Predigt zum Altjahrsabend - 31.12.2007

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Textlesung: Hebr. 13, 8 - 9

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade. )

Liebe Gemeinde!

Als ich es vor Tagen in einer Zeitung gelesen habe, wusste ich es: Darüber wirst du bald einmal in einem Gottesdienst sprechen! Und heute passt es nun sehr gut zu diesem Altjahrsabend und dem wunderbaren Wort aus dem Hebräerbrief: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. - Aber was habe ich in der Zeitung gelesen?

Es sind nur fünf Buchstaben und vier Ziffern einer Schlagzeile gewesen, auf die mein Blick an einem Zeitungsstand gefallen ist. Ich wüsste nicht einmal mehr, welche Zeitung es war, aber diese Zeile hat meine Aufmerksamkeit gefesselt: Danke 2007! stand da fett gedruckt und mit Ausrufezeichen, mindestens fünf Zentimeter hoch. Und dann darunter, wesentlich kleiner: Das kann 2008 so weitergehen!

Danke 2007! - Da bedankt sich also einer bei einem Jahr? Da hat ein Zeitungsschreiber offenbar die Ereignisse des heute zu Ende gehenden Jahres an sich vorüberziehen lassen - und wendet sich mit seiner Freude dann ... an den Kalender: Danke 2007!? - Ich versuche mich einen Augenblick in diesen „Journalisten" hineinzuversetzen (auch wenn es mir schwer fällt!) und folge seinen Gedanken: Wenn im vergangenen Jahr also ein gewisser wirtschaftlicher Aufschwung zu verzeichnen war - dann müssen wir das „2007" danken!? Wenn auch die Arbeitslosenzahlen zurückgegangen sind, dann ist es das Verdienst eines „Jahres" gewesen!? Und wenn wir in unserem Land von den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels, wie sie die Ärmsten der Armen in Afrika oder Bangladesch spüren mussten, noch verschont geblieben sind - wir verdanken es dem anonymen „Kalender"!?

(Ich will jetzt nicht weiter verfolgen, ob das nicht überhaupt zu blauäugig und schönfärberisch ist, nur zu danken. Es gibt ja sicher auch Grund zur Klage und zur Sorge - gerade auch angesichts der eben genannten Entwicklungen: Wird der Aufschwung anhalten? Werden die immer noch nach Millionen zählenden Arbeitslosen und Geringverdiener nicht immer weiter abgehängt und in die Armut fallen - und mit ihnen ihre Kinder. Und man könnte wohl auch fragen, wann werden uns wohl die Folgen des Klimawandels treffen und wie werden wir sie bestehen? - Aber nein, es geht mir heute nur um das eine - um diese Adresse für den Dank für 12 gute Monate: „Danke 2007"!)

Ich glaube schon, dass uns das alle mehr oder weniger angeht! Denn der Zeitungsschreiber nimmt nur einen verbreiteten Trend auf, wenn er so deutlich zeigt, dass er eigentlich nicht mehr weiß, wohin oder an wen er seinen Dank richten muss! Die Politiker in ihren Neujahrsansprachen z.B. wenden sich an die Bürger und danken ihnen für ihre Arbeit und Leistung. - Von wem aber hatten die Bürger die Kraft für Arbeit und Leistung? - Die Vereinsvorsitzenden sprechen auf den Jahreshauptversammlungen in diesen Tagen zu ihren Mitgliedern - und danken ihnen für den Einsatz und die Treue, für die Unterstützung im vergangenen Vereinsjahr und dass „durch ihre Hilfe Erfolg und Wachstum„ möglich geworden sind. - Wer aber hat die Energie für den Einsatz geschenkt und das Herz weit gemacht, dass sie treu sein konnten? - Und wir selbst haben vielleicht auch gerade in den letzten Tagen dieses alten Jahres so oder so ähnlich geredet: Dank meiner Gesundheit war 2007 ein gutes Jahr und Dank unseres glücklichen Familienlebens haben wir gute und schlechte Tage gemeistert und Dank meiner florierenden Ehe, meines sicheren Arbeitsplatzes, meines Geschicks, meiner Fähigkeiten ... - Wer aber gibt uns das alles? Wer ist die Ursache, der letzte Grund eines Lebens, das uns „gut" erscheint, das uns froh und zufrieden macht? Danke 2007 - oder ...?

Wie klar - und wie ganz anders - spricht doch dieses Wort: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.

Jetzt könnten sie einwenden: Vom Danken ist da ausdrücklich doch gar nicht die Rede! Und sie haben ja Recht! Das wäre dem Schreiber des Hebräerbriefs überhaupt nicht eingefallen und den Empfängern seines Briefs auch nicht, hier zu unterscheiden: Dank gehört hierhin, Bitte aber da und die Klage schließlich dorthin ... Es gab für alle nur eine Adresse für alles! Die Menschen damals wussten es ganz genau, wem sie ihr Leben und alles verdanken und wem sie alles klagen können, wer ihre Bitten hört und von wo alles Glück, alle gute Gabe herkommt - es war der Gott und manchmal waren es auch die Götter, an die sie glaubten.! - Und für die Menschen, die damals Christen waren, wie wir heute Christen sind, ist das nur einer gewesen, der Herr, der Sohn Gottes, der Heiland ... Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. In seiner Hand war die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Er war der Herr des Lebens in dieser und einmal in Gottes neuer Welt. An ihn und niemand anderen richteten sie ihren Dank, ihre Bitten und wenn sie traurig und in Angst waren, ihre Klagen.

Nun ist heute der Altjahrsabend, ein Tag wie gemacht dazu, alle Gaben und Ereignisse eines Jahres noch einmal in Gedanken durchzugehen und für sie zu danken. Aber eben nicht so: Danke 2007! - sondern: Danke, Jesus Christus, mein Herr und mein Heiland! Denn auch wir wissen es ganz genau, wer im Hintergrund dieser Welt und unseres Lebens schafft, schenkt, liebt, hört, führt und erhält!

Nun werden sie denken: Freilich wissen wir das! Und ich gebe zurück: Nur sagen und aussprechen tun wir's zu selten, nicht genug jedenfalls. Doch es ist ein Unterschied, das nur zu wissen oder auch davon zu reden! - Wo der Unterschied liegt, fragen sie? Denken wir doch zunächst einmal an alle dankenswerten Dinge, die uns Menschen tun und wie und ob wir dafür wirklich danken:

Nehmen wir an - wie es ja viele Familien kennen - die Frau kocht und putzt, wäscht und sorgt ein ganzes Jahr für den Mann und ihre Lieben. Nehmen wir weiter an - und so ist es eben auch in vielen Familien - das wird nicht einmal in 12 Monaten wirklich wahrgenommen, gesehen und schon gar nicht erwähnt, so dass einer vielleicht einmal sagte: „Du, ich danke dir für deine Arbeit für mich und die Familie!" Wie mag das sein ... für die Mutter, die Frau, die all das tagein, tagaus tut ... ohne je ein Wort des Dankes? Und nehmen wir umgekehrt einmal an, wenigstens ein einziges Mal in 12 Monaten würde einem aus unserer Familie einfallen, so zu sprechen: „Habe Dank für all deine Sorge und Mühe für uns!" Wie froh würde diese Frau und Mutter sein, wie glücklich wäre sie, wie leicht ginge ihr alle Arbeit von der Hand, wie gern täte sie alle Verrichtungen, alle Dienste für ihre Lieben! - Da liegt der Unterschied, aber nicht nur da!

Um in diesem Beispiel zu bleiben: Auch der Mann oder die Kinder würden verändert, wenn sie zum Dank fänden, wenn sie nicht mehr nur stumm und wie selbstverständlich hinnehmen würden, was die Frau und Mutter für sie schafft und wirkt! Wer „Danke" sagt, der sieht nämlich den Geber an, der schaut dem ins Gesicht, dem er etwas verdankt, der nimmt - neben den Gaben - auch den Geber wahr, der sie schenkt und mir damit seine Liebe zeigt. - Das ist auch ein Unterschied, der ist nicht weniger wichtig!

Liebe Gemeinde, ich hätte hier gewiss auch andere Beispiele wählen können: Vielleicht das von dem Mann, der mit seiner Hände Arbeit in Fabrik oder Werkstatt für das Auskommen seiner Angehörigen sorgt oder von einem Menschen, der sich karitativ oder in der Kirchengemeinde oder einem Verein engagiert und dort etwas für seine Nächsten leistet oder ich hätte gar von dir und mir erzählen können, wo wir vielleicht im Hintergrund des Alltäglichen für unsere Lieben oder unsere Nachbarn tätig sind ... Immer würde dasselbe herauskommen: Den Unterschied zwischen dem bloßen Wissen, dass einer mir Gutes tut dazu, dass ich es ausspreche und ihm wirklich danke, diesen Unterschied macht die Freude, die das bei dem Bedankten auslöst. Und ich selbst erkenne dabei, dass alle Güte nicht selbstverständlich ist!

Als Christen kennen wir die Adresse für unseren Dank: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. - Ihm, unserem Herrn gebührt es, dass wir ihm für alles danken, was unser Leben ausmacht, alle gute Gabe, aller Segen, alle Liebe, die wir empfangen ... In unserer Beziehung zu ihm ist gewiss besonders wichtig, dass wir selbst uns mit unserem Dank immer wieder deutlich machen, dass seine Liebe nicht selbstverständlich ist und nicht unser Verdienst. Aber ich will durchaus auch das sagen: Unser Herr freut sich sicher auch, wenn wir ihm danken! Seine Freude ist ganz ähnlich unserer Freude, wenn wir von unseren Mitmenschen ein Dankeschön hören, er ist ja schließlich unser Bruder.

Aber bevor wir jetzt noch lange über das Danken reden - ein konkreter Vorschlag: Morgen beginnt das neue Jahr. Es ist also eine gute Zeit für einen Neuanfang, einen Versuch, lange eingeübte Verhaltensweisen aufzugeben, gewohnte Gleise zu verlassen. Probieren wir doch einmal ein paar Tage lang folgende Übung durchzuhalten: Am Morgen ein kurzes Gebet: „Danke, Herr, für die Nacht, für mein gesundes Erwachen, für den erholsamen Schlaf!" Und am Abend: „Danke, Herr, für alle Erfahrungen dieses Tages, für die guten, die mich froh gemacht haben, aber auch für die schweren, an denen ich wachsen sollte. Danke für dein Geleit, deine Führung, die Bewahrung meines Leibes und meiner Seele!"

Ach, das machen sie schon jeden Morgen und Abend!? Bitte, prüfen sie einmal ganz ehrlich, wie oft sie bis heute in diesen Gebeten „Bitte" verwendet haben und wie oft „Danke"! Denn hier liegt der Grund dafür, dass ich heute gar nicht so viel über die anderen Dinge wie Bitten und Klagen sprechen wollte. Das können wir meist sehr gut! Da haben wir viel weniger Schwierigkeiten und die Adresse dafür ist uns meist viel vertrauter!

Und der zweite Teil der täglichen Übung könnte sein - und der ist fast ebenso wichtig: Sagen sie doch auch ihrer Frau, ihrem Mann, ihrer Mutter oder auch ihrem Kind, halt allen mit denen sie leben und arbeiten ein Dankeschön. Oft ist ein Wort, das ihrem Mitmenschen zeigt, dass sie seine Liebe oder seinen Dienst überhaupt bemerken, schon sehr viel!

Mag sein, dass sie nach ein paar Tagen Übung dauerhaft dabei bleiben wollen!? Wie schön wäre das für sie und für ihre Mitmenschen - und unserem Herrn Jesus Christus wird das gewiss auch gefallen!

Ich finde, solche unpersönlichen Worte wie „Danke 2007" können wir gut den Schreibern in den Zeitungen überlassen. (Und auch die täten gut daran, wenn sie über ihre fragwürdigen Schlagzeilen einmal nachdenken würden.) Wir Christen wissen, wem wir alles verdanken! Wir kennen Gott, seine Taten an uns, seine Wunder. Reden wir doch auch mehr davon und beachten wir auch die Gaben und Dienste, die Mühe und die Sorge unserer Lieben mehr als bisher!

So muss es heißen: Danke, Herr, für das Jahr 2007! Danke für all deine Güte, deine Gaben, deine Treue ... Lass es bitte im Jahr 2008 so weitergehen! Und auch unsere Klagen und Bitten haben im kommenden Jahr die alte Adresse, denn: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.