Brief Ein Christ will einem andern Christen im Brief beschreiben, wie er denkt. Er plant, ihm schriftlich aufzulisten, was ihn so stört und was ihn kränkt. Ein Brief ist nicht so rasch geschrieben! Die Übung fehlt, das kostet Zeit. Doch einmal dran, wird drangeblieben, und schließlich ist es dann soweit: Man könnte nun den Brief versenden, doch weiß man ja, wie so was geht. Das kann in Krach und Reinfall enden! Wie schnell ist so ein Wort verdreht, das harmlos dasteht, doch beim Lesen vielleicht mit falschem Klang erscheint. Ja, ists nicht häufig so gewesen: Da war ein Satz ganz gut gemeint, im Brief jedoch bekommt er Leben, an das der Schreiber nicht gedacht, vielmehr die Feder ihm gegeben, die jenen „Satz“ zur Schrift gemacht. So also formt der Christ aufs Neue an seinem Brief, verwirft und feilt, damit er später nichts bereue, nur weil er sich zu sehr geeilt. Da trifft der Christ den andern Christen und sagt ihm mündlich, wie er denkt, erfährt, dass in Minutenfristen der Mund der Feder Wochen schenkt! Manfred Günther