Predigt zum Ostermontag - 21.4.2014

Textlesung: Apg. 10, 34a.36 - 43

Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht. Er hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alle. Ihr wisst, was in ganz Judäa geschehen ist, angefangen von Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte, wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er getan hat im jüdischen Land und in Jerusalem. Den haben sie an das Holz gehängt und getötet. Den hat Gott auferweckt am dritten Tag und hat ihn erscheinen lassen, nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auferstanden war von den Toten. Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, dass er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebenden und der Toten. Von diesem bezeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen.

Liebe Gemeinde!

Für mich ist die Vorgeschichte dieser Verse mindestens ebenso wichtig wie die eben gehörten, die uns für heute als Predigttext vorgeschlagen sind. Außerdem können wir den Anfang dieses Abschnitts gar nicht richtig verstehen, wenn wir nicht wissen, was vorher geschehen ist. Wie sagt Petrus: "Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht." Aber wie kommt er darauf? Wie hat er diese Wahrheit erfahren?

Petrus war von den Knechten des römischen Hauptmanns Kornelius von Joppe, wo er sich gerade aufhielt, in die Garnisonsstadt Cäsarea geholt worden. Kornelius hatte eine Vision gehabt, in der er einen Engel Gottes gesehen hatte, der ihm sagte, dass sein Wunsch, in die christliche Gemeinde einzutreten, nun bald erfüllt werden sollte. Petrus war der von Gott Auserwählte, dem Kornelius die Botschaft von Jesus Christus zu verkündigen, deswegen hatte er nach Petrus geschickt - ausgerechnet nach Petrus! Der Apostel nämlich hat - wie wir wissen - bis zu diesem Tag große Probleme damit, auch Heiden - und Kornelius war ja einer - in die Christengemeinde aufzunehmen. Nun hatte Petrus allerdings auch eine Vision gehabt, in der ihm ausdrücklich aufgetragen worden war, dem Kornelius den Herzenswunsch zu erfüllen, ihm von Jesus Christus zu predigen und ihm den Weg in die christliche Gemeinde zu ebnen! Das ist der Hintergrund dieser Worte: "Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht." - Wir sehen, diese Stunde der Begegnung des Petrus mit Kornelius ist auch für uns heutige Christinnen und Christen entscheidend gewesen! Denn wir haben unsere Herkunft ja auch nicht direkt aus der jüdischen Religion.

Was Petrus dem Kornelius jetzt predigt, ist eigentlich eine Kurzfassung des Evangeliums (nach Lukas). Er kann es dabei nicht lassen, zu betonen, dass Jesus zuerst zum Volk Israel gesandt worden ist. Dann aber zählt er die wichtigsten Stationen des Lebens Jesu auf: Von seiner Taufe durch Johannes über seine Wanderschaft in Galiläa und Judäa, dass er Gutes getan, Kranke und Besessene aus der Gewalt des Teufels befreit und sie geheilt hatte, dass sie ihn ans Holz gehängt und getötet hatten, er aber am dritten Tag auferstanden ist. Schließlich kommt Petrus noch auf seinen und den Auftrag der anderen Jünger zu sprechen, nämlich den Herrn Jesus Christus als den von Gott bestimmten Richter über die Lebenden und die Toten zu verkündigen und dass alle, die an ihn glauben, Vergebung ihrer Sünden erlangen.

Liebe Gemeinde, an dieser Stelle endet der Abschnitt der Apostelgeschichte, die uns heute zu bedenken vorgelegt ist. Und wenn wir ehrlich sind, wissen wir nicht so recht, was wir nun von diesen Versen mitnehmen sollen, was wir noch nicht gewusst haben. Da wird es sie jetzt vielleicht nicht so sehr verwundern, wenn ich nun auch hier auch hier über den Predigttext hinausgehe und mit Ihnen noch die nächsten Verse danach betrachten will. Wir hören sie uns am besten einmal an:

Textlesung: Apg. 10, 44 - 48

Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhörten. Und die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, weil auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde; denn sie hörten, dass sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen. Da antwortete Petrus: Kann auch jemand denen das Wasser zur Taufe verwehren, die den Heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir? Und er befahl, sie zu taufen in dem Namen Jesu Christi. Da baten sie ihn, noch einige Tage dazubleiben.

Nun werden Petrus und die Juden, die mit ihm gekommen waren, ja sicher begriffen haben, dass Gott keinen Unterschied zwischen den Christen macht, ob sie als Juden oder als Heiden an Jesus Christus gläubig geworden sind - wenn sie nur an ihn glauben! - Aber das ist ja gewiss für uns kein Problem mehr. Darum können wir uns jetzt einer ganz anderen Sache zuwenden:

Ich finde das, was wir in dieser Geschichte vom Hauptmann Kornelius mehr zwischen den Zeilen lesen können, viel interessanter als das, was Petrus tut und wie er predigt, wie er zu seinem Auftrag von Gott gestanden hat und dass sich die anderen Juden darüber entsetzen, dass der Heilige Geist auch die Herzen von Heiden ergreift. Zwischen den Zeilen - wenn wir hören, dass Petrus "befahl, sie zu taufen", erfahren wir zum Beispiel, dass es nicht Kornelius allein gewesen ist, der die Predigt des Petrus verfolgt hat. Da waren mit den Familienangehörigen, den Mägden und Knechten und vielleicht einigen der untergebenen Soldaten leicht ein, zwei Dutzend Menschen versammelt, die das Evangelium von Jesus Christus hören wollten. Und ich glaube nicht, dass diese Menschen von Kornelius sozusagen gezwungen worden waren, der Verkündigung des Petrus beizuwohnen. Ich denke vielmehr, dass diese Menschen begierig darauf waren, mehr von diesem Jesus Christus zu erfahren, von dem sie alle zweifellos schon einiges gehört hatten. Und es wird für diese Menschen auch ganz wunderbar gewesen sein, nach der Predigt die begeisternde Wirkung des Heiligen Geistes gespürt und am Ende als krönenden Abschluss die Taufe empfangen zu haben.

Liebe Gemeinde, ich will sie nun nicht darüber traurig machen, wie wenig von dieser Begeisterung heute in unseren Gemeinden noch zu spüren ist - selbst an Ostern. Ich möchte viel lieber dazu helfen, dass wieder mehr vom Heiligen Geist Gottes in unseren Gemeinden und unter uns Christinnen und Christen zu sehen, zu erfahren und zu fühlen ist. Ich bin dabei nicht so verstiegen, dass ich glaube, (m)eine Predigt könnte das erreichen. Dazu sind eben - anders als damals im Haus des Kornelius - die Botschaft von Jesus Christus, seine Worte, sein Leben und dass er für uns gestorben ist bei uns viel zu bekannt. Wirklich Neues kann keiner darüber sagen.

Was wir aber sagen können und was ich jetzt sagen will, ist dies: Ist das nicht ganz wunderbar, dass wir, Sie und ich und wohl alle, die jetzt hier zusammen sind, an diesen Jesus Christus - der doch immerhin schon vor bald 2000 Jahren über diese Erde ging - glauben können. Und das in einer Welt, die sich - auch wenn wir das vielleicht nicht wahrnehmen oder wahrhaben wollen - immer mehr von einem Leben nach Gottes Geboten und in der Spur Jesu Christi entfernt. Das ist doch alles andere als selbstverständlich, dass wir trotz der zunehmenden Gottesferne dieser Zeit an der Hand Jesu Christi geblieben sind oder sagen wir besser: haben bleiben können! Ich sehe hier auch ganz deutlich den Heiligen Geist am Werk, der uns vielleicht nicht so begeistert wie damals die Menschen im Haus des Kornelius, der uns aber mit standhafter Treue und oft auch mit großem Durchhaltevermögen beschenkt hat. Denn wir alle haben ja in unserem Leben bis heute auch viel Schweres erfahren, die Älteren auch echte Not und viele von uns Leid, Schmerz und Trauer. Aber wir haben uns dann nicht von Gott und unserem Herrn abgewendet. Den Zweifeln, die uns dann vielleicht gekommen sind, haben wir nicht nachgegeben. Auf das Gerede mancher unserer Nachbarn, Kollegen und vielleicht sogar unserer Angehörigen haben wir nicht gehört, nein, wir haben sie mit ihrem Unglauben sogar in unsere Fürbitte aufgenommen. Auch lange Wochen und Monate, in denen Gott geschwiegen hat und in denen es war, als käme er nicht mehr in unsere Gebete, konnten uns nicht davon abbringen, ihn unseren Vater zu nennen. Jede und jeder von uns hat noch seine ganz eigenen Erfahrungen mit dem Glauben und dazu zählt ganz gewiss auch diese: Es ist nicht immer leicht gewesen, den Glauben festzuhalten, die Hoffnung nicht fahren zu lassen und aus der Liebe zu handeln, die wir bei Jesus Christus gelernt haben. Weil das so ist, sage ich es noch einmal: Es ist allein schon das wunderbar, dass wir glauben können. Und es ist unseres tiefsten Dankes wert und wir dürfen und sollten uns daran von Herzen freuen! Ich finde, diese Freude kann mindestens ebenso groß sein wie die des Kornelius und seiner Leute als sie in die christliche Gemeinde aufgenommen und getauft worden sind. AMEN