Predigt zu Epiphanias oder zum 1. So.n. Epiph. - 6./11.1.09

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Textlesung: Mt. 3, 13 - 17

Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's geschehen. Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Liebe Gemeinde!

Mir ist an dieser Geschichte von der Taufe Jesu gleich einiges aufgegangen, worüber ich mir bisher noch gar keine Gedanken gemacht habe. Und ich bin ganz sicher, auch Ihnen werden die drei Dinge, die ich heute besonders herausstellen möchte, neu sein.

Das erste ist dies: Auch für uns Evangelische hat das Epiphaniasfest ja etwas mit „Licht" zu tun. Wir denken vielleicht an den Stern von Bethlehem, der am 6. Januar von den Sternsingern symbolisch von Haus zu Haus getragen wird. Vielleicht kommen uns auch die die Heiligen drei Könige in den Sinn, deren Zeichen eben dieser Stern ist und in deren Verkleidung die Kinder ja am Epiphanias- bzw. Dreikönigstag auftreten. Wer gern Kreuzworträtsel löst, dem ist vielleicht schon das „nordische Lichtfest" mit drei Buchstaben begegnet, das „Jul", das auch genau in diesen ersten Tagen des Januar gefeiert wurde. Soweit zum Licht. Dass wir nun aber am Epiphaniastag auch die Taufe Jesu bedenken, dass wir also eine Verbindung vom Licht zur Taufe ziehen können, das ist mir und möglicherweise auch Ihnen bis heute noch nicht so deutlich geworden. Aber - und das werden wir nachher noch sehen - es liegt sehr viel darin!

Das zweite, was mir heute wichtig ist und worüber Sie wie ich vielleicht noch nie nachgedacht haben: In dieser kleinen Geschichte von der Taufe unseres Herrn ist das erste Wort Jesu enthalten, das er überhaupt im Matthäusevangelium spricht: „Lass es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen." Auch das ist ja vielleicht auf den ersten Blick nichts so besonders Wichtiges - aber ich glaube, nur auf den ersten Blick!

Hier ist noch das dritte, das mir - zusammen mit den anderen Dingen - ganz wesentlich erscheint: Gott spricht vom Himmel herab: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." Dazu sagen wir sicher nicht, dass es etwas ganz und gar Unbedeutendes ist, denn wo lesen wir das sonst im Neuen Testament, dass Gott selbst redet und die Menschen seine Stimme hören konnten?

Aber gehen wir diesen drei Dingen einmal entlang. Wir wollen dabei in der Mitte beginnen, also bei dem ersten Wort, das uns bei Matthäus aus Jesu Mund überliefert ist: „Lass es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen."

Wir verstehen sicher die Befangenheit des Johannes, der nicht im Traum auf den Gedanken gekommen wäre, Jesus, den Herrn, auf den er die Menschen mit seiner Bußtaufe vorbereiten will, auch selbst zu taufen! Das wäre ihm anmaßend erschienen. So als wenn sich ein Knecht über seinen Meister erhebt oder ein Stück Ton über den Töpfer.

Aber Jesus besteht darauf! Und wie wichtig es für ihn ist, auch selbst getauft zu werden, sehen wir eben daran, dass dies wirklich die ersten Worte sind, die wir von ihm hören. „... so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen." Aber das spricht auch über die Taufe selbst: Sie ist wichtig! Es geht für uns - wenn wir Christen sein wollen - nicht ab, ohne dass wir taufen und getauft werden. Und - eigentlich erstaunlich! - das scheinen auch die Menschen, die heute eine eher lockere Beziehung zum Christentum haben, so zu sehen. Man geht zwar selten zum Gottesdienst und bleibt auch der Gemeindearbeit, den Kreisen und Gruppen fern, aber sein Kind lässt man taufen! Und wenn wir uns jetzt noch daran erinnern, dass alle christlichen Kirchen - bei allen sonstigen Unterschieden in der Lehre und in der praktischen Übung des Glaubens doch die Taufe gemeinsam haben und gegenseitig anerkennen, dann unterstreicht das noch einmal das hohe Ansehen der Taufe!

Vor dem Hintergrund dieser Geschichte können wir nun auch noch das sagen: Deutlicher kann es doch gar nicht werden, dass wir mit unserem Herrn zusammengehören! Er ist getauft wie wir. Er ist unser Bruder durch die Taufe, wir seine Geschwister! Schon das ist ein Gedanke, den wir nie vergessen sollten, weil er uns immer wieder - und besonders in schweren Lebenszeiten - aufrichten, ermutigen und stärken kann.

Aber jetzt schauen wir nach dem dritten, dieser drei wesentlichen Dinge aus der Geschichte: Gott bestätigt sozusagen, wer der ist, der hier von Johannes getauft wurde: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." Aber auch hier liegt mehr darin als Gottes Ja zu diesem besonderen Menschen und zu seiner Taufe. Wie von selbst fügt sich das doch jetzt zu dem, was wir gerade als Hilfe und Ermutigung für unser Leben erkannt haben: Dass wir durch die Taufe, die Jesus wie wir alle auch empfangen hat, als Brüder und Schwestern mit ihm verbunden sind. Wenn wir nun hören: Er ist Gottes Sohn - dann macht uns das alle auch zu Gottes Kindern, denn wir sind seine Geschwister!

Aber wir dürfen und wollen noch einen Schritt weitergehen: Gott hat Wohlgefallen an Jesus! Sollten wir ihm, die wir doch Jesu Brüder und Schwestern sind und dadurch seine Kinder, nicht auch wohl gefallen? - Wir wollen uns nicht gleich wieder von den Gedanken um Sünde und Schuld, die wir ja doch auf haben und täglich neu auf uns laden, darin irre machen lassen, dass Gott uns mag und dass sein erstes Gefühl uns gegenüber immer die Liebe ist. Hierin liegt ein starker Trost, eine gewaltige Hilfe in dunklen Tagen und manchmal sogar die Kraft, in Zeiten, in denen uns alles zu Bruch geht, zu überleben.

Aber jetzt gehen wir zu dieser Sache: Die Taufe Jesu gehört in diese Epiphaniaszeit, in der sich manches um das Licht dreht. Die Taufe hat also mit dem Licht zu tun ... ja, sie ist selbst wie ein Licht! Wie könnten wir das verstehen?

Mir fiel sofort dazu ein, dass doch diese wunderbare Sache, dass wir alle, wie unser Bruder Jesus auch, getauft sind, eben wie ein Licht ist, wie eine Lampe, die wir auf allen Wegen des Lebens dabei haben. Gewiss: Es gibt Wegstrecken, da gehen wir in der vollen Sonne, die uns den Pfad hell macht, die uns wärmt und uns eine schöne, farbenfrohe Welt bestrahlt. In solchen Zeiten werden wir kaum an eine Lampe denken, die wir vielleicht in unserer Tasche mit uns tragen.

Aber es gibt ja auch andere Tage, andere Wochen und manchmal Monate, in denen uns alles ringsum dunkel erscheint und uns kein Sonnenstrahl erreicht. Das ist wenn wir Sorgen haben oder wenn uns die Zukunft ängstet. Das kann sein, wenn uns ein Unglück heimgesucht hat oder eine Beziehung kaputt ging. Ganz dunkle Zeiten beginnen auch oft, wenn ein Mensch seine Arbeitsstelle verliert oder wir von einem lieben Menschen für immer Abschied nehmen müssen. Und noch viele andere Ereignisse oder Schicksalsschläge können uns den Lebensweg sehr verdunkeln - und das auch im Sommer, auch wenn die Sonnen scheint.

Wenn wir dann eine Lampe dabei hätten, die sozusagen in unserem Innern wieder ein wenig Licht verbreiten könnte! Wenn wir dann nicht im Finstern bleiben müssten, das all unsere Freude, unseren Mut und unsere Hoffnung aufzehrt. - Eine solche Lampe kann unsere Taufe sein! Von ihr geht immer ein Licht aus, das stärker ist, als die schwärzeste Nacht unserer Resignation und Zukunftsangst.

Und ist das nicht auch gut: Einer herkömmlichen Lampe könnte es an einer geladenen Batterie mangeln. Vielleicht auch ist der Glühfaden ihres Birnchens gerissen, so dass sie kein Licht spenden kann. Das Licht unserer Taufe ist immer da, immer bei uns und wir können es einsetzen und gebrauchen. - Wie das geht?

Vielleicht denken wir in den Stunden der Dunkelheit daran, dass wir getauft sind, dass wir zu Jesus gehören, der auch die Taufe an sich hat geschehen lassen. Vielleicht fällt uns dann ein, dass er durch die Taufe unser Bruder ist und wir alle zusammen mit ihm Gottes Kinder. Besonders wird uns dann trösten und unseren Weg wieder hell machen, wenn wir uns daran erinnern, dass Gott selbst nach Jesu Taufe über seinem Sohn gesagt hat: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." Wenn uns dann noch einfällt, dass Gott uns - als die Geschwister seines lieben Sohnes - genauso gern hat und genauso liebt wie diesen Jesus, dann sollte uns nichts mehr im Bann der Finsternis halten und wir unseren Weg wieder mutig und getröstet gehen können. AMEN