Predigt zum 9. Sonntag n. Trinitatis - 20.7.2008

[Alternative Predigt zu dieser hier] [Predigten, Texte, Gedichte...] [Heiter verreimter Ertrag aus 25 Jahren] [Mein Klingelbeutel] [Liturgieentwurf zur akt. Predigt]

Mein besonderes Angebot: die aktuellen Predigten auf meinen Seiten zwei, drei oder gar mehr Wochen im Voraus! 
Für jede
aktuelle Predigt bitte ich Sie um eine Klingelbeutelspende von 0,50 €! Für die Liturgie, die in der aktuellen Woche spätestens Mittwoch erscheint, bitte ich um 0,30 €. Alle weiteren Tarife hier.

Textlesung: 1. Petr. 4, 7 - 11

Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn »die Liebe deckt auch der Sünden Menge« (Sprüche 10,12). Seid gastfrei untereinander ohne Murren. Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes: Wenn jemand predigt, dass er's rede als Gottes Wort; wenn jemand dient, dass er's tue aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Sein ist die Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Liebe Gemeinde!

Vielleicht gehen wir ja schon beim ersten Satz dieser Verse aus dem 1. Petrusbrief nicht mit: „Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge." Wir denken dazu heute anders als die Menschen, an die dieser Brief vor bald 2000 Jahren geschrieben wurde. Damals hat man die Wiederkunft Christi wirklich ganz nah erwartet. Das hat sicher auch die Herzen der Menschen beeinflusst und ihr Denken und Handeln bestimmt: Wenn das Weltende bevorsteht, dann werde ich mich anders verhalten, als wenn ich noch lange Lebenszeit zur Verfügung habe. Und sicher ist einer, der meint, bald vor den Thron des Herrn treten zu müssen, auch versöhnlicher eingestellt und leichter bereit den Mitmenschen zu verzeihen und ihnen auf alle mögliche Weise zu dienen.

Trotzdem wissen auch wir nicht, genau so wenig wie die Menschen vor 2000 Jahren, ob es Morgen, in einer Woche oder in einem Jahr nicht wirklich zu Ende ist mit der Welt und den Dingen und eben auch mit uns und dem Leben auf diesem Planeten. So gesehen könnten wir wohl auch einmal von dieser Voraussetzung her denken: Die Weltzeit ist bald abgelaufen. Unser Herr kommt wieder. Der Tag des Gerichts ist nah. Hören wir mit diesen Gedanken jetzt noch einmal die Mahnungen des Petrus:

So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet. - Wenn bald das Ende aller Dinge gekommen ist, dann werden sich unsere Hände gewiss leichter falten und unser Sinn wird sich wie von selbst darauf einstellen, was wir Gott zu sagen haben, was wir ihn bitten wollen und wofür wir ihm danken müssen. Das muss gar nicht die Angst sein, die uns dazu treibt. Vor der Aussicht des Endes dieser Welt wird aber alles, was uns hier immer so beschäftigt und umgetrieben hat, unwichtig werden und viel von seiner Bedeutung verlieren: Was liegt denn vor dem Hintergrund des baldigen Endes daran, ob ich im Beruf noch aufsteige, ob ich das Haus baue und die Reise auf die Malediven noch mache? Und einmal noch viel grundsätzlicher betrachtet: Was soll denn kurz vor dem Ende noch Gutes aus meinem Ehrgeiz entstehen oder dem Gebrauch meiner Ellenbogen? Wem wird das nützen? Den Mitmenschen sowieso nicht und mir selbst ... auch nicht! Aber hören wir weiter:

Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn »die Liebe deckt auch der Sünden Menge« (Spr. 10,12). - Wahrhaftig: Die Liebe ist der Vorstellung viel angemessener, dass die Weltzeit sich bald neigt. Wenn wir alle dem gleichen Schicksal entgegengehen, dann tut es gut, zusammenzurücken, miteinander freundlich umzugehen, liebevoll und zuvorkommend. Das muss gar nicht heißen, dass wir vor dem Ende auf diese Weise sozusagen noch Guttaten sammeln wollen, um im Gericht dann besser zu bestehen. Der Sinneswandel - weg vom unerbittlichen Umgang mit anderen hin zu Freundlichkeit und Liebe - kommt dann vielmehr wie von selbst: Was uns immer wichtig war, wird angesichts der endenden Zeit unwichtig. Das wirklich Wesentliche tritt hervor und wir geben ihm endlich die Achtung, die ihm zusteht! - Was könnte für uns Christen wichtiger sein, als Liebe untereinander zu haben?

Seid gastfrei untereinander ohne Murren. - Das fällt uns leichter mit dem Ende vor Augen! Menschen, die alle das gleiche Schicksal vor sich haben, können besser großzügig alles miteinander teilen: Ihre Habe, ihren Besitz und eben auch ihr Haus, ihre Wohnung. Das Bedürfnis nach der Nähe anderer wird gewiss größer, wenn bevorsteht, was auch für gläubige Menschen ungewiss und beängstigend ist!

Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes: Wenn jemand predigt, dass er's rede als Gottes Wort; wenn jemand dient, dass er's tue aus der Kraft, die Gott gewährt ... - Sicher hält dann auch keiner damit zurück, dass er anderen mit dem dient und hilft, was (nur) er kann! Sonst ist meine besondere Begabung für dieses oder jenes ja immer mehr eine Sache, mit der ich mich von anderen absetze und unterscheide: Dass ich geschickt bin in einem Handwerk - es hebt mich über die anderen hinaus, die das nicht sind. Wenn ich gut rechnen kann und eine kaufmännische Begabung habe, dann werde ich das in normalen Zeiten nutzen, um Geld zu verdienen, mehr Geld als andere. Und selbst eine musische, künstlerische Gabe stelle ich doch kaum ohne eigene Ansprüche in den Dienst der Mitmenschen. Wenn die Welt aber auf ihr Ziel zuläuft, dann werden wir uns leichter von solchen Gedanken, die nur uns selbst im Blick haben, trennen können. Und ganz gewiss wird uns dann auch wieder deutlicher vor Augen und dem Herzen stehen, dass die Gaben und alle Kraft, sie im Leben anzuwenden, von Gott herkommen. Wenn er sie uns nicht gewähren würde, wir hätten sie nicht. Wenn er sie zurückzöge, wir stünden mit leeren Händen da.

Schließlich schreibt Petrus am Ende des Briefabschnitts, den wir heute miteinander bedenken, etwas, das auch im gewohnten Lauf des Lebens leicht in Vergessenheit gerät:

... damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Sein ist die Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. - Zugegeben: Es fällt besonders schwer, diesen Anspruch Gottes auf Ehrerbietung und Lobpreis in unserem herkömmlichen Denken unterzubringen. Aber wir Christen wissen es aus vielen biblischen Texten, wie wichtig die Ehre Gottes und sein Lob von Anfang der Welt an war und ist. Ich will einmal ein paar Beispiele aus der Heiligen Schrift für diese Haltung des Menschen Gott gegenüber geben und ich fange ganz vorne an: Am Ende des dritten, vierten und fünften Schöpfungstages heißt es immer wieder: „Und Gott sah, dass es gut war." Am sechsten Tag erschafft Gott dann den Menschen. Drängt sich da nicht der Gedanke auf, dass Gott auch ein Gegenüber haben wollte, das ihn darin bestätigt, dass „es gut war", also ein Wesen, das ihn lobt und über dem preist, was er geschaffen hat? - Hier reihen sich viele Psalmen ein, in denen der Psalmist z.B. sagt: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk" (Ps. 19,2) oder uns zuruft: „Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich!" (Ps. 66,2) Beim Propheten Jesaja lesen wir: „Sie sollen dem HERRN die Ehre geben und seinen Ruhm ... verkünden!" (Jes. 42,12) Aber auch die Evangelien und Briefe sprechen immer wieder von der Ehre und dem Lobpreis Gottes. Etwa in der Weihnachtsgeschichte bei Lukas: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens." (Lk. 2,14) Oder bei Johannes: „Gib Gott die Ehre!" (Jh. 9,24) und bei Paulus „Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!" (Röm. 11,36)

Schließlich geht es auch beim Ausblick des Sehers Johannes auf das Weltende um das Lob und die Ehre Gottes: „Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!" (Offb. 5,13)

Liebe Gemeinde, nein, es ist durchaus nicht der unwichtigste Gedanke, den wir bei Petrus am Ende lesen: ... damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Sein ist die Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Ich finde, es ist schon für sich allein genommen ein Gedanke, der uns angesichts des Endes der Welt in den Sinn kommen und unser Reden, Denken und Handeln bestimmen sollte! Das Lob des großen Gottes ist unser Amt - gerade als Christen! Seine Ehre zu bezeugen und zu preisen ist ein und vielleicht der Sinn für unsere Zeit und unser Leben auf dieser Erde. Wenn uns dieses Lob und der Ruhm von Gottes Ehre nicht erfüllt, wen soll es denn erfüllen und wie sollen die Menschen für den großen Gott und Schöpfer aller Dinge gewonnen werden?

Gewiss: Wir gehen heute nach diesem Gottesdienst nach Hause in dem Wissen und vielleicht der Hoffnung, dass die Welt noch lange steht und unser Leben noch lange währt. Aber dennoch ist es hin und wieder gut, sich daran zu erinnern, dass wir nicht für immer auf dieser Erde bleiben und dass unser Herr gesagt hat, dass er wiederkommen wird zum Gericht und dass für uns noch etwas aussteht: Die Ewigkeit in der herrlichen neuen Welt Gottes. Ihm sei Lob und Ehre! AMEN