Dank Ein Christ, dem reich sein Land getragen, hält in der Kirche „Erntedank“. Gefüllt sind Scheune, Truhe, Magen, das Konto und der Kassenschrank. Die Sonne schien, es hat geregnet - ein übervolles rundes Jahr! Der Himmel hat ihn reich gesegnet; Ertrag und Frucht, wies selten war! Auch gab es Früchte andrer Arten, die auch von Gott gegeben sind (nicht nur auf Feldern und im Garten): Viel Eheglück, ein Enkelkind... Nun sitzt er hier, um Gott zu loben, von dem ihm solches widerfuhr. Er hebt das Herz, den Blick nach oben, dort steht zunächst der Pfarrer nur. Die Kanzelrede rührt die Seele, sie führt der Armut Härte vor; danach singt mit gesalbter Kehle ein Gotteslob der Kirchenchor. Der Christ hört zu und spürt es innen: Im Herzen macht sich Rührung breit. Jetzt fühlt er gar die Tränen rinnen! „Wie groß ist doch der Armen Leid! Ach, ließen sich doch heut die Reichen, in dieses Dankestages Bann, zu echtem Opfergeist erweichen, der Not und Elend wehren kann!“ Da kommt der Teller für die Gaben... Die Börse sucht nun unser Christ. Ja, sollt er die vergessen haben? Wenn das kein dummer Zufall ist! Manfred Günther