Maskerade Ein Christ - er ist beim Kostümieren - entledigt sich des Eherings. („Man will ihn schließlich nicht verlieren!“) Dann wird die Spur des kleinen Dings mit etwas Bräunungscreme behandelt, damit sie nicht, was man begreift, die Faschingsmaske ihm verschandelt, die unser Christ jetzt überstreift. Er geht als Scheich, drum nimmt er eben das kleine Kreuzchen noch vom Hals, das einst die Mutter ihm gegeben. (“Man will ja schließlich keinesfalls das Kreuz der Christenheit entweihen, weil ‚Scheichs‘ doch immer Moslems sind!“) Dann eilt er, um sich einzureihen, wo gleich der Maskenball beginnt. Er möchte dort - in allen Ehren! - das Tanzbein schwingen und ein Glas Champagner auf die Fastnacht leeren, ein bisschen Frohsinn, etwas Spaß. - Konnt unser Christ denn wirklich wissen, was alles nächtens dann geschah?: Wie ihn die „Triebe hingerissen“ zu Wein und Weib und tralala... Jetzt quälen ihn die vielen Fragen, kaputte Ehe, Leid und Scham... Warum nur muss er so viel tragen!? Ist er denn schuld, dass es so kam? Manfred Günther