Predigt zum Ostersonntag - 5.4.2015 Liebe Gemeinde! Jeder Christ, jede Christin weiß das: Am Ostersonntag geht es um die Auferstehung Jesu. Aber vie- le von uns haben damit doch große Schwierigkeiten, ja, man muss schon fragen: Können wir das denn überhaupt glauben! Immerhin: Dass einer vom Tod aufersteht, sprengt ja alle Naturgesetze und ist für unsere Vorstellungskraft kaum zu fassen. Einige Christen sagen: Das wird wohl so ge- wesen sein, damals an Ostern. Aber ich hätte doch gern einen Beweis dafür! Wieder andere mühen sich redlich zu glauben, dass Jesus auferstanden ist. Sie würden vielleicht so sprechen: Einer der Kranke geheilt und Tote auferweckt hat, warum soll der nicht auch selbst den Tod überwinden. Hinter allem steht ja doch die Kraft des allmächtigen Gottes und in dessen Hand ist alles - auch der Tod! Aber tief drinnen in ihrem Herzen kann sie das selbst nicht überzeugen. Dann gibt es noch Christen, die halten die Auferstehung Jesu für gar nicht so wichtig. Sie wollen aber so leben, wie er es uns vorgelebt hat, was ja auch kein Fehler ist. Und doch ist es eine Tatsache, dass eine große Zahl von Christen das glauben können: Jesus hat den Tod besiegt. Gott hat ihn von den Toten auf- erweckt. Er ist auferstanden. Vielleicht kennen wir solche Christen, vielleicht gehören wir selbst zu ihnen? - Hören wir einmal, was der Evangelist Markus über die Auferstehung Jesu geschrieben hat: Textlesung: Mk. 16, 1 - 8 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jako- bus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüng- ling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt sei- nen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entset- zen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas; denn sie fürchteten sich. Liebe Gemeinde! Ist es nicht so: Wir meinen doch, die Frauen, die am Ostermorgen zum Grab Jesu gegangen sind, hätten es mit dem Glauben an seine Auferstehung viel leichter gehabt als wir heute. Der Jüngling im weißen Gewand hatte es ihnen doch gesagt: „Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Und auch den Jünger, die nach der Kreuzigung ihres Herrn so verstört und voller Angst waren, ist dieser Glaube gewiss leichter gefallen als uns Christen 2000 Jahre nach dem ersten Ostertag. Sie haben doch sicher von den Frauen gehört, dass Jesus nicht mehr im Grab gelegen hat. Dann haben sie sich erinnert, dass er ihnen doch mehrfach davon ge- sprochen hatte, er würde auferstehen. Und dann waren sie voller Freude und neuer Hoffnung - mei- nen wir. - Aber es war ganz anders! Das hören wir von den drei Frauen, die zum Grab gegangen waren und zuerst von Jesu Auferste- hung erfahren hatten: „Und sie sagten niemandem etwas; denn sie fürchteten sich.“ Man möchte es kaum glauben, aber das war einmal der letzte Satz den wir bei Markus lesen konnten. Die weiteren Verse des 16. Kapitels sind später hinzugefügt worden, um dem Evangelium mit einigen Berichten von Erscheinungen des Auferstandenen einen den anderen Evangelien entsprechenden Abschluss zu geben. Markus hat die Berichte von den Erscheinungen Jesu vor zahlreichen Zeugen wohl ge- kannt, aber er hat sie nicht für eine Hilfe zum Glauben an Jesu Auferstehung gehalten. Denn immer - damals wie heute - löst der Gedanke, dass ein Mensch aufersteht Furcht und Entsetzen aus, Un- glauben und Fragen danach, ob und wie das denn möglich sein soll...aber keinen Glauben! - Woher kommt er dann aber doch, der Glaube? Schauen wir noch einmal was Markus erzählt: „Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Es ist nicht Jesus, der da „zur rechten Hand“ im Grab sitzt! Und genau darum endet dann das Evangelium mit dem Satz: „Und sie sagten niemandem etwas; denn sie fürchteten sich.“ Beim Evangelisten Matthäus hören wir immerhin, dass die Frauen sich nicht nur gefürchtet haben. Er schreibt: „Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen.“ Aber die Furcht weicht sehr schnell! Warum? Lesen wir weiter bei Matthäus: „Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid ge- grüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder.“ Und wir dürfen sicher sagen, dass sie jetzt an seine Auferstehung glauben konnten. Was also macht, dass Menschen glauben können, dass Jesus auferstanden ist? Es ist die Begegnung mit ihm. Einer der es bezeugt und die „Berichte von seinen Erscheinungen“ sind nicht genug. Vom Hörenssagen kommt kein Glaube! Denken wir nur an Thomas, den wir den „Ungläubigen“ nennen. Er war als Einziger nicht da, als sich Jesus vor den Jüngern zeigt und er glaubt als Einziger nicht, dass Jesus auferstanden ist: „Wenn ich nicht in seinen Händen die Nä- gelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich’s nicht glauben.“ (Jh.20,25) Nach acht Tagen aber kommt der Auferstandene noch einmal zu seinen Jüngern. Diesmal ist auch Thomas dabei. Er sieht den Herrn und jetzt kann er glauben und sprechen: „Mein Herr und mein Gott!“ Noch einmal: Die Begegnung mit dem Auferstandenen macht den Glauben! Nicht nur damals, auch heute! Gewiss fragt sich jetzt manche und mancher von uns: Wo wäre Jesus mir denn schon begegnet? Was könnte denn bei mir den Glauben an seine Auferstehung hervorbringen und festigen? Christen, die an die Auferstehung glauben, würden vielleicht davon erzählen: Wie nach einer durchwachten Nacht voller Angst und Sorge, einer Nacht, in der sie viel gebetet hatten, am Morgen doch wieder neue Hoffnung in ihnen war. Und wie sich dann alle Ängste und Sorgen aufgelöst haben. - Wie sie einem Menschen begegnet sind, der sie mit seinem unerschütter- lichen Glauben an Jesus Christus so überwältigt hat, dass sie auch selbst glauben konnten. - Wie sie einmal, als sie seelisch ganz unten waren, die Bibel an irgendeiner Stelle aufgeschlagen haben, um dort vielleicht Trost und Hilfe zu finden, und wie dann dort wirklich ein Vers so deutlich und klar zu ihnen gesprochen hat, als wäre er für sie bestimmt. - Wie sie diese lange wunderschöne Zeit mit ihren Lieben hatten, in der ihnen an jedem Morgen neu zum Jubeln und Singen war und das Herz fast überlief vor Freude und Glück. Wie sie dies erlebten und das ganz unverhofft geschehen ist... Liebe Gemeinde, ich bin ganz sicher: Hier könnte jede und jeder von uns mit dem einsetzen, was sie und er zu erzählen hat, was sie erlebt hat und was ihm geschehen ist. Ich glaube fest, da ist uns der Auferstandene begegnet, da hat er geholfen, getröstet, die Sorgen abgenommen oder uns glück- lich und froh gemacht. Nur: Wir erkennen ihn oft nicht. Wir sagen Schicksal. Wir sprechen von Zu- fall oder gar, dass wir „unter einem guten Stern“ geboren wären. Warum glauben wir unserem Herrn nicht, dass er auferstanden ist. Er hat es selbst gesagt, mehrmals schon lange vor seinem Tod am Kreuz. Und er hat uns dieses Wort hinterlassen, ganz am Ende seiner Zeit in dieser Welt: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt.28,18-20) Vor allem: Spüren wir denn nicht, dass er wirklich bei uns ist? Woher kommt denn die Liebe, die wir auch für schwierige Menschen empfinden. Woher kommt die Freude darüber, nicht nur immer an uns selbst zu denken, sondern auch an unsere Nächsten. Wer gibt uns die Kraft, treu und verlässlich zu sein, auch solchen Menschen gegenüber, die das nicht sind. Wer spricht uns immer wieder Mut zu, auch wenn menschlicher Verstand sagt: Da ist keine Hoffnung? Wer schenkt uns die Erfahrung immer aufs Neue, dass Gebete doch erhört werden - vielleicht nicht so, wie wir es uns gewünscht hätten, aber gut für uns und richtig. Liebe Gemeinde, gehen wir doch einmal nur die letzten Tage durch... Uns allen werden einige Er- eignisse, einige Erfahrungen einfallen, die uns zeigen, dass Jesus Christus bei uns war, weil er auf- erstanden und heute lebendig ist. Vielleicht wird das unseren Glauben wecken und stärken, so dass wir einstimmen können, wenn wir heute sagen: Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig aufer- standen! Halleluja! Ich wünsche Ihnen in diesem Glauben ein frohes Osterfest! AMEN