Drehung Ein Christ sieht seinen Pfarrer kommen - der lächelt mild und grüßt wies Brauch - hat schon die Mütze abgenommen, verbeugt sich tief und lächelt auch. Der Pfarrer staunt; was ist geschehen? Das hat der Fritz doch nie getan, der wollt ihn frühr doch nicht mal sehen, jetzt beugt er sich und grüßt spontan!? Der Fritz war, um es klar zu sagen, ein großer Stoffel vor dem Herrn! Mit Knigges Lehre vom Betragen und Grüßen hielt ers nicht so gern Der Pfarrer hat es nicht vergessen: Nur kaum zwei Wochen ist das her, da konnte Fritz nach langem Pressen nur „Guten...“ sagen und nicht mehr. Und jetzt auf einmal diese Wendung: „Ei, guten Tag, Herr Pfarrer Schmidt!“ Für Fritz die reinste Wortverschwendung! Der Pfarrersmann kommt nicht mehr mit. Jedoch so bleibt es viele Wochen! Wann immer Fritz den Pfarrer sieht, ist wortreich schon der Gruß gesprochen; wie höflich er die Mütze zieht! Muss einer nicht von Wunder sprechen, das hier an unserm Fritz geschehn? Kann einmal doch der Starrste brechen und lässt den neuen Menschen sehn? Wir möchtens glauben, Hoffnung fassen, doch geht es hier wie überall: Der Fritz will bald sich trauen lassen! So klärt sich nun auch dieser Fall. Manfred Günther