Predigt zum Pfingstmontag - 1.6.2009

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(Hinweis: Die Predigerin, der Prediger nimmt vielleicht einen kleinen taubengroßen möglichst würfelförmigen Kasten mit auf die Kanzel. Der Kasten ist leer, hat aber ein paar Luftlöcher an den Seiten. Der Kasten wird auf die Kanzelbrüstung gestellt und am Ende der Predigt wieder mit hinunter genommen. Der Sinn dieser Handlung erhellt aus der Predigt. Auf jeden Fall sichert der Kasten die Aufmerksamkeit der PredigthörerInnen. - Es geht auch ohne Kasten!)

Liebe Gemeinde an Pfingsten!

Heute ist das Fest des Heiligen Geistes! Darum haben wir an Altar und Kanzel auch rote Vorhänge angebracht. Rot ist die Farbe des Heiligen Geistes! Und ich glaube doch, dass einige von Ihnen heute auch deshalb in die Kirche gekommen sind: Um etwas über diesen Geist zu erfahren, ja, vielleicht sogar von ihm ergriffen zu werden!

Aber was tut dieser Heilige Geist eigentlich? - Wenn wir an die biblischen Geschichten denken, in denen er vorkommt und mitspielt, dann können wir einiges dazu sagen: Er braust daher wie der Wind. Wir wissen nicht, woher er kommt und wohin er geht. Er entfacht Feuerflämmchen auf den Köpfen der Jünger. Er macht, dass sie in vielen unterschiedlichen Sprachen sprechen können. Und noch ein paar andere Wirkungen hat der Heilige Geist. Von einer dieser Wirkungen spricht der Predigttext für heute. Wir wollen einmal auf ihn hören:

Textlesung: Mt. 16, 13 - 19

Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten. Er fragte sie: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.

Liebe Gemeinde, die Wirkung des Heiligen Geistes - auch wenn er nicht genannt wird - ist hier ganz klar die Offenbarung an Petrus, wer Jesus sei: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!" Das nämlich kann ihm nicht „Fleisch und Blut", also irgend ein Mensch, sondern nur Gottes Geist entdeckt haben! Der Heilige Geist macht also, dass ein Mensch in Jesus Christus mehr erkennt als den Mann aus Nazareth, den Sohn der Maria und des Josef, den Rabbi und Wanderprediger aus Galiläa ... Anders gesagt: Der Heilige Geist führt Menschen zum Glauben, denn wir können dazu nicht aus eigenem Willen oder eigener Kraft kommen. Soweit zu dieser Wirkung des Geistes.

Ich will jetzt die „Offenbarung", die hier an Petrus geschehen ist, einmal ein wenig mehr in unsere Alltagssprache hinunter übersetzen und dafür „Erleuchtung" sagen. Sie werden gleich verstehen, warum. Ich möchte Ihnen nämlich eine Geschichte erzählen, die auch vom Heiligen Geist handelt:

In manchen christlichen Kirchen gibt es oben im Gewölbe eine Luke, das so genannte Heilig-Geist -Loch. Aus ihm wurde in alten Zeiten zur Freude und Begeisterung der an Pfingsten versammelten Gemeinde der Heilige Geist in Gestalt einer holzgeschnitzten Taube über die Gläubigen herabgelassen. Bildhaft und einprägsam sollten sie erleben, was Pfingsten bedeutet. Sieben goldene Strahlen waren wie in einem Kranz um die Taube. Sie sollten auf die sieben Gaben hinweisen, die dem Heiligen Geist zugeschrieben werden: Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Wissenschaft, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Teilweise ließ man auch eine lebende Taube fliegen.

Dazu gibt es eine Geschichte aus einer sizilianischen Bergstadt. Der Ortspfarrer liebte es, im Gottesdienst gleich nach dem Pfingstevangelium eine lebendige Taube in die Luft werfen zu lassen. Und die Gottesdienstbesucher wussten: Wem sich die Taube auf die Schulter oder auf den Kopf setzt, dem ist eine besondere Erleuchtung gewiss. So war zum Beispiel die Taube einmal dem Seminarlehrer auf die Schulter geflogen und er schrieb danach ein geistvolles Buch. Ein andermal hatte sie sich dem jungen, eingebildeten Grafen auf den Kopf gesetzt und der ließ eine neue Wasserleitung bauen. Im Jahr darauf fasste der undurchsichtige Verwalter des Armenhauses den Entschluss, mit den von ihm unterschlagenen Geldern eine Kapelle errichten zu lassen.

Dann kam ein neuer Pfarrer. Der hielt nichts von diesem Aberglauben. Er brachte die Taube nicht in Zusammenhang mit dem Heiligen Geist, sondern nannte die Taube einfach „einen Vogel". Vor dem Pfingstgottesdienst ordnete er an, dass alle Fenster und Türen offen stehen müssten.

Als man die Taube aber fliegen ließ, nutzte sie keines dieser Schlupflöcher, sondern flog dreimal hin und her und setzte sich dann dem neuen Pfarrer auf die Schulter. Ihm war das sehr peinlich, aber das ganze Kirchenvolk geriet vor Freude außer sich und wartete auf die Erleuchtung.

Liebe Gemeinde, hier endet die Geschichte. Wir wissen nicht, was die Wirkung des Geistes bei diesem sizilianischen Pfarrer war. Aber ich bin ganz sicher, es gab hinterher eine!

Aber kommen wir zu uns, der Gemeinde hier in ................... Was könnten für uns „Erleuchtungen" sein, die der Heilige Geist bei uns bewirkt?

Bei einer von uns wird vielleicht der Plan reifen, dass sie sich jetzt, da die Kinder doch aus dem gröbsten raus sind, im sozialen Bereich, in einem Altenheim oder Krankenhaus ehrenamtlich engagieren könnte.

Einem anderem wird klar werden, dass der lange Streit in der Familie endlich beigelegt werden sollte. Wenn keiner von der anderen Seite darauf kommt, dann wird er wohl den ersten Schritt tun müssen.

Einer dritten wird eine Idee kommen, wie sie das Familienleben wieder aktivieren könnte. Feste Zeiten, in denen man ohne Fernsehen auskommt und mal wieder etwas zusammen spielt oder unternimmt.

Noch einer wird erkennen, dass sein Christenglaube auch Pflege braucht und geistliche Nahrung. Vielleicht beginnt er damit, regelmäßig in den Gottesdienst zu gehen. Oder er nimmt täglich für ein paar Minuten das Losungsbuch oder die Bibel zur Hand.

Und noch viele andere „Erleuchtungen" könnte ich mir vorstellen und könnte es wirklich geben. Aber halten wir fest: Von „Fleisch und Blut" werden sie nicht kommen! Menschen können solche Erleuchtungen nicht hervorbringen. Das kann nur der Heilige Geist. Aber er tut es! Dem Petrus hat er damals eingegeben, wer der ist, der sie fragte: „Wer sagt denn ihr, dass ich sei?" Und wie wichtig ist das geworden, dass er antworten konnte: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!" Wer so glaubt, der ist wie ein Fels. Auf diesen Felsen konnte unser Herr seine Kirche bauen. Nicht auszudenken, der Heilige Geist hätte Petrus nicht diese Erleuchtung geschenkt!

Liebe Gemeinde, wie wird der Heilige Geist uns erleuchten? Welche guten Gedanken wird er uns eingeben, wenn er sich auf unsere Schulter setzt? - - -

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Pfingstfest und die Erleuchtung durch den Heiligen Geist Gottes!

AMEN