: Wie ist die eigne Seele sauber, das eigne Herz doch fromm und rein! Der fremde Fleck bewirkt den Zauber, er lässt den eignen heller sein! Manfred Günther