Predigt zum 2. Christtag - 26.12.2010 Textlesung: Jh. 8, 12, (13 - 16) Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du gibst Zeugnis von dir selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr. Je- sus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst zeuge, ist mein Zeugnis wahr; denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisst nicht, woher ich komme oder wohin ich gehe. Ihr richtet nach dem Fleisch, ich richte niemand. Wenn ich aber richte, so ist mein Richten gerecht; denn ich bin's nicht allein, sondern ich und der Va- ter, der mich gesandt hat.) Liebe Gemeinde! Unser Herr Jesus Christus sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wan- deln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Ich glaube, wenn wir das in uns auf- und ernst nehmen, dann haben wir für heute genug gehört und haben gar keinen Gedanken mehr frei für die kleinlichen Einwände der Pharisäer und das Streitgespräch, das dann folgt. Ja, wir wollen einmal auf dieses Wort hören, es in unserem Herzen bewegen, darüber nachdenken und sehen, was es mit uns und aus uns macht. So spricht unser Herr: Ich bin das Licht der Welt! Nehmen wir das doch einmal ganz wörtlich und bildlich: Da ist also vor rund 2000 Jahren ein Licht in die Welt gekommen ... vielleicht denken wir einmal an die Flamme einer Kerze ... die hat es auf die- ser dunklen, kalten Erde ein wenig heller gemacht und ein bisschen wärmer. Zuerst hat man diesen Glanz im Stall von Bethlehem gesehen. Ausgerechnet das Lumpenpack der Hirten durfte sich - kaum war es entflammt - an diesem Licht wärmen. Und rund 30 Jahre später waren es auch immer besonders die armen und elenden Leute, für die diese Flamme brannte. Was bewirkte dieses Licht? Nun, es hat mit seinem Schein in den paar Jahren, in denen unser Herr über diese Erde ging, manches dunkle Herz hell gemacht. Mancher Mensch wurde von ihm entzündet und konnte dann selbst auch ein wenig Glanz weitergeben: Vielleicht etwas Güte - so wie er sie bei Jesus erfahren hatte. Ein bisschen mehr Bereitschaft den Mitmenschen zu vergeben - das fiel ja nicht mehr so schwer, nachdem Jesus einem die ganze Schuld des Lebens vergeben hatte. Oder auch etwas mehr Liebe zu den Nächsten - Jesus hat ja nicht nur davon gesprochen, sondern vorgelebt, dass allen Menschen Gottes Liebe gilt. Das ging aber nur wenige Jahre gut, bis schließlich Leute, deren Seele finster und kalt geblieben war, die Flamme dieses Jesus Christus auslöschten. Aber sie strahlte nach drei Tagen wieder auf! Einer, der stärker ist als alles Dunkel, hatte sie neu entfacht! Und mit ihr flackerten auch all die anderen Flammen wieder empor, die vorher fast erloschen waren. Mit der Hoffnung, dass Christi Flamme in alle Ewikeit weiterleuchtet, war sein Licht nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Seitdem leuchtet dieses Licht für alle Menschen. Es wird weitergereicht über die Generationen, weitergetragen durch die Zeiten. Millionen Christen hat es entzündet, ganze Völker hat es für die Sa- che Jesu Christi entflammt ... und doch ist es bis heute an vielen Orten dunkel geblieben. Vielleicht auch bei uns? Eines ist jedenfalls sicher: Sein Licht brennt immer ganz in unserer Nähe! Das Licht Jesu Christi ist immer erreichbar! Es mag in unserem Bücherschrank leuchten, wir müssen die Bibel nur wieder ein- mal aufschlagen, dann wird es hell in unserem Herzen strahlen! Wo anders lesen wir von all dem Glanz, den das „Licht der Welt“ damals und heute verbreitet? Da kann es dann geschehen, dass wir zum ersten Mal oder wieder neu angesteckt werden! Unser Leben erscheint uns auf einmal in einem ganz anderen Licht. So manche düstere Seite an uns wird uns offenbar und kann nicht mehr bestehen vor diesem hellen Schein. Aber wir können ja überwinden und ablegen, was nicht zu diesem Licht passt. Der Herr, der selbst das Licht ist, wird uns dabei helfen. Und dann können wir feste Schritte nach vorn tun, denn der Weg vor uns wird auch erleuchtet: Güte geht von uns aus. Vergebung, die aufatmen lässt. Taten der Liebe. Worte, die trösten und Freude bereiten. Wenn wir unser eigenes Licht vom Licht, wie es in der Heiligen Schrift leuchtet, speisen lassen, wird unser Glanz nicht verlöschen! Aber wir können das Licht unseres Herrn auch bei manchen Mitmenschen entdecken! Es gibt sie ja doch, die „Nachfolger“, die „Kinder des Lichts“. Wir können unser vielleicht ganz kleines oder vor dem Verlöschen stehendes Licht bei ihnen neu entfachen, es ihnen nachtun und dann leuchten wie sie! Woran wir sie erkennen? Hier sind die Zeichen: Güte, Liebe, Vergebungsbereitschaft ... Vielleicht ist es aber auch so, dass wir selbst so hell leuchten können, dass wir sein Licht weitergeben können und andere - angesteckt von unserem Glanz - die Kraft bekommen, Christi Flamme weiter- zugeben. Wenn der Wille da ist, wird es an „Brennstoff“ nicht fehlen! Mancherlei Weise gibt es, selbst zum Licht zu werden: Gott mag beim einen oder anderen mit eigener Hand den Funken schlagen und entflammen, der dann als Licht beständig leuchtet. Auch ein Ereignis, das wir „Schicksalsschlag“ nennen, kann das auslösen. Vielleicht auch ein großes Glück, eine unbän- dige Freude, die wir empfinden und als Gottes Fingerzeig und seinen Ruf verstehen. Und immer steht uns das Gebet offen! Wir können Gott bitten, dass er uns erleuchtet. Er hat uns ver- sprochen, dass er hört, und ihm liegt daran, dass keiner dunkel bleibt, sondern alle Menschen das Licht Jesu Christi haben. Ich bin das Licht der Welt, sagt unser Herr. Ein wenig liegt es immer an uns, ob wir uns entfachen lassen! Wo es geschieht, werden wir es spüren, und wir werden IHM nachfolgen und nicht in der Fin- sternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben. Und mit IHM als Begleiter werden wir es nicht nur während unseres Lebens in dieser Welt hell haben und die Wärme seines Lichts spüren können, es wird uns auch über die dunkle Schwelle am Ende unserer Tage führen und uns den Weg ins ewige Leben beleuchten. Liebe Gemeinde, vielleicht fürchten wir uns jetzt noch davor, uns vom Licht Jesu Christi entzünden zu lassen. Das ist ja immerhin ein entscheidener Schritt und vielleicht wird uns das ja schwer, Christus als Lichtträger nachzufolgen. Eine kleine Geschichte von einem Zündholz und einer Kerze will uns helfen und uns dazu bereit machen: Es kam der Tag, da sagte das Zündholz zur Kerze: „Ich habe den Auftrag, Dich anzuzünden.“ „Oh nein“, erschrak die Kerze, „nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt. Niemand wird mehr meine Schönheit bewundern.“ Das Zündholz fragte: „Aber willst Du denn ein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne zuvor gelebt zu haben?“ „Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften“, flüsterte die Kerze unsicher und voller Angst. „Es ist wahr“, entgegnete das Zündholz. „Aber das ist doch das Geheimnis unserer Berufung: wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich tun kann ist wenig. Zünde ich Dich aber nicht an, so verpasse ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, Feuer zu entfachen. Du bist eine Kerze. Du sollst für andere leuchten und Wärme schenken. Alles, was Du an Schmerz und Leid und Kraft hingibst, wird verwandelt in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn Du Dich verzehrst. Andere werden Dein Licht weitertragen. Nur wenn Du Dich versagst, wirst Du sterben.“ Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung. „Ich bitte Dich, zünde mich an ...“ (Zündholz und Kerze - Verfasser unbekannt) Liebe Gemeinde, wir sind Kinder des Lichts. Wir sollen für andere leuchten und Wärme schenken. Wir gehen nicht verloren, wenn wir uns verzehren. Andere werden unser Licht weitertragen. Nur wenn wir uns versagen, werden wir sterben. Lasst uns so sprechen: Herr, Licht der Welt, wir bitten dich, zünde uns an! AMEN