Suche Ein Christ, verwöhnt vom Glück des Lebens, befragt die schon gehabte Zeit auf Schicksalsschläge, doch vergebens: Es gab nie Kummer, Not und Leid! Der Christ sah stets nur gute Tage, von Schwerem blieb er ganz verschont, nicht kleinster Anlass einer Klage, kein Schmerz, der sich zu nennen lohnt. Doch fahndet er beflissen weiter: Wie war das damals denn als Kind? War nie Entbehrung sein Begleiter mit Folgen, die noch sichtbar sind? Doch nein, es findet sich kein Schatten: Das Unglück blieb ihm stets erspart. Wenn andre schlimme Zeiten hatten – er war gesegnet und bewahrt! - Warum, so fragt man, sucht hier einer nach bösen Schicksals dunkler Spur? Normalerweise klagt doch keiner, dem stets nur Gnade widerfuhr! „Normalerweise“ mag das gelten, doch denkt der Christ hier nicht „normal“. Erfährt er Not und Schmerz zu selten, dann macht er das zur Leidensqual! Wies kommt? Man kanns nur so erklären: Er fühlte dann sich gar geplagt, wenn alle Tage sonnig wären! Weil er halt gar zu gerne klagt!!! Manfred Günther