Predigt zum Ostermontag - 1.4.2013 Textlesung: Jes. 25, 8 - 9 Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesich- tern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen; denn der HERR hat’s gesagt. Zu der Zeit wird man sagen: „Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, dass er uns helfe. Das ist der HERR, auf den wir hofften; lasst uns jubeln und fröhlich sein über sein Heil.“ Liebe Gemeinde! Vielleicht muss man ja doch noch einmal darauf hinweisen: Das waren Worte aus dem Alten Tes- tament! Der Prophet Jesaja hat das geschrieben, einige hundert Jahre vor Christus. Und ich sage bewusst „vor Christus“ und nicht „vor unserer Zeitrechnung“, wie man das heute ja auch oft hören kann. Christus war noch nicht gekommen! Der Tod war noch nicht überwunden. Die Menschen wussten noch nichts von der Auferstehung der Toten. Und dann trotzdem solch ein Wort: „Er wird den Tod verschlingen auf ewig.“ Nein, wir wollen hier nicht so tun, als wäre das ein Satz, der schon auf Jesus Christus hinweist und schon den Glauben an die Auferstehung und an ein ewiges Leben vorwegnimmt. So ist es nicht! Hier wird über „Gott, den Herrn“ geredet, den die Juden mit „Herr Zebaoth“ angesprochen haben - und so wird er auch zwei Verse vor dem Abschnitt genannt, den ich gerade vorgelesen habe. Diesen „Herrn Zebaoth“, was „Herr der Heerscharen“ heißt, haben sich die Juden zur Zeit des Jesaja als den König der Erde vorgestellt, der nachdem er alle Könige der Welt in ihre Schranken verwiesen hat, als letzten Feind auch den Tod besiegen wird: „Er wird den Tod verschlingen auf ewig.“ Aber das meinte eben noch nicht die Auferstehung der Toten, sondern den Sieg über alles, was das Leben in dieser Welt mindert und bedroht. Wobei die Juden damals sicher an Feindseligkeiten anderer Völker ihnen gegenüber dachten, die wir heute vielleicht Antisemitismus nennen würden. Von einem Glauben, wie wir Christinnen und Christen ihn durch Jesu Opfer am Kreuz haben dürfen, waren sie aber noch weit entfernt. Trotzdem: Hören Sie doch nur, wie viel Freude schon in diesen Worten liegt: “Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen...“ Ja, es kommt sogar Jubel auf: „Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, dass er uns helfe. Das ist der HERR, auf den wir hofften; lasst uns jubeln und fröhlich sein über sein Heil.“ Liebe Gemeinde, am Ostermontag, ich denke, Sie spüren jetzt, worauf ich hinaus will: Wenn schon der Gedanke, dass irgendwann einmal der Tod verschlungen sein wird und die Menschen in Frie- den leben dürfen und niemand sie bedroht oder ihnen gar nach dem Leben trachtet, soviel Jubel auslöst, wieviel mehr Freude müsste in uns sein und in unserem Osterfest! Denn wir glauben doch an Jesus Christus, der den Tod ein für alle Mal besiegt und für jede und jeden von uns ganz persön- lich das Ewige Leben verdient hat. Aber wenn ich Ihnen jetzt ins Gesicht schaue, dann ist da von Freude, wenig zu sehen. Und bisher habe ich in diesem Gottesdienst auch vom österlichen Jubel noch sehr wenig gehört. Darum denke ich jetzt, unsere Freude über die Auferstehung unseres Herrn ist eher allgemein, wenn man das so sagen kann. Das kommt mir ein wenig so vor, wie wenn wir von der Liebe sprechen, wie wunder- schön die ist, wie sie uns ganz und gar verändert, uns die zärtlichsten Gedanken eingibt, unseren Leib und unsere Seele froh macht und mit ihrer Wärme durchzieht... Aber eigentlich sprechen wir nur davon, haben die Liebe aber selbst noch nie erlebt, kennen sie nur vom Hörensagen, aus Fil- men, Liedern und Romanen. Ja, und so scheint es bei vielen Menschen auch mit der Auferstehung Jesu zu gehen: „Schön, dass es sie gibt! Eine ganz wunderbare Sache! Ein ganz wichtiger Gedanke für die Christen, die Mitte ihres Glaubens... Aber mit mir selbst, mit meinem Leben und meinem persönlichen Glauben hat sie doch eher weniger zu tun.“ Ob sich da nicht etwas ändern müsste? Und ob sich da nicht wirklich etwas ändern kann? Denn die Auferstehung gilt doch nicht allein für unsern Herrn, sondern für alle Menschen, die an ihn glau- ben. Und die Auferstehung von den Toten ist auch nicht nur eine allgemeine Sache, sondern eine ganz persönliche, die uns, dich und mich betrifft - oder sagen wir besser, die dich und mich eben nicht in den Tod, sondern ins Ewige Leben führt - um Jesu Christi willen! Weil das so ist, will ich jetzt auch einmal sehr persönlich reden, für jede und jeden von uns und so, dass wir spüren: Da sind ja wirklich wir gemeint, wenn unser Glaube von Auferstehung spricht und da geht es ja wirklich um die Freude, die uns geschenkt wird und dann auch um den Jubel, der in unserem Herzen aufkommt und von unserem Mund Stimme und Klang bekommen soll. Zuerst will ich’s den alten Menschen unter uns sagen: Wenn ihr immer wieder einmal an die Tage und Jahre denkt, die für euch noch kommen, wenn ihr euch dann ängstet und fragt, wie werde ich bestehen, was das Schicksal noch für mich bereithält und wenn euch dann bewusst wird, dass ir- gendwann ein Tag kommt, der keinen Abend in dieser Welt mehr hat, dann könnt ihr ganz getrost sein: Jesus Christus hat euch am Kreuz von Golgatha das Leben verdient, das dann erst beginnt. Am Ostermorgen hat Gott der Welt und euch allen gezeigt, dass der Tod besiegt ist und keine Macht mehr über euch hat. Ihr dürft euch freuen! Und ich will das denen in den mittleren Jahren sagen: Ihr wollt im Leben noch dies und das errei- chen. Ihr habt noch viele Ziele, wollt das noch erleben, dies noch sehen und jenes noch mitnehmen. Aber manchmal wird es euch doch klar, dass alles das nicht mehr wahr werden kann. Das macht euch dann traurig. Aber ihr müsst nicht traurig sein: Jesus Christus hat euch am Kreuz von Golga- tha eine Ewigkeit geschenkt, ein Leben, das nie mehr endet und in dem für alles Zeit sein wird, was ihr hier vielleicht versäumen müsst. Ist das nicht eine ganz wunderbare Aussicht? Ihr dürft euch freuen! Und den noch jungen Leuten will ich das auch sagen: Ihr seid noch dabei, euch ein Leben in dieser Welt aufzubauen. Ihr sucht noch euren Platz im Beruf, sucht die Arbeit, die Stelle, die euch und ei- ne Familie ernährt und vielleicht eine Wohnung, in der euer Glück Raum findet. Vergesst nicht, dass dieses Leben nicht alles ist. Es ist nur das Vorspiel für das Eigentliche. Es ist gegenüber der Ewigkeit, die uns erwartet, nur ein Augenblick. Nehmt diesen Augenblick wichtig, aber nicht zu wichtig! Jesus Christus hat euch am Kreuz von Golgatha eine Aussicht eröffnet, die weit über den Horizont hinaus geht. Hebt immer wieder einmal die Augen und schaut dorthin, wo das wahre Le- ben sein wird, die ewige Herrlichkeit in Gottes Nähe. Darauf dürft ihr euch schon heute freuen! Aber ich will es auch noch den ganz jungen Leuten sagen, den Konfirmandinnen und Konfirman- den (und denen, die in den letzten Jahren konfirmiert worden sind): Ich weiß, dass ihr sehr beschäf- tigt seid mit Schule, mit Ausbildung und auch mit euch selber. Das ist in den Jahren, in denen ihr jetzt seid, immer so. Und ich weiß auch, dass ihr nur sehr selten an so etwas wie den Tod denkt o- der die Auferstehung. Das geschieht höchstens dann einmal, wenn in eurer Familie jemand gestor- ben ist oder wenn ihr davon hört, dass ein noch junger Mensch, vielleicht gar ein Kind schon mit einer schweren Krankheit kämpft und den jungen Menschen am Ende gar besiegt. Aber nicht nur das sind dann Gelegenheiten, um sich wieder einmal zu erinnern: Jesus Christus hat am Kreuz von Golgatha eine Tür aufgestoßen, durch die alle - auch die Menschen, die jung sterben und durch eine Krankheit zu Tode kommen - ins Leben hineingehen dürfen. Dieses Leben wird nicht mehr enden. Und ihr selbst werdet auch einmal daran teilhaben. Darüber kann man sich freuen, auch wenn man noch ganz jung ist. Was für jedes Lebensalter gilt, ob wir betagt oder noch am Anfang des Lebens stehen, gilt auch für jede Lebenssituation, in der wir sein mögen oder in die oder durch die wir noch gehen müssen: Du magst voll Trauer sein über einen Abschied von einem lieben Menschen, du magst durch schweres Leid oder Behinderung bedrückt und belastet sein, dir sind deine Pläne kaputtgegangen und deine Wünsche haben sich zerschlagen, du musst erkennen, dass dir das Glück verwehrt bleiben wird, ei- nen Menschen zu finden, der dein Leben teilt oder die Schwermut greift aus anderen Gründen nach deiner Seele und führt dich immer wieder in ganz trübe Tage... Jesus Christus hat am Kreuz von Golgatha dem Tod ein für alle Mal die Macht genommen und dazu allen dunklen Kräften, allem, was dich ängsten und was dir das Leben hier vergällen könnte. Der Hintergrund deines Lebens ist hell! In Gottes neuer Welt ist für dich schon eine Wohnung bereitet und ein Licht entzündet. Alles, was uns hier belastet und uns schwer auf der Seele liegt, alles, was uns die Freude am Leben neh- men will und uns den Glauben und die Hoffnung schwer machen will, ist schon überwunden durch unseren Herrn. Es wird eine Zeit kommen, in der wir uns nicht einmal mehr an das erinnern, was uns hier bedrückt und geängstet hat. Das wird die Zeit sein, in der auch wir so sprechen können: „Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, dass er uns helfe. Das ist der HERR, auf den wir hofften; lasst uns jubeln und fröhlich sein über sein Heil.“ Liebe Gemeinde, lassen Sie uns schon heute an diesem Osterfest solchen Jubel und solche Freude üben, indem wir gemeinsam eines der schönsten Osterlieder singen: Auf, auf mein Herz mit Freu- den... (EG 112,1-5) AMEN