Predigten am 10. So. nach Trinitatis - 27.8.2000 - für Baden!

(weitere Predigten, Texte, Lieder, Gedichte und die Predigt zum aktuellen Sonntag der laufenden Perikopenreihe unter: http://www.predigt-eichendorf.de/ )

(Durch eine Email habe ich erfahren, daß in Baden am 10. So.n.Trin. ein anderer Text vorgesehen ist als in Hessen. Bei uns in der EKHN ist der Jesajatext am Reformationsfest dran. Hier sind zwei Predigten über den Jesajatext, die erste überall und von jedem verwendbar, die zweite mehr persönlich und daher anpassungsbedürftig!)

1. Predigt:

Textlesung: Jesaja 62, 6-7.10-12

O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den HERRN erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen, laßt ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichte und es setze zum Lobpreis auf Erden! Gehet ein, gehet ein durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Machet Bahn, machet Bahn, räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker! Siehe, der HERR läßt es hören bis an die Enden der Erde: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her! Man wird sie nennen »Heiliges Volk«, »Erlöste des HERRN«, und dich wird man nennen »Gesuchte« und »Nicht mehr verlassene Stadt«.

Ein seltsamer Text zum Reformationsfest! Erst einmal: Er stammt aus dem Alten Testament! Dann sind es Worte an das Volk Israel in der Gefangenschaft. Von Jesus Christus natürlich kein Wort, nicht einmal ein Hinweis auf ihn. Und schließlich eine bildhafte Sprache, die wir kaum verstehen. Beim ersten Hören schon gar nicht.

Wo ist da der Gedanke an "Reformation"? Wo ist hier Luthers Entdeckung, daß der gerechte Gott auch ein gnädiger Gott ist? Wo ist das Evangelium von der geschenkten Gnade an den Sünder um Jesu Christi willen?

So etwa habe ich beim ersten Lesen dieser Worte gedacht, die uns für heute verordnet sind. Dann habe ich mit dem ersten Satz noch einmal angefangen. Ich will ihn auch für sie noch einmal lesen: Jesaja 62, 6-7

Ja, auf einmal wußte ich, wo der Bezug zum Reformationsfest ist! Schon der allererste Satz ist dieser Bezug: O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Wächter... Mir fiel Martin Luther ein. Wir haben gerade im Konfirmandenunterricht über ihn gesprochen. Er war so ein Wächter. In einer gewiß völlig anderen Zeit hat er die Menschen vor dem Einbruch der Feinde in die Stadt des christlichen Glaubens gewarnt. Der "Ablaßhandel" war damals so ein Feind. Dieser Feind kam so daher: "Wenn ihr nur Geld bezahlt, wenn ihr einen Ablaßbrief kauft, dann könnt ihr alle Schuld und Sündenstrafen loswerden. Selbst von noch nicht begangenen Sünden könnt ihr euch vorher loskaufen. Und den Vater oder eure Großmutter, die in der Hölle sitzen, könnt ihr auch mit Geld befreien!"

Der "Wächter" Martin Luther hat mit seinen 95 Thesen Alarm geschlagen. "Schuld und Sünde werden wir nur durch wahre Buße los. Gott verlangt keine Geldzahlung, sondern ein reuiges Herz. Er ist gnädig. Der gekreuzigte Christus ist unser Lösegeld. Auf ihn sollen wir vertrauen!"

Wie gesagt: Das war eine völlig andere Zeit. Aber Wächter für die Stadt des Glaubens werden zu allen Zeiten gebraucht. Ich glaube sogar, heute mehr denn je! Gerade die Mauern um unseren Evangelischen Glauben werden von allen Seiten berannt. Ja, manche der Feinde sitzen schon längst innerhalb der Stadtmauern und tun dort völlig ungehindert ihr zerstörerisches Werk. Bevor ich ein paar dieser Feinde nenne, noch eine Ortsbestimmung dieser "Stadt des Glaubens": Ich meine nicht die Kirche! Selbst wenn die ganze Kirche unterginge, könnte ja der Glaube der Christen noch bestehen. Wenn allerdings der Glaube erst verloren ist, dann ist alles verloren, der Halt im Leben und im Sterben, die Zukunft, die Hoffnung - und dann auch die Kirche. Nein, ich meine diese Stadt, auf deren Mauern Luther zuerst gewacht hat und über deren Toren steht: "Wir sind vor Gott gerecht und erlöst allein aus Glauben, allein durch Jesus Christus, allein weil Gott gnädig ist und uns liebt." Vor diesem Tor und innerhalb dieser Mauern stehen die Feinde. Hier sind ein paar Namen und Beschreibungen der feindlichen Mächte unserer Tage:

Da ist zuerst die Gleichgültigkeit. Wen interessiert der Glaube eigentlich noch? Wohlgemerkt: Ich meine den gelebten, sichtbaren, hörbaren, glaubhaften Glauben an Jesus Christus. Nicht den Namen "Christ", den die meisten tragen. (Ich kann ja wohl auch Mitglied im Sport- und Gesangverein sein und gehe doch nie hin!) Nein, gleichgültig ist die große Masse der Christen unserer Tage. Man heißt

zwar "Christ", aber das hat im Leben keinerlei Konsequenzen. Ein Beispiel nur dafür: Klar, die Kinder werden getauft und konfirmiert. Aber doch nicht in erster Linie deshalb, daß diese Kinder auch von dem erfahren, was den Eltern irgendwie bedeutsam und wichtig wäre. Doch nicht, weil sie auch wissen sollen, daß allein Jesus das Leben erfüllen und zu einem ewigen Ziel bringen kann.

Ein anderer Feind ist die Trägheit. Wenn ich höre, und es wird ja immer wieder gern erzählt, was frühere Generationen von Christen - hier in unseren Dörfern - an Fußmärschen, an Anstrengungen, an Verzicht auf anderes auf sich genommen haben, um etwa einen Gottesdienst oder einen Gemeindeabend im Nachbardorf zu erreichen! Unsere "Wochen der Begegnung" früherer Jahre sind gewiß nicht nur daran zerbrochen, daß wir Kolleginnen und Kollegen hier nicht mehr so gut miteinander können, wie es einmal gewesen ist. Auch der Buß- und Bettag des vergangenen Jahres hat es wieder gezeigt: Es ist schon ein zu großer Aufwand, auch nur zur Bushaltestelle zu gehen, um doch einigermaßen bequem in den Nachbarort zu fahren! So werden nach und nach immer mehr Gelegenheiten verschwinden, daß die Christen sich versammeln und in ihrem Glauben gestärkt werden. Schon der Gottesdienst im eigenen Ort, der Besuch der Kirche, die 200 Meter entfernt ist, fällt vielen Menschen unserer Zeit ungeheuer schwer - und wenn es nur einmal im Halbjahr wäre.

Ein weiterer Feind der Stadt des Glaubens ist die Undankbarkeit. Wie viele Versprechen, dies und das zu tun, nachdem uns Gott aus einer schlimmen Zeit geführt oder vor Schaden und Unfall wunderbar bewahrt hat, sind wohl allein schon in unserem Dorf unerfüllt geblieben? Wie viele Menschen tun wohl einen aufreibenden Pflegedienst an ihren Eltern, ohne je ein Dankeschön zu hören? Wie viele Kinder, schon lange erwachsene Kinder darunter, kämen niemals auf die Idee - nicht einmal am Muttertag - ihrer Mutter auch einmal dafür zu danken, daß sie ihr Zimmer in Ordnung hält, ihnen kocht und die Wäsche wäscht. Und wie sehr sind unsere anderen Beziehungen von Kritik, Nörgelei, Beschwerde und Vorwurf bestimmt - und wie wenig vom Dank!? Auf solche Herzen jedenfalls trifft dann die Botschaft von Gottes geschenkter Gnade, von seiner Liebe, die keine Leistungen will und nicht verdient werden muß. Wen wundert es, daß Menschen, die nicht mehr danken wollen und oft nicht mehr können, dann ohne zu verstehen auf das Kreuz Jesu schauen und nicht mehr begreifen, was das mit ihnen zu tun haben soll?

Noch viele Feinde der Stadt des Glaubens gibt es. Aber wenn wir nur als Wächter dieser Stadt aufmerksamer als bisher nach diesen drei Ausschau hielten! Sicher nicht nur, wenn wir die Zeichen dieser Feinde bei anderen entdecken! Wir selbst werden und sind auch schon angegriffen von ihnen. Es wäre schon gut, wenn wir den Wächterdienst aufnehmen. Das wir laut und vernehmlich in das Horn blasen, wenn wir dieser Feinde ansichtig werden. Einmal nicht im Bild gesprochen: Daß wir denen, die doch Christen heißen, an deren Leben allerdings niemand noch den kleinsten Hinweis darauf ablesen kann, das einfach einmal sagen: "Du willst doch ein Christ sein, woran merkt man das bei dir eigentlich noch?" - Daß wir denen, die mit ihrer ewigen Lustlosigkeit, ihrem Aufschieben immer wieder und ihrer beharrlichen Trägheit dafür sorgen, daß nach und nach alles gute und wichtige Gemeindeleben dahinkränkelt und schließlich stirbt, einmal klar machen, wie das mit ihnen zu tun hat. Z.B. so: Wenn die Kirche gegen die Abschaffung des Buß- und Bettags auftreten und ihre Stimme irgend ein Gewicht haben soll, dann mußt du sie auch unterstützen und den Gottesdienst an diesem Tag besuchen! - Und daß wir schließlich denen, die nicht danken können, einmal sagen: "Freust du dich eigentlich an dem, was ich täglich für dich tue?" Stören wir uns einmal nicht an dem verständnislosen Blick, den wir erst erhalten. Vielleicht kommt da ein Nachdenken in Gang, ein Besinnen, ein erster Gedanke in die richtige Richtung... Und natürlich wird gerade hier unser gutes Vorbild auch viel ausrichten können! Daß auch wir selbst mehr als bisher die vielen Gründe zum Danken wahrnehmen und diesen Dank wirklich aussprechen.

Liebe Gemeinde, wenn wir uns heute nur innerlich dazu bereit erklären würden, Wächter gegen diese drei Feinde der Stadt des Glaubens zu sein: Gleichgültigkeit, Trägheit, Undankbarkeit... Dann hätte uns dieser alte Text eine wichtige Hilfe dazu gegeben, was "Reformation" heute bedeutet: Allem entschieden entgegenzutreten, was uns von dieser Wahrheit abbringen oder sie uns verdunkeln will: "Wir sind vor Gott gerecht und erlöst allein aus Glauben, allein durch Jesus Christus, allein weil Gott gnädig ist und uns liebt."

2. Predigt:

Textlesung: Jesaja 62, 6-7.10-12

O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den HERRN erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen, laßt ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichte und es setze zum Lobpreis auf Erden! Gehet ein, gehet ein durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Machet Bahn, machet Bahn, räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker! Siehe, der HERR läßt es hören bis an die Enden der Erde: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her! Man wird sie nennen »Heiliges Volk«, »Erlöste des HERRN«, und dich wird man nennen »Gesuchte« und »Nicht mehr verlassene Stadt«.

Liebe Gemeinde am Reformationsfest!

Es war nicht Jerusalem, es war Altenkirchen im Westerwald, das mir bei diesen Versen in den Sinn kam. Dort habe ich neulich ja 10 Tage Rüstzeit verbracht. Was mich erinnert hat? Diese Worte: "Wächter über den Mauern" - "setze zum Lobpreis auf Erden" - "Richtet ein Zeichen auf" - "der Herr läßt es hören bis an die Enden der Erde".

Das war nämlich so in Altenkirchen:

Jeden Morgen um genau 7.33 Uhr konnte man vom Kirchturm herab ein Glockenspiel hören. Es ließ einen Morgenchoral erklingen: "Die güldne Sonne" zum Beispiel oder "All Morgen ist ganz frisch und neu" oder auch "Morgenglanz der Ewigkeit". Das war sehr schön! Ich konnte es direkt in mein Zimmer klingen hören. Schade war nur, daß der Straßenverkehr, der um diese Morgenstunde herrschte, das zarte Spiel der Glocken weit übertönte. Wenn man da unten auf der Gasse stand, konnte man bestimmt nichts vom klingenden Spiel da oben vernehmen! Irgendwie ging mir schon da durch den Kopf: Die Stimme dieser Choräle und schon gar ihre Botschaft dringen nur sehr schwer durch in dieser Zeit. Der Lärm, die Hektik unserer Tage machen es der Sache Gottes nicht leicht, zu den Herzen der Menschen durchzustoßen. Und daß, obgleich die Menschen unserer Zeit diese gute Sache nötiger haben denn je!

An diese allmorgendlichen Gedanken also mußte ich wieder denken, als ich bei Jesaja gelesen habe: Wächter über den Mauern, Lobpreis, Zeichen, Hören bis ans Ende der Erde... Der "Wächter" ist unten, wo der Alltag stattfindet, kaum noch vernehmlich. Der "Lobpreis" Gottes wird allenfalls noch von wenigen - in der Kirche - gehört und dargebracht. Das "Zeichen",das Gottes Wort in dieser Welt setzt, wird kaum noch wahrgenommen. Und "Hören bis ans Ende der Erde"? - Es reicht kaum von unseren Kirchtürmen bis. hinunter auf die Straßen!

Jetzt könnten wir sagen: Die gute Botschaft müßte halt lauter sein! Oder: Vielleicht ist dieses Wort Gottes heute doch nicht mehr so wichtig und nötig, wie die Pfarrer und die Kirchenleute meinen!? Manches in dieser Welt spricht ja dafür und läßt es so wirken! Oder hat die Kirche vielleicht zu lange und zu selbstgefällig eine Sprache gesprochen, die man "unten auf der Gasse", wo das Leben der Menschen spielt gar nicht verstehen kann?

Heute ist Reformationsfest. Heute geht es für uns evangelische Christen um den Kern der Botschaft, um die Mitte der Heiligen Schrift! Heute also entscheidet es sich, ob Gottes Wort noch die Menschen erreicht. Heute müßten wir - besser als an jedem anderen Tag - erkennen können, ob die Menschen dieser Tage noch hören wollen und ansprechbar sind von Gott? Und schließlich müßte das auch ein Tag größter Mühe um eine verständliche Sprache sein, die deutlich macht: Gott meint mich und dich! Uns will er gewinnen, befreien und trösten, erfreuen und gnädig sein. Wir wollen sehen.

Wie heißt die Mitte der Schrift? Jesus Christus! Wer ist er für uns? Der Herr, der unsere Sache bei Gott richtet und in Ordnung bringt! Was haben wir davon? Ein bewahrtes, mit Gott versöhntes Leben. Er unser Vater. Wir seine Kinder. Und Christus unser Bruder. Wie geht das einmal aus? In einem ewigen Leben, in Herrlichkeit, ganz nah bei Gott, ohne Leid, ohne Tränen, ohne Schmerz, Krankheit und Tod. Wie wird das wahr für uns? Durch Glauben, durch das Vertrauen zu meinem himmlischen Vater, daß er nicht meine Schuld ansieht, sondern das Opfer seines Sohnes am Kreuz. Und damit, daß ich meine Sache mit Gott nicht mehr selbst in Ordnung bringen will, mich nicht mehr aus eigener Kraft zu erlösen versuche - denn das kann ich nicht. Das kann kein Mensch! Das ist - ganz kurz aber doch ausreichend - das Evangelium,

die gute Nachricht Gottes, die beste Botschaft dieser Welt! - Aber sie hat es schwer heute! Sie wird ausgerichtet - aber nur wenig gehört. Sie wird gesagt, gesungen, gelebt und gespielt - aber sie dringt kaum noch hinein in den Alltag der Menschen. Sie tönt mit Glocken vom Turm - aber unten brandet der Verkehr und läßt ihren Klang nicht die Herzen erreichen. Was können wir tun? Wie können wir der guten Botschaft zu den Menschen helfen?

Daß sie nicht mehr wichtig wäre, den Menschen unserer Tage nichts mehr bedeutet, kann ich nicht glauben! Wie erklärte sich sonst der Kampf und Krampf, dem sich viele Zeitgenossen hingeben? Warum reiht einer Haus an Haus, kauft dies und dann noch das, steigert seinen Besitz und seinen Einfluß noch und noch. ..wenn nicht darum: Weil er zeigen will, wer er ist, was er vermag und kann!? Und spielt nicht auch der Versuch, sich selbst zu erlösen, stets eine Rolle? So meinen wir doch den quälenden Fragen nach dem Sinn unseres Lebens zu entgehen, wenn wir halt durch Sachen, durch Häuser oder Acker, durch Geld und Gut zeigen, was wir wert sind. So glauben wir - naiv wie wir sind - sogar dem Tod und dem Vergessen zu entkommen! Und wir wissen es doch: Darin liegt kein Weg! Und wir versuchen es dennoch - immer wieder, jahrelang, manchmal ein ganzes Leben - bis ans Ende.

Oder sehen wir uns die Menschen an, die angeblich fertig sind mit Gottes Sache: Warum erwarten sie doch ein tröstliches Wort Gottes, wenn du sie am Krankenbett besuchst? Warum fragen sie die kirchlicheren Leute immer wieder nach den Dingen des Glaubens, oft so beharrlich, daß uns die Antwort schwerfällt und sie uns fast lästig werden. Warum bloß, wenn für sie doch alles klar ist: Gott gibt es nicht und auf dem Friedhof ist fertig!? Offenbaren diese Menschen damit nicht eigentlich, wie sehr sie suchen, wie sie sich sehnen und ausstrecken nach Trost und Sinn? Nicht "fertig" sind sie, vielmehr noch in Bewegung auf Gott hin und das Ende aller Suche. Nicht am Ziel sind sie mit ihrem Nachdenken und Sinnen über Gott und den Glauben, vielmehr am Kreuzweg, fragend, wo die rechte Richtung für sie ist. Wir müssen ihnen helfen! Sie müssen erfahren: Dorthin führt der Weg, über den Pfad des Glaubens an Jesus Christus. Und hier beginnt er: Wo du ja zu ihm sagst und aufhörst "es selbst machen zu wollen". Wir brauchen ihn, als Anfang und als Begleiter, als Wegweiser und als Ziel. Das müssen sie wissen!

Liebe Gemeinde, vorhin habe ich gefragt: Wie wir der Botschaft Gottes zu den Menschen helfen können? Wenn es nun stimmt, daß es nicht daran liegt, daß die Leute nichts mehr davon hören wollen, dann kann die Lösung eigentlich nur sein, daß wir die Sache Gottes vernehmlicher vor ihre Ohren und Herzen bringen! Nun die Glocken lauter tönen zu lassen, scheint mir auch nicht das Richtige - ich weiß auch nicht, ob das ginge. Unten auf den Straßen des täglichen Lebens ist es so laut und hektisch, da würden sich auch die stärksten Glockenklänge verlieren. Nein, wir müssen die Botschaft "herabholen" von den Türmen und heraus aus den Kirchen! Wir müssen sie in den Gassen und Häusern, den Büros und den Fabriken hörbar und sichtbar machen!

Unsere Worte, unser Handeln und Denken, unser ganzer Wandel und Leben müssen die Botschaft Gottes ausrichten unter den Menschen! Dann können sie hören. Dann werden sie hören!

Wie das geht? Leben wir unseren Alltag so, daß etwas davon durchscheint, daß wir erlöste Menschen sind! Mein Blick, mein Lächeln, meine Geduld und meine Freundlichkeit sollen davon klingen, daß ich weiß: Für mich ist Jesus Christus ans Kreuz gegangen. Ich bin mit Gott in Ordnung! Und alles, was ich sage soll es in die Herzen der Mitmenschen hineintönen: Ich glaube an die Liebe, die am Ende siegen wird, die mich und alle Menschen des Vertrauens in ein ewiges Leben führt! Und jede Geste soll es den Leuten vor Augen bringen: Ich bin geborgen bei Gott, ich weiß, daß er mir gnädig ist, daß für mich gesorgt ist und mir nichts schaden kann!

So wird auch das wahr, was der Prophet Jesaja sagt: Wir werden zu "Wächtern" für die gute Sache Gottes in dieser Zeit, daß sie nicht untergeht, nicht an den Rand gedrängt und überhört wird. Wir werden ein lauter "Lobpreis" Gottes in dieser Zeit und dieser Welt, durch den auch die Mitmenschen zu Gott finden und zum Glauben an ihn. Wir richten ein "Zeichen" auf, zeigen einen Weg und eine Richtung, daß auch unsere suchenden Nächsten zum Ziel kommen. So wird - durch uns - der Herr "gehört bis an die Enden der Erde" - helfen wir seinen Worten wenigstens bis zu unserem Nachbarn und den Menschen, die neben uns leben.

Der Morgenchoral vom Turm in Altenkirchen neulich mag nur mich und sonst noch wenige erreicht haben. Der Alltag unten auf den Gassen und Straßen ist einfach zu laut. Holen wir das Wort und die gute Sache Gottes herab von den Türmen und aus den Kirchen. Machen wir sie unten mit unseren Worten und unserem Handeln hörbar und sichtbar. Sie ist nötig heute, nötiger denn je! Wir sollen sie bis zu den Herzen der Menschen bringen. Ich soll das - und du auch! So helfen wir der Botschaft Gottes - und den Menschen.