Predigt zum Sonntag „Jubilate“ - 25.4.2010 Textlesung: 1. Jh. 5, 1 - 4 Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn ge- boren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Liebe Gemeinde! Die vier Verse, die uns für heute zu bedenken vorgelegt sind, hören sich an wie ein Grundkurs in christlicher Glaubenslehre. Weil das so ist, wollen wir heute diese Verse auch einmal der Reihe nach durchgehen, so wie man es mit den Lektionen eines Kurses macht, vom ersten bis zum vierten, denn sie bauen ja auch ganz deutlich einer auf dem anderen auf. Da mag dann ja heute diese Predigt ein wenig trocken werden, aber wenn uns der Glaubensgrundkurs am Ende einleuch- tet, dann haben wir schließlich auch etwas davon gehabt. Hier ist die erste und wohl wichtigste der Lektionen: Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn ge- boren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Das erste ist also gleich der Glaube! Und was wir glauben sollen, das ist ganz einfach dies: Jesus ist der Christus! Dabei geht uns gleich wieder einmal auf, dass „Christus“ ja gar nicht der Nachname Jesu ist, so wie irgendein Fritz oder eine Roswitha Schmidt heißt oder Meier. Wenn wir sagen: „Je- sus Christus“, dann bedeutet das ein Bekenntnis und wir sagen damit eigentlich und sehr persönlich: „Jesus ist für mich der „Christus“, also der „Messias“ oder wie das ins Deutsche übersetzt werden müsste, der „Gesalbte Gottes“. Und „gesalbt“ wurden, das wissen wir aus dem Alten Testament, die Könige Israels. Noch einmal ganz klar und deutlich: Wenn wir diesen Namen „Jesus Christus“ auch nur aussprechen, dann bekennen wir, dass Jesus für uns der Gesalbte Gottes, also der König über uns und unser Leben ist. Aber nun geht es weiter: Wenn wir an Jesus als den Christus glauben, dann sind wir von Gott ge- boren! Das erinnert uns daran, dass nicht einmal der Glaube an Gott aus unserem eigenen Wollen und Vermögen kommt. Der Glaube wird in uns geboren ... das geschieht an uns, dafür können wir gar nichts tun; wir können uns allenfalls dagegen wehren, dass es geschieht. Aber warum sollten wir? Der Glaube, der da in uns entsteht und wächst, ist ja doch etwas Wunderbares und sehr Wertvolles, denn er bringt die Liebe hervor. Davon hören wir jetzt: ...wer den liebt, der Christus geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Das ist schon eine besondere Liebe, von der hier die Rede ist, eine Liebe, wie es sie in dieser Welt kein zweites Mal gibt! Nehmen wir beispielsweise die Liebe zwischen zwei Menschen, seien es Freunde oder ein Ehepaar, immer ist diese Liebe auf Gegenseitigkeit angelegt. Wenn sie nicht erwidert wird, stirbt sie früher oder später. Vielleicht denken hier einige von uns: Aber es gibt doch auch die menschliche Liebe, die nur das Wohl und die Freude des anderen sucht, die nur darauf aus ist, den anderen glücklich zu machen und selbst nichts für sich will. Liebe Gemeinde, das mag es geben, vielleicht, ich will es nicht ausschließen. Allerdings habe ich eine solche selbstlose Liebe in der Wirklichkeit meiner Erfahrung noch nicht gesehen. Gespürt habe ich sie allerdings schon - aber sie kam eben nicht von Menschen, sondern von Gott. Und diese Liebe will nichts zurückhaben. Sie kommt unserer Liebe immer zuvor. Sie ist das reinste Geschenk, das wir uns denken können. Ohne Anspruch, ohne Hintergedanken, ohne dass sie irgendetwas von uns fordert oder erwartet. Aber nicht ohne sich zu freuen, wenn wir antworten, wenn sie uns ver- wandelt und wir nun auch unsererseits lieben ... Ein so von Gott mit Liebe beschenkter Mensch soll nun aber nicht zuerst Gott seine Liebe zurückschenken, denn Gott hat sie ja gar nicht nötig, sondern wie wir hier hören: ... er liebt ... den, der von Gott geboren ist. Die anderen Menschen sind uns also zu lieben aufgegeben. Und geliebt von Gottes zuvorkommender Liebe gelingt es uns Menschen auf einmal doch, unsere Nächsten selbstlos zu lieben - und sogar die, von denen kein Liebreiz ausgeht. Denn weil von Gott täglich immer wieder Liebe herkommt, sind wir dabei nicht auf die Gegenliebe der Mitmenschen angewiesen, sondern geben das an andere weiter, was aus der ewig neuen Liebe Gottes in nie endendem Strom so unausschöpflich in unsere Herzen fließt. Und in diesem Weitergeben an die Menschen zeigen wir nun doch auch, dass wir Gott lieb haben. Und hier schließt sich jetzt die zweite Lektion unseres Glaubenskurses an: Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben ... und seine Gebote halten. Was Gottes Ge- bote, zusammengefasst in ein Gebot sind, wissen wir spätestens seit wir die Geschichte vom Barm- herzigen Samariter kennen, in der ein Schriftgelehrter auf Jesu Frage nach den Geboten so antwor- tet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Lk. 10,27) Mit der Liebe zu den Menschen drücken wir immer auch unsere Liebe zu Gott aus und erfüllen darin auch noch Gottes Gebot! So kommt im Grunde auch das Halten der Gebote Gottes aus seiner Liebe. Wir müssen also auch der dritten Lektion Recht geben: Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Und wahrhaftig, wenn alles in den Glau- bensdingen von Gott herkommt, dann ist es auch nicht schwierig zu glauben! Und wie zur Bestätigung heißt es in der vierten und letzten Lektion des Grundkurses für den christ- lichen Glauben: Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Aber wenn wir jetzt ganz ehrlich sind, dann scheinen und diese vier Lektionen doch ein bisschen zu einfach oder sagen wir besser: Es erscheint uns vor diesen Versen ganz unverständlich, warum es denn dann Menschen geben kann, die weder glauben, noch lieben können und auch die Gebote Gottes nicht halten! Und es gibt solche Menschen - und es sind ihrer viele! Liebe Gemeinde, wie kommen wir hier weiter? Gar nicht! Wir müssen vielmehr ein Stück zurück- gehen. Genau zu der Stelle, sie erinnern sich, an der ich gesagt habe: „Der Glaube wird in uns ge- boren ... das geschieht an uns, dafür können wir gar nichts tun; wir können uns allenfalls dagegen wehren, dass es geschieht.“ Es ist dieses Wehren, das uns Menschen eigen ist seit den Tagen Ad- ams, das Gottes wunderbaren Plan und unseren Weg zum Glauben und zur Liebe zunichte macht. Wir können dieses Wehren auch Ungehorsam nennen: Von allen Bäumen und Früchten des schönen Gartens durften die Menschen essen, alles war schön und herrlich anzusehen, sie hätten zufrieden und glücklich sein können in Eden ... Aber es musste dieser eine Baum sein mit der einen Frucht, von der Gott gesagt hatte, davon sollt ihr nicht essen! Alle Herrlichkeit war nicht genug, al- le Güte des Schöpfers reichte nicht, sie konnten die eine kleine Einschränkung nicht hinnehmen, es musste alles sein ... auch die einzige verbotene Frucht! Und es ist bis heute nicht anders und es bedarf nicht einmal der Einflüsterung der Schlange: Wir sind reich, aber nie reich genug. Wir dürfen züchten, pflanzen und bauen, aber wir müssen auch noch die Gene verändern. Wir akzeptieren keine Grenzen unserer Forschung, keine Schranken für unser Tun und Treiben und auch noch am Sonntag müssen die Geschäfte geöffnet haben und unzählige Kinder ihre Väter und Mütter zu Hause entbehren! Und wir könnten diese Reihe von Dingen, die wir aus Eigensinn, aus Machtgelüsten oder Ges- chäftsinteressen tun, nutzen, billigen und oft genug gegen Gottes Gebot durchsetzen und haben wollen, noch beliebig lange fortsetzen. Immer käme dabei heraus, dass wir aus dem Glaubenskurs schon bei der ersten Lektion ausgestiegen sind, dort nämlich, wo es darum geht, uns mit Gottes Liebe beschenken und sie an uns arbeiten zu lassen und damit einzutreten in den Kreis aus Liebe: Dass wir uns den Glauben schenken lassen, der uns Jesus als den Christus, den gesalbten König Gottes erkennen lässt, der aus Gottes Liebe herkommt und uns auch die Mitmenschen lieben lässt. Dadurch wird nun wieder unser Glauben gestärkt, der die Welt überwunden hat und uns am Ende aller Tage heimführen wird zu dem, von dem Jesus Christus ausging und in dessen Reich wir als seine Geschwister ewiges Bleiberecht haben. - Liebe Gemeinde, lassen wir Gottes Liebe an uns wirken, die uns zum Glauben und zur Liebe führen will und wehren wir uns nicht dagegen! AMEN