Unterschied Ein Christ muss seinen Pfarrer loben: Ein wirklich reger, guter Mann! Mit seinen Schäfchen eng verwoben, ein „Hirte“, den man lieben kann. Dazu noch einer, der an Gaben von seinem Schöpfer reich empfing: Talente, die nicht viele haben, so gibt es - sagt man - kaum ein Ding, das diesem Pfarrer nicht geriete! Seis Jungschar, seis Gemeindebrief, er glänzt auf jeglichem Gebiete und auch die Predigt: klar und tief! So ist der Christ, das kann man sagen, der allergrößten Achtung voll! Nicht kleinster Grund, sich zu beklagen: „Mein Pfarrer, der ist wirklich toll!“ Ein zweiter Christ, er hört dies Reden, erzählt von seinem Pfarrer nun: „Dagegen meiner ärgert jeden, ist faul und träge, all sein Tun beschränkt sich, fleißig nur zu scheinen, denn sieht man hin, dann läuft nicht viel. Der ganze Mann, ein Fall zum Weinen; die Predigt selbst - ein Trauerspiel!“ So weit, so gut. Man wird verstehen: Der zweite Christ ist ohne Schwung. Er wird wohl kaum zur Kirche gehen; es fehlt halt die Begeisterung. Doch wird der erste - möcht man schwören! - er ist ja stolz und motiviert, den Pfarrer jeden Sonntag hören und ist auch sonst noch engagiert! Doch leider nein! Man muss berichten: Zwar singt der Christ ein Lobeslied, nur folgen Taten hier mitnichten: Im Leben ist kein Unterschied! Woran das liegt? Man darf vermuten: Ein Lob der Lippen ist nicht schwer; die Taten freilich, grad die guten, sind nicht so leicht und kosten mehr! - (Nun fragt man sich, wie langs wohl dauert, beim Pfarrer, der sich müht und regt, bis mangels Echo er versauert und sich sein Fleiß, sein Eifer legt?) Manfred Günther