Predigt zum 21. Sonnt. nach Trinitatis - 20.10.2013

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Textlesung: Jh. 15, 9 - 12 (13 - 17)

Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe!

Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde. Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe.

Liebe Gemeinde!

Das Thema heute ist wirklich ganz klar: Die Liebe! Vier Verse waren es eben nur, aber sieben Mal war von ihr die Rede. Also - wir können nicht daran vorbei - sprechen wir über die Liebe.

Aber welche Liebe ist denn gemeint? "Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch", sagt Jesus. Es ist zuerst die Liebe Gottes, um die es geht. Dann aber wird es die Liebe Jesu Christi, der sie an die Jünger, aber auch uns, seine Freunde und Geschwister weitergibt. Da aber soll die Liebe auch nicht am Ende sein, vielmehr von einem Freund an die anderen Freunde, von einem Bruder an die anderen und von einer Schwester an die anderen Geschwister weitergegeben werden: "Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe."

Die Liebe, die hier gemeint ist, hat ihren Ursprung also bei und in Gott. Das macht sie besonders! Wir sagen ja, Gott ist selbst die Liebe. Die Liebe, die von ihm ausgeht, braucht sich also nie auf. Sie ist immer wieder neu. Wie die Kraft der Sonne jeden Morgen neu ist, so ist es auch mit Gottes Liebe. Und die Sonne ist überhaupt ein schönes, treffendes Bild für die Wirkungen der Liebe Gottes: Sie schenkt der Welt und unserem Leben Licht. Sie schafft Wärme und macht, dass wir uns zuhause fühlen in Gottes Welt. Schließlich beeinflusst sie auch unsere Stimmung und gibt Freude.

Aber zurück zu den vier Versen über die Liebe Gottes. Da erfahren wir noch viel mehr über die Liebe - auch Dinge, die ziemlich ernst sind: Wenn die Liebe von Gott ausgeht und über Jesus Christus zu uns kommt und erst dann durch uns weitergegeben werden kann, dann könnte eigentlich kein Mensch einen anderen Menschen wirklich lieben, wenn er nicht die Beziehung zu Jesus Christus hat, über den die Liebe Gottes den Weg in unser Herz findet. - Ist das so?

Hierzu ja zu sagen, wird sich in uns gewiss einiges sträuben! Kann denn ein Mensch, der nicht mit Jesus Christus verbunden ist, nicht doch wirklich lieben? Ja, kennen wir nicht sogar Menschen, die gut sind und sich um ihre Mitmenschen kümmern, die aber von sich behaupten, sie hätten keinen Glauben? Und was ist mit den Angehörigen anderer Religionen? Ist deren Liebe etwa nicht wahr, nicht wirklich und nicht echt. - Schwierige Gedanken! Leicht sagt man hier etwas Falsches und tut Menschen vielleicht unrecht. Ich will es so versuchen:

Ob ein Mensch, der keine Verbindung mit Christus hat, lieben kann? - Einmal gibt es durchaus Beziehungen zu Jesus Christus, die einseitig sind und vielleicht verborgen. Ein Mensch meint dann also nur, er hätte mit Jesus nichts zu tun, ist aber doch in seinem Innern erfüllt von seiner Liebe. Ich denke, das ist oft so bei Menschen, die einmal im christlichen Glauben erzogen worden sind und dann, durch irgendein schlimmes Ereignis, ein Unglück, einen Todesfall, vielleicht auch Krankheit oder Behinderung an ihrem Glauben irre geworden sind. Sie haben sich zwar von Gott abgewendet, aber sie sind doch geprägt vom Glauben und angeschlossen an den Strom der Liebe, die von Gott herkommt. Und so erfahren wir bei diesen Menschen doch Gottes Liebe, die - obwohl sie es selbst nicht wissen und vielleicht gar nicht wollen - durch sie auch uns erreicht.

Und auch das gibt es: Ein Mensch, der keine christliche Erziehung genossen hat, aber in der Nähe christlicher Menschen lebt, wird angesteckt vom Geist, der in dieser Umbebung herrscht. Er weiß gar nicht wie, aber er wird auf diese Weise selbst ergriffen von der Liebe Gottes und denkt, redet und handelt in ihrem Sinn. Mag sein, wenn Gott will, dass ihm irgendwann auch bewusst wird, wer schon lange im Verborgenen sein Leben bestimmt hat. Wir wissen es ja, dass Gottes Geist an den Menschen arbeitet und das tut, was Gott will. Der Prophet Jesaja sagt im Auftrag Gottes: "Das Wort, das aus meinem Munde geht [...] wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende." (Jes.55,11) Unser gutes, christliches Beispiel aber, wird gewiss dabei helfen, dass Gottes Wort tun kann, was Gott gefällt.

Was ist mit den Anhängern anderer Religionen, können die nicht lieben? - Wie gesagt: Schwierig zu beantworten, diese Frage. Andererseits, warum sollen wir diese Frage nicht einfach unbeantwortet lassen? Wir sind Christen und verstehen meist ohnedies nicht so viel von den anderen Religionen. Aber warum soll unser Gott sich nicht auch dort - allerdings auf andere Weise - offenbart haben? Lassen wir es dabei: Sollen die Muslime, die Buddhisten, Hinduisten und die vielen anderen Religionen, die es gibt, auf ihre Weise ihren Glauben leben und die Liebe Gottes verwirklichen. Aber bleiben wir auch dabei, dass zu unserem christlichen Glauben die Liebe gehört - genauso selbstverständlich wie die Hoffnung! Sie kommt zu uns über Jesus Christus und soll dann durch uns zu den Mitmenschen kommen - auch zu denen, die keine Christen sind übrigens!

Wir sagen und hören immer, dass Gottes Liebe keine Bedingungen hat. Sie ist nicht abhängig von unserem Wohlverhalten. Sie belohnt auch nicht unsere Verdienste. Auch unser Glaube an Gott und seinen Sohn Jesus Christus veranlasst Gott nicht, uns seine Liebe zu schenken. Immer ist es umgekehrt: Gott liebt uns zuerst. Wir antworten mit unserem Glauben und dem, was seine Liebe bei uns auslöst. - Wie können wir von daher verstehen, was Jesus hier weiter sagt: "Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe." Ist das Halten der Gebote also nicht doch so etwas wie die Vorbedingung der Liebe Jesu und so die Vorbedingung dafür, dass Gottes Liebe uns erreicht?

Auch hier ist es umgekehrt: Die Liebe ist zuerst da, dann halten wir wie von selbst auch die Gebote Gottes! Statt: "Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe...", dürfen wir gewiss auch sagen: Meine Gebote zu halten ist der Weg, in meiner Liebe zu bleiben. Es gibt, anders gesagt, für einen Christen, der in Gottes Liebe lebt und geborgen ist, gar keine andere Möglichkeit, als dass er die Gebote Gottes hält. Nach Gottes Geboten zu leben, ist also nicht Bedingung für Gottes Liebe, sondern das Zeichen, dass uns Gottes Liebe treibt und umfängt. Gott handelt mit seiner Liebe an uns. Er schenkt die Liebe und den Glauben, der in ihm den Ursprung aller Liebe erkennt.

Das führt uns zu einem Gedanken, der uns oft gar nicht so angenehm ist: Wir können niemals unseren Glauben als den Ausweis unserer christlichen Bemühungen gebrauchen! Auch unsere Liebestaten wie unsere eigenen Verdienste vorzuweisen, steht uns nicht an. Alles, was uns zu Christinnen und Christen macht, ist Gottes Geschenk. Auf nichts davon können wir uns irgendetwas einbilden. Nicht einmal beigetragen haben wir etwas dazu. Es gibt nur eins, das angemessen ist, darauf zu antworten, dass wir Gottes großzügige Gaben empfangen durften: die Dankbarkeit.

Noch etwas gibt es zu Gottes Liebe zu sagen, das finde ich immer wieder besonders schön, ja, wunderbar, etwas, das schon im Bild der Sonne enthalten ist, das für diese Liebe steht: Wie die Sonne strahlt und sich nicht verbraucht, seit es Menschen auf Erden gibt, wie sie auch noch Licht und Wärme geben wird, so lange Menschen auf dieser Erde leben, so ist es auch mit Gottes Liebe: Sie hat keinen Anfang, den wir beschreiben könnten und sie hat kein Ende, vor dem wir uns fürchten müssten. So ist es auch mit Gottes Liebe. Immer schon umgibt sie uns. In Ewigkeit wird sie uns halten, begleiten und tragen. Nicht nur in diesem sondern auch im zukünftigen Leben in der Nähe Gottes, in der Herrlichkeit, die uns Jesus Christus am Kreuz verdient hat. - Wie groß ist diese Liebe! Wie dankbar müssen wir sein.

Wie von selbst führen uns diese Gedanken jetzt zu dem, was der letzte der vier Verse, die wir heute bedacht haben, uns nahebringen will: "Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde." Aber auch mit der Freude ist es genauso, wie mit der Liebe und dem Glauben: Wir müssen sie nicht machen. Wir müssen uns nicht bemühen, dass sie uns ergreift. Mit der Liebe Gottes, die uns bewegt, uns antreibt, mit dem Glauben, den Gott uns schenkt und in unser Herz senkt, ist auch die Freude da! Wohlgemerkt, nicht Spaß, sondern Freude. Spaß ist meist von kurzer Dauer. Spaß "macht" uns ein Vergnügen, ein Zeitvertreib, ein Hobby. Freude geht tiefer. Sie ist wie der Grundakkord unseres Lebens, den wir in allem, was wir denken, erleben, reden und tun hören können. Freude bleibt bei uns und verlässt uns auch dann nicht, wenn jeder Spaß uns schon lange vergangen ist. Freude wird sich einmal in Gottes neuer Welt vollenden, wenn sie angesichts dessen, was wir heute an Herrlichkeit nicht einmal beschreiben können, vollkommen geworden ist.

Liebe Gemeinde, was bleibt uns nun eigentlich zu tun für die Liebe, für den Glauben, für diese Freude? - Wenn uns das alles schon geschenkt ist, wollen wir dankbar sein. Wenn uns etwas davon fehlt, wollen wir darum beten, dass Gott es uns schenkt. AMEN