Steuersünde - Kavaliersdelikt Ein Christ, der unsre Zeit betrachtet, kann lang schon manches nicht verstehn: Moral und Anstand sind entmachtet, man sieht das Recht an Krücken gehn. Nur Gier nach Geld, wohin wir sehen und hat es einer, nährts den Geiz. Dem Deutschen Fiskus zu entgehen, bringt mans nach Österreich und Schweiz. Nur hie und da gibts echte Reue, wenn einer Steuersünde tut. Vorbei Wahrhaftigkeit und Treue... Das, was mir dient, das ist auch gut! Die Großen hinterziehn Millionen und sind doch ohnehin schon reich. Die Armen will man nicht verschonen und hält sie Schwerverbrechern gleich und straft sie wegen Cent-Beträgen für „unterschlagnen“ Dosenpfand. Es trifft sie - ohne abzuwägen - Justitias kalte, harte Hand. Ein Prominenter wird dagegen mit Samthandschuhen angefasst. (Der Spitzenanwalt ist ein Segen!) Bewährung meistens, selten Knast! Am besten gehts den Delinquenten, sofern sie Fußballprofis sind, auch ihren Trainern, Präsidenten - solange ihr Verein gewinnt! Man nennt ihr Tun auch nicht „Verbrechen“, so tief sie auch in Schuld verstrickt. Wenn sie auf unsre Kosten zechen, gilt das als Kavaliersdelikt.- Nun fragt der Christ und muss es fragen: Ists nötig nicht, dass sich was dreht? Wann platzt den Menschen wohl der Kragen, wenn das noch lang so weitergeht? Manfred Günther