Leiden Ein Christ - er steht hier nicht alleine! – beklagt beim Arzt sein „großes Leid“. Befragt, was er genau denn meine, erteilt er folgenden Bescheid: Er spüre öfter so ein Sausen ganz innen tief im Mittelohr, das ziehe sich als dumpfes Brausen bis vorne in die Stirn empor. Daneben säßen schlimme Schmerzen im Unterleib, in Milz und Bauch, in Leber, Nieren und im Herzen, dem Magen und der Blase auch. Er könne keinen Schritt mehr gehen, das Bett verlassen, fiele schwer, die Augen schmerzten stark beim Sehen und flimmerten und tränten sehr. Und dann - das steigere die Sorgen, in die ihn jenes Leiden bringt – es komme stets am Sonntagmorgen, wenn laut die Kirchturmglocke klingt. - Der Doktor schweigt, dann schaut er lange dem Christen in Gehör und Mund. Jetzt spricht er endlich: „Keine Bange, Sie sind, soweit ich seh, gesund! Ihr Leiden lindern keine Pillen, ist bakteriell nicht, doch virös: Befällt der Christen guten Willen, mit einem Wort: ist religiös! Drum darf ich Sie zur Kirche weisen, weil die ein gutes Mittel kennt. Sie haben, was in Kirchenkreisen man schwere Alibitis nennt!“ Manfred Günther