Predigt zum Letzt. Sonnt. nach Epiph. - 29.1.2012 Textlesung: Offb. 1, 9 - 18 Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Bedrängnis und am Reich und an der Geduld in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses von Je- sus. Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag des Herrn und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune, die sprach: Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sar- des und nach Philadelphia und nach Laodizea. Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stim- me, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten un- ter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße wie Gol- derz, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht. Und als ich ihn sah, fiel ich zu sei- nen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. Liebe Gemeinde! Das hört sich jetzt hart an, aber mit den Bildern dieser prophetischen Vision können wir nicht allzu viel anfangen, deshalb wollen wir sie nicht beachten. Sie sagen uns auch nur, dass hier Christus zu Johannes spricht. Wichtig aber ist allein, was Christus dem Seher sagt und das wollen wir noch einmal hören und dann bedenken: „Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüs- sel des Todes und der Hölle.“ Mit dem Bedenken dieser Worte haben wir auch wirklich genug zu tun - oder sagen wir besser: mit dem, was diese eineinhalb Verse sagen, werden wir nicht so schnell fertig! Jedenfalls nicht, wenn wir sie ernst nehmen und nicht nur oberflächlich hören oder nur darauf achten, wie schön sie doch klingen und wie gut sie sich als Losungswort oder für einen christlichen Wandkalender eignen. Richtig verstanden sind diese Worte voll religiöser Sprengkraft und bestens geeignet, den Streit um die Wahrheit der Religionen anzufachen. Um es gleich zu sagen: Wir wollen nicht in diesen Streit eintreten! Das wäre nutzlos und im Blick auf weniger tolerante Religionen sogar gefährlich. Aber wir wollen (endlich!) wieder einmal deut- lich hören, was unseren Glauben im tiefsten Grunde ausmacht und dann klar Stellung dazu bezie- hen. Aber das soll jetzt genug sein mit diesen Vor-worten. Wir kommen zur Sache und hören auf unseren Herrn Jesus Christus: „Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige.“ Der Herr, der hier spricht, ist kein Prophet, er ist der Sohn Gottes! Er war schon bei der Schöpfung dabei und mit und durch ihn wird der jüngste Tag und das Gericht heraufziehen. Für uns Christen ist kein anderer maßgebend, kein anderer kann einen Anspruch auf unser Leben und unseren Glauben haben, kein anderer hat einen Platz in unserer Beziehung zu Gott als der, der A und O, Anfang und Ende war, ist und sein wird. Und dieser eine, an den wir Christen glauben können, sagt uns auch, was Kern und Mitte dieses Glaubens ist: „Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ ER, nur er hat für uns gelitten - und nicht nur für uns, sondern für alle Menschen. ER, nur er ist für uns gestorben - und nicht nur für uns, sondern für alle Men- schen! ER, nur er ist auferstanden - und nicht nur für uns, sondern für alle Menschen. ER lebt in Ewigkeit und alle Menschen, die an ihn glauben, die ihm als ihrem Herrn vertrauen, werden ihm ins ewige Leben folgen. Er hat den Schlüssel, der uns das Gefängnis von Tod und Hölle aufschließen wird und der ins Eingangstor von Gottes ewigem Reich passt. Liebe Gemeinde, werden wir in unserem Leben dieser Verheißung gerecht? Sieht man unserem Le- ben an, an wen wir glauben und wer unser Herr ist? Ganz gewiss werden wir jetzt auf unseren Sonntag verweisen, vielleicht gerade den heute: Haben wir uns nicht heute Morgen zum Gottesdienst aufgemacht? Sitzen wir jetzt nicht in Gottes Kirche, haben die Lieder mitgesungen, gebetet und hören jetzt auf die Predigt (- die heute, wie es scheint, gar nicht so leicht zu verdauen sein wird!). All das ist wahr und richtig! Ich habe keine Einwände! Was aber werden wir von hier mitnehmen? Wie lange werden die Gedanken aus dieser Predigt mit uns gehen, bevor wir sie abgeschüttelt und vergessen haben? Und die Anfragen an unseren Glau- ben, die wir schon gehört und jetzt noch vor uns haben - wie schnell werden wir sie zum Schweigen bringen können? Die Anfrage zum Beispiel, welche Rolle unser Glaube in unserem Alltag spielt. Wie sehr - oder besser: wie wenig - wir doch bei unserer Arbeit und in unserer Freizeit von unserem Vertrauen zu Jesus Christus bestimmt sind. Besonders deutlich wird das vielleicht, wenn ich einmal Gedanken, wie wir sie täglich so oder ähnlich haben, dem, was wir doch eigentlich glauben, gegenüberstelle: Da sorgen wir uns etwa um unser Fortkommen im Beruf: Wie gelingt es mir, Abteilungsleiter oder Vorarbeiter, Prokuristin oder Schichtführerin zu werden? Das kann am Tag all unser Denken be- stimmen und in der Nacht unsere Träume! Davon kommen wir oft monate- und jahrelang nicht mehr los. - Aber auf der anderen Seite glauben wir doch an den Herrn, der für uns durch das tiefste Leiden gegangen ist, der unseren Blick darauf richten wollte, was für uns eigentlich wichtig ist: Dass wir Vergebung für unsere Schuld erlangen und ein sinnvolles, von Gottes- und Nächstenliebe bestimmtes Leben vor Gott und für die Mitmenschen führen. Oder wir ängsten uns vor dem Älterwerden. Wird die Rente reichen? Werde ich vielleicht bald krank und pflegebedürftig? Wer wird mir in der Einsamkeit, die mir bevorsteht, nahe sein? Zuge- geben: Das sind ganz konkrete Ängste! Und kaum eine oder einer ist gefeit dagegen, dass die Be- fürchtungen wirklich eintreten. - Aber da ist auch noch das Versprechen unseres Gottes: Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten. (Jes. 46,4) Und da ist unser Herr, der selbst durch den Tod hin- durch gegangen ist und uns das Leben in Gottes Ewigkeit verdient hat. Was ist denn unsere Angst, was sind denn vielleicht ein paar Jahre in Armut und mit Beschwerden gegen die Herrlichkeit die uns in Gottes Nähe erwartet? Ich weiß schon, das hört sich verdächtig nach falschem Trost an, nach Besänftigung unserer Angst mit unbewiesenen und unbeweisbaren Zukunftsaussichten. Trotzdem: Mit der Erwartung des Le- bens bei Gott, mit der Hoffnung auf die ewige Herrlichkeit steht und fällt unser Glaube! Wenn wir unserem Herrn Jesus Christus hier nicht vertrauen können, dann stimmt etwas nicht in unserer Be- ziehung zu ihm. Denn was anderes als diesen Glauben und diese Hoffnung, was anderes als dieses Vertrauen wollte er uns bringen? Und was anderes als die Wahrheit dieses Glaubens hat er mit sei- nem Blut besiegelt? Nun werden wir heute diesen Glauben wahrscheinlich, nicht finden, wenn er nicht schon in unse- rem Herzen ist. Glaube lässt sich nicht machen, nicht erzeugen wie irgendein Gefühl, nur weil einer - in diesem Fall ich - in der Predigt davon spricht. Aber Sie wären heute nicht hier, wenn Sie nicht von diesem Glauben angerührt, angetan und vielleicht überwunden wären! Keiner geht ja in einen Sonntagsgottesdienst, wenn er nicht von der Sache Gottes angesprochen wäre. Aber ich denke, es ist gut, wenn uns einer hin und wieder einmal klar und deutlich sagt, was dieser Glaube an Jesus Christus ist, was er alles umfasst und worauf er sich richtet: Eben nicht nur auf so ein bisschen geistliche Erhebung an Weihnachten oder hin und wieder bei einem Gottesdienst. Eben nicht nur auf ein bisschen Trost in den Not- oder Trauerzeiten des Lebens. Und schon gar nicht auf klangvolle Worte aus der Bibel, die unseren Ohren gefallen, aber nicht in unsere Herzen vordringen. Der Glaube ist der einzige Halt im Leben, die schönste Hoffnung, die beste Aussicht und die erlö- sende Botschaft, die uns getrost und geborgen leben und sterben lässt, weil wir von dem Herrn Je- sus Christus getragen sind und weil uns sein Wort gilt: „Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ AMEN