Aufstieg Ein Christ steht unten an der Leiter, die zu Erfolg und Geltung führt. Er käme gar zu gerne weiter zu einem Amt, das ihm gebührt. Nur leider gehts nicht wünschemäßig, denn wer schon hat, was er erstrebt, sitzt meistens breit und schwergesäßig auf Stuhl und Posten wie verklebt. Auch hat er meistens lang vergessen. woran er ehemals geglaubt: Die Werte hat die Zeit gefressen. die Ideale sind verstaubt. - Da würde er doch andres zeigen! So denkt der Christ; er ist noch jung. Wie möcht er gerne aufwärts steigen, er hat die Kraft, Elan und Schwung! Dazu noch Herz und ein Gewissen, zwei Dinge, die wir mit der Zeit bei denen „oben“ meist vermissen, auch müht er sich um Christlichkeit. Und - ja! - er schaffts! Was soll man sagen? Er kriegt sein Amt! Die Stellung zählt! Nicht aufgestiegen - hochgetragen! Wie durch des Höchsten Hand erwählt! Nun wird er endlich das entfalten, was einstmals er zum Ziel erklärt: Den Posten christlich ausgestalten, dass Wunsch als Wahrheit sich bewährt. Doch hockt er breit und schwergesäßig auf seinem Stuhl, den er erstrebt. Der Schwung ist hin, der Einsatz mäßig und kaum, dass er den Hintern hebt. Die Christlichkeit ist längst vergessen; woran er ehemals geglaubt, hat lange schon die Zeit gefressen, die Ideale sind verstaubt... Der nächste Christ steht an der Leiter, die zu Erfolg und Geltung führt. Er käme gar zu gerne weiter zu einem Amt, das ihm gebührt... Manfred Günther