Reue Ein Christ steht völlig unvermittelt vor einem großen goldnen Tor. Als er jetzt klopft, tritt weißbekittelt ein Greis mit Silberbart hervor: Was er denn wünsche, will er wissen. (Dem Christen schwants: „Du liebe Zeit, ist wohl mein Lebensfilm gerissen?! Das ist das Tor zur Ewigkeit!“) Er sieht den Alten forschend blicken. Was er denn wünscht? Er will hinein! Wird ihn der Alte abwärts schicken? Wird er wohl bald im Himmel sein? Da hört er neuerliches Fragen: Ob Christus er den Herren nennt? Und ob - aus seinen Erdentagen - er eins noch der Gebote kennt? Ja, ob er immer sich bemühte, zu leben, wie es Christenbrauch: Aus Glauben, Hoffnung, Liebe, Güte - im Alltag und am Sonntag auch? Der Christ wird blass: Er muss verneinen! Sein Christenname war nicht echt! Ist das der Schluss? Ihm ist zum Weinen: das Urteil „Abwärts“, wär gerecht! Ach, hätte er im Lauf des Lebens der Werke Gottes mehr gesät: Gehorsam, Liebe..., doch vergebens, es ist vorbei, zu spät, zu spät! Da dringt im Schrei der ganze Jammer aus seiner Brust..., der Christ erwacht: Die Sonne scheint schon in die Kammer - es war ein Traumgesicht der Nacht! Der Christ entsteigt nun froh und heiter dem Bett, in das er abends sank. Dann geht das Leben doch noch weiter - und wie bisher! Na, Gott sei Dank! Manfred Günther