Predigt zum 12. Sonntag n. Trinitatis - 10.8.2008 Textlesung: 1. Kor. 3, 9-15 Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klar machen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. Liebe Gemeinde! Wir hören hier viel vom Feuer und auch wenn wir sicher nicht so in der katholischen Lehre zu Hau- se sind, denken wir an das Fegefeuer, das am Ende der Zeit die Seelen der Menschen läutern soll, so lange, bis sie rein sind für Gottes Ewigkeit. Aber diese für uns evangelische Christen recht frag- würdige Lehre ist hier überhaupt nicht angesprochen. Es geht einfach darum: Kann das, was ein Mensch in seinem Leben geschaffen und getan hat, am Ende bestehen. Diese Frage wird in das Bild von den unterschiedlichen Baumaterialien gekleidet, die einer für sein Lebenshaus verwendet: Baut einer mit Holz, Heu, Stroh, Gold, Silber oder gar mit Edelsteinen. Der Grund, also das Fun- dament des Baus, ist vorgegeben, zumindest für uns Christen. Er heißt Jesus Christus. Diesen Grund hat Paulus, der hier spricht, als ein „weiser Baumeister“ gelegt. Und es gibt kein anderes Fundament, auf dem wir unser Lebenshaus bauen können, jedenfalls nicht, wenn es haltbar sein und den Stürmen des Lebens trotzen und uns einmal bis in Gottes Ewigkeit bewahren soll. Und dann wird es einen Tag des besteht, treten wir unversehrt hinüber in Gottes neue Welt. Wird es aber in Flammen aufgehen, dann werden wir ohne Behausung dastehen und ohne irgendetwas aus diesem Leben mitnehmen und vorweisen zu können. Trotzdem aber werden wir gerettet. Die Worte des Paulus sind nicht leicht zu verstehen und noch schwieriger einzuordnen. Besonders wohl für unsere „evangelischen“ Ohren und Herzen. Ist das nicht doch Werkgerechtigkeit, auf die wir seit der Reformation nicht mehr unser Vertrauen setzen? Wird hier - indirekt - nicht doch ein Lohn versprochen, wenn wir nur mit den „richtigen Baumaterialien“ unser Lebenshaus bauen? Und auch diese Frage könnte uns ja in den Sinn kommen: Wenn doch letztlich gleichgültig ist, ob unser Lebensbau im Feuer besteht, wird uns das nicht dazu verleiten, dass wir bei der Auswahl der „Baumaterialien“ lieber gleich auf die billigeren Stoffe wie Holz, Heu oder Stroh setzen, die doch wesentlich leichter zu beschaffen und zu verarbeiten sind? Hier wird es auch für den Prediger des Evangeliums nicht einfach! Schnell hat man sich einer frag- würdigen Verkündigung in den Dienst gestellt, die etwa sagt: In jedem Fall werdet ihr am Ende Gottes Himmel sehen und gerettet werden. Und das hat ja auch den wichtigsten Gedanken unseres Glaubens überhaupt hinter sich: Dass Jesus Christus nämlich für die Sünden aller Menschen und die Schuld der ganzen Welt am Kreuz gestorben ist und damit dafür genug getan hat. Wenn das stimmt (und es stimmt!), dann bleibt am Ende eines Lebens nichts übrig, was noch durch eigene Werke ausgeglichen werden müsste. Im Bild gesprochen: Wenn auch im Gericht einmal das ganze Lebenshaus abbrennt, so bleiben wir doch durch Christi Blut vor den Flammen beschützt und kein anderer wird uns etwas voraus haben, jedenfalls nicht, was den Eintritt in Gottes Ewigkeit angeht. Der ist uns allemal sicher! - Wird damit aber nicht vielleicht eine gewisse Liederlichkeit gefördert? Anders gesagt: Kommt man in seiner Predigt nicht ganz schnell an den Punkt, dass man die Men- schen dazu ermutigt, dass sie tun und lassen, was sie wollen und nur die allvergebende Liebe Gottes in Jesus Christus als ihr Lebensfundament ansehen? - Wie löst sich das? Wie können wir verantwortlich predigen und so, dass unserer Verkündigung nicht der „christliche Schlendrian“ folgt, sondern ein wirklich christliches Leben und ein „Bauen“ mit „Gold, Silber und Diamanten“? Liebe Gemeinde, an dieser Stelle unserer Fragen nach dem rechten Glauben und dem guten christli- chen Leben fällt mir eigentlich immer nur eines ein: Werden wir, wenn wir von dieser allvergeben- den Liebe Gottes wissen, dann wirklich so spekulieren: Warum soll ich mich irgendwie anstrengen? Wieso mit so wertvollen „Baustoffen“ bauen? Was bringt es denn am Ende, ob mein Lebenswerk verbrennt oder ob ich etwas davon hinüberrette? - Wer wird so reden? Ich kann mir dagegen immer nur eins vorstellen: Dass ein Mensch, der erfährt, Jesus Christus hat alle deine Schuld ans Kreuz getragen, von einer unwiderstehlichen Dankbarkeit ergriffen wird. Ei- nem solchen Menschen werden wohl keine solchen Gedanken kommen wie: Warum mühen, warum noch irgendetwas Gutes oder anderen Menschen Hilfreiches tun, wenn es meine Situation am Ende doch nicht verbessert? - Dankbarkeit ist doch die einzige Antwort auf so viel Güte Gottes und ein solches Opfer seines Sohnes Jesus Christus. Dankbarkeit, diese einzige Antwort auf Gottes Gnade ist hier in den Worten des Paulus zwar nicht ausdrücklich angesprochen. Und doch lesen wir von ihr, wenn auch in anderer Gestalt und angetan sozusagen mit einem ihrer schönsten Kleider: „Denn wir sind Gottes Mitarbeiter!“, schreibt der Apostel. War das damals in der jungen Christenheit vielleicht noch eher auf die Missionare bezo- gen, die wie Paulus in den kleinen Christengemeinden Jesus Christus verkündigten, so ist das heute, in einer Welt, in der die Christen viele hundert Millionen zählen, ein Auftrag und die Aufgabe an und von uns allen! Und so statten wir unseren Dank ab, indem wir als Mitarbeiter Gottes vor den Menschen unseren Glauben leben, von ihm reden, in seinem Sinn handeln und durch unsere ganze Art und unser Wesen zeigen, dass wir von ihm ergriffen sind. Bei diesem Leben aus Dankbarkeit als ein Mitarbeiter Gottes ist einfach kein Platz für die Spekula- tion: Ob ich das denn eigentlich muss, ob ich das denn letztlich brauche und es mir für mein See- lenheil irgendetwas bringt? Für solche Fragen hat ein Mensch überhaupt keinen Sinn mehr, wenn er den Glauben an die überschwängliche Liebe Gottes gefasst hat und auf Jesus Christus allein ver- traut und von ihm alles erwartet. Als Mitarbeiter Gottes bauen wir dann eigentlich auch nicht mehr nur unser eigenes Lebenshaus, sondern fügen uns ein in die weltweite Gemeinde der Christen, die mit jeweils ihren Kräften am großen Bau der Christenheit mittun, sozusagen dem Tempel Gottes in der Welt. Es gibt dazu eine kleine Geschichte, die ich ihnen heute noch gern mitgeben möchte: Die Lücke im Tempel Ein Christ träumte, er wäre gestorben und ein Engel trüge ihn in die Ewigkeit hinauf. Droben war ein herrlicher Tempel. Der Christ bestaunte mit großen Augen dieses wunderbare Bauwerk. Plötzlich entdeckte er im Gewölbe eine Lücke. Offenbar fehlte da ein Stein. So sprach er zu dem Engel: „Was ist denn das für eine hässliche Lücke?“ Dieser antwortete: „Das ist die Lücke, die du gemacht hast. Gott hatte gerade dich bestimmt, diese kleine Stelle auszufüllen. Du aber hattest immer andere Dinge im Kopf, so dass du nie dazu ge- kommen bist, diese deine Aufgabe, die Gott dir zugemutet hat, zu erfüllen.“ Jetzt erkannte der Mann, dass er für Gott ein wichtiger Stein im Tempel war. Darüber erwachte er aus seinem Traum. Und künftig ließ er nun das Klagen und Schimpfen über all die Unzulänglichkeiten in der Gemeinde Gottes bleiben und arbeitete darin fröhlich mit. Er wollte seine Lücke im Tempel Gottes füllen. (Verfasser unbekannt) Liebe Gemeinde, der Grund des Lebens und des Tempels Gottes in dieser Welt ist gelegt und einen anderen Grund kann niemand legen. Er heißt Jesus Christus. Wir sind eingeladen als die Mitarbeiter Gottes auf diesem Grund zu bauen. Unser Antrieb dazu heißt Dankbarkeit. Sehen wir zu, dass wir mit beständigen Materialien bauen: Silber, Gold und Diamanten, die am Ende im Feuer bestehen! - Noch eines zum Schluss: Es macht eine große, überwältigende Freude, Mitarbeiterin, Mitarbeiter Gottes zu sein! AMEN