Umschwung Ein Christ aus Nieder-Oberstaufen lässt Samstagabend gegen zehn nach „Wetten, dass...“ den Kasten laufen. Anstatt wie sonst zum Klo zu gehn, bleibt er am Bildschirm wartend hocken: Ein bisschen Sport, die Tagesschau und dann - der Christ ist erst erschrocken - beim „Wort zum Sonntag“ - eine Frau! Sie spricht von „Jesus“ und von „Liebe“ und wie doch „Gott am Menschen hängt“, auch wenn ihn der im Weltgetriebe heut mehr und mehr nach draußen drängt. Dann wirbt sie, sich den „guten Händen des Vaters wieder zu vertraun, trotz Zeitgeist und trotz Widerständen auf Gott zu hörn, nach ihm zu schaun...“ Wie ist das schön, der Frau zu lauschen! Man möchte gern noch stundenlang an ihren Worten sich berauschen, an ihrem Charme, der Stimme Klang... Was kann doch Weiblichkeit betören, zumal in Sachen „Religion“! Wär sie in seinem Dorf zu hören, er würde kirchlich - morgen schon! Das schwört er: Solcher Predigt halber, wär er in Zukunft Dauergast als sonntäglicher Kanzelschwalber; der Kirchgang wäre Lust statt Last! Da kommt, die Zeit ist abgelaufen, die Fernsehsprecherin ins Bild: „Es sprach aus Nieder-Oberstaufen, Frau Pfarrerin Gertrude Hild.“ Jetzt merkt der Christ, dass er sich irrte: Stand nicht für ihn schon immer fest, dass den Berufsstand „Seelenhirte“ man besser Männern überlässt!?