Predigt zum Ostermontag - 5.4.2010 Liebe Gemeinde! Es gibt heute viele Menschen, die sich durchaus Christen nennen würden, die auch an Gott glauben und denen die Botschaft der Bibel wichtig ist und eine Hilfe für ihr Leben - die aber doch bei einer Sache Probleme haben ... und das ist die Auferstehung. Wobei sie vielleicht nicht einmal bestreiten würden, dass Jesus Christus auferstanden ist. Aber dass wir anderen Menschen und sie selbst nicht im Tod bleiben sollen, das können sie nicht glauben! Nun kann ich ja keinem von Ihnen ins Herz schauen, aber ich denke mir, wenn einer oder eine mit dem Gedanken an die Auferstehung Probleme hat, dann wird er oder sie vielleicht gerade an Ostern in die Kirche gehen. Und wenn er oder sie an Ostern zum Gottesdienst geht, dann wohl eher am 2. Ostertag, also heute, wenn der erste Osterjubel sich ein wenig gelegt hat und man sich mit diesen Fragen - auch in der Kirche - wieder ein bisschen tiefer auseinandersetzt. Ich nehme also einmal an, dass einige mit ihren Fragen und ihren Zweifeln an der Auferstehung heute hier sind und jetzt diese Predigt hören. Und ich sage dazu gleich noch: Ihr seid nicht allein mit euren Zweifeln! Es geht vielen so und es sind sicher mehr als wir denken! Und noch eins: Die Welt und die Gesellschaft, wie sie heute sind, machen uns den Glauben an die Auferstehung der Toten und das Ewige Leben auch nicht gerade leicht! So sprechen etwa die Gier der Reichen nach immer mehr Geld und das Streben auch vieler kleiner Leute nach immer noch mehr Zerstreuung und Spaß nicht gerade dafür, dass diese Menschen noch irgendetwas nach diesem Leben erwarten. Sonst müssten sie ja in diesem Leben nicht alles haben und müssten ihre Jahre nicht so voll packen mit Sachen, die das wahre, erfüllte Leben eigentlich nicht nötig hat. Aber zurück zu uns und diesem Gottesdienst mit sicher ein paar Besuchern, die ihre Fragen und Zweifel zur Auferstehung heute mitgebracht haben. Wir wollen auf den Predigttext hören, der uns für diesen zweiten Ostertag verordnet ist, und wollen sehen, ob er uns anspricht und auf irgendeine Weise helfen kann: Textlesung: 1. Kor. 15, 12 - 20 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. Liebe Gemeinde, konnten uns die Argumente des Apostels überzeugen? Das hört sich ja doch sehr klar und verständlich an: „Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.“ Und das: „Ist Christus aber nicht auferstanden ..., so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.“ Und das auch: Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes be- funden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen.“ Andererseits ... helfen uns Argumente? Wollten wir nicht lieber etwas sehen ... fühlen ... etwas haben, was unser Herz anrührt und nicht unseren Kopf? Immer wieder glauben wir ja, die ersten Christen hätten das doch besser gehabt und leichter auch: mit dem Glauben. Und besonders wenn es um die Auferstehung geht, da waren die doch noch viel näher dran in den ersten Jahren nach dem ersten Osterfest! Als Paulus geschrieben hat, was wir eben gehört haben, waren kaum 20 Jahre seit Jesu Tod am Kreuz und seiner Auferstehung vergangen. Aber dennoch muss der Apostel argumentieren! Es scheint also damals Christinnen und Christen in Korinth gegeben haben, die ihm, dem Gründer ih- rer Gemeinde, wohl abnahmen, dass Jesus ein guter Mensch und ein großer Lehrer gewesen ist - aber nicht, dass er auferstanden war am dritten Tag und schon gar nicht, dass auch sie einmal aufer- stehen sollen! - Also: Die Nähe zum Ostergeschehen damals konnte nicht besser überzeugen als wenn wir das heute, bald 2000 Jahre später hören und glauben sollen! Was aber hilft uns dann bei unseren Fragen und holt uns heraus aus unseren Zweifeln? Argumente jedenfalls nicht! Und wenn sich Paulus oder irgend ein anderer damals oder heute noch so anstrengen würde, über Kopf und Verstand führt kein Weg dahin, dass wir dann sagen: „Ach so, darum soll ich das glauben!“ Oder: „Jetzt habe ich das verstanden und bin ganz sicher, dass ich auch einmal auferstehen und ewig leben werde!“ Liebe Gemeinde, wenn ich jetzt von der Liebe sprechen möchte, dann meinen Sie sicher, ich würde wohl gern das Thema wechseln. So ist es aber nicht! Ich spreche weiter von der Auferstehung, denn ich glaube, mit der Liebe ist es ganz ähnlich wie mit dem Glauben an unser neues Leben nach dem Tod! Aber da muss ich ein kleines Bisschen ausholen: Ich hoffe und wünsche Ihnen, dass sie wenigstens einmal im Leben die Liebe kennen gelernt haben. Dann hat Ihnen ein anderer Mensch ganz sicher irgendwann gestanden, dass er sie liebt, dass er sich zu Ihnen hingezogen fühlt, wie zu sonst keinem. Das ist wunderschön, ja, etwas vom Schönsten, was uns in unseren Jahren in dieser Welt widerfahren kann. Wenn wir nun aber die Liebe des anderen Menschen hinterfragen würden, wenn wir Belege, Beweise dafür suchen würden, dass seine Liebe wirklich echt ist und dass wir uns auf sie verlassen können ... dann müssten wir sagen: Das geht nicht! Gewissheit über die Liebe des anderen werden wir nie finden! Vielleicht denkt jetzt die eine: Aber mein Mann hat mir doch damals so schöne Geschenke gemacht - und er tut es noch heute immer wieder einmal. Und ein anderer meint: Meine Frau hat immer wieder eine Überraschung für mich, ein besonderes Essen, das sie kocht, eine Unternehmung, die sie geplant hat oder sonst etwas, über das ich mich freue und mir zeigt, dass sie mich liebt! Ich will das jetzt nicht herunterziehen, so als wäre es nichts wert. Im Gegenteil, es ist sehr schön und ich wünsche allen, bei denen das so ist, dass es immer so bleibt, aber ich behaupte doch: Einen richtigen Beweis der Liebe haben wir darin nicht. Denn sie ist und bleibt nicht zu beweisen, die Liebe! - Und ganz genau so ist es auch mit der Auferstehung! Sie ist wie die Liebe auf unseren in- neren Glauben gestellt, auf unser Vertrauen, dass der, der sie uns verspricht, uns nicht betrügen, nicht enttäuschen wird. Es gibt also mindestens schon einmal zwei Dinge in der Welt und unserer Beziehung zu Gott und den Mitmenschen, die mit dem Kopf nicht zu erfassen und mit dem Ver- stand nicht zu wissen sind: Die Liebe und die Auferstehung. (Es gibt sicher noch mehr solcher Dinge, aber wir wollen bei diesen beiden bleiben!) Wie uns unsere Frau, unser Mann (unser Partner, unsere Partnerin) in der Liebe vielleicht Geschen- ke und andere Hilfen gibt, dass wir seiner und ihrer Liebe vertrauen und uns darauf verlassen, so bekommen wir auch von Gott viele hilfreiche Hinweise, dass die Auferstehung der Toten keine leeres Wort und kein haltloses Versprechen ist. Ein paar dieser Hinweise will ich aufnehmen: Da ist zunächst die Natur mit ihrem Werden und Vergehen und dann wieder mit dem neuen Werden aller Lebewesen. Und denken wir an die Jahreszeiten: Immer wieder kommt ein Frühling, ein Sommer, ein Herbst und ein Winter ... und dann beginnt der Jahreslauf von Neuem. Es gibt also kein wirkliches Ende von irgendetwas - immer wieder kommt noch etwas danach. Aber die Hilfen zum Glauben an die Auferstehung sind oft auch ganz persönlich: Viele Menschen erzählen nach eine Beerdigung, die sie erlebt haben, dass sie danach wirklich getröstet waren, weil sie ganz tief drinnen gespürt, ja, gewusst haben: Der Mensch, den wir da heute zu seiner letzten Ruhe geleitet haben, ist nicht ins Nichts gefallen. Er ist jetzt bei Gott, im Himmel oder wie immer wir das ausdrücken. Manchmal ist es aber noch persönlicher, da betrifft es uns selbst: Wenn uns mitten in einer schönen oder auch sehr schweren Stunde unseres Lebens plötzlich aufgeht, dass un- ser Lebenslauf bei allen Irrungen und Wirrungen doch einen Plan hat, dass auch Umwege und Schicksalsschläge uns nicht geschadet, sondern nur näher ans Ziel gebracht haben. Und in ganz be- sonderen Augenblicken leuchtet sogar das in uns auf: Dieses Ziel liegt nicht am Ende dieses Le- bens, sondern drüben am Beginn eines neuen, ewigen Lebens. Wie gesagt, das ist sehr persönlich, eben genau so persönlich wie eine Liebeserklärung eines Menschen, mit der er uns meint. Und Liebeserklärung ist jetzt mein Stichwort! Denn wie das Ver- trauen auf die Liebe eines Menschen, so antwortet das Vertrauen auch beim Glauben an die Aufer- stehung auf eine Liebeserklärung, die Gottes nämlich: Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, dass er für uns, um unserer Sünde und Schuld willen in Leiden und ans Kreuz geht. Damit hat er seine große Liebe zu uns gezeigt. Und weil er uns so liebt, hat er seinen Sohn aus dem Tod in das neue Ewige Leben geholt, um uns zu zeigen, das ist auch unser Weg und unser Ziel. Nein, mit Argumenten kann Paulus und kein anderer Mensch uns überzeugen, dass unsere Zukunft weiter reicht als der Tod. Aber wenn wir Gottes Liebeserklärung in Jesus Christus nur recht hören und wenn sie in unser Herz fällt und dort Vertrauen findet, dann kann es sein, dass wir Gott seine Liebe glauben können und dass sie kein Ende am Tod haben wird. AMEN