Predigt zum 14. Sonntag nach Trinitatis - 17.9.2006 Textlesung: 1. Thess. 1, 2 - 10 Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unserm Gebet und denken ohne Unter- laß vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus. Liebe Brüder, von Gott geliebt, wir wis- sen, daß ihr erwählt seid; denn unsere Predigt des Evangeliums kam zu euch nicht allein im Wort, sondern auch in der Kraft und in dem heiligen Geist und in großer Gewißheit. Ihr wißt ja, wie wir uns unter euch verhalten haben um euretwillen. Und ihr seid unserm Beispiel gefolgt und dem des Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis mit Freuden im heiligen Geist, so daß ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja. Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an allen Orten ist euer Glaube an Gott bekanntgeworden, so daß wir es nicht nötig haben, etwas darüber zu sagen. Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch bekehrt habt zu Gott von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet. Liebe Gemeinde! Man kann gar nicht so recht verstehen - zumal wenn man diese Zeilen zum ersten Mal liest oder hört - was für uns daran bedeutsam sein soll, was hier erzählt und berichtet wird. Es scheint ei- gentlich mehr eine Privatsache zwischen Paulus und den Leuten von Thessaloniki zu sein, als et- was, aus dem wir uns auch eine Lehre oder einen Auftrag ziehen können. Darum habe ich einmal versucht, diese Verse in unsere Zeit und unsere Welt zu übertragen. Ich hoffe, so wird besser deut- lich, um was für große, ja, unglaubliche Dinge es hier geht und was wir darum von diesen Versen des Paulus behalten und heute nach Hause mitnehmen sollten. Bevor ich jetzt mit der „Über- setzung“ in unsere Zeit beginne, nur noch dieser Hinweis: Wenn sich auch einiges noch recht nach Worten des Apostels anhört, die Übertragung kommt uns doch näher, wird persönlicher und geht uns mehr an. Aber hören sie, wie Paulus seinen Brief heute - an uns! - schreiben könnte: Wir danken Gott täglich für euch alle und beten für euch und denken vor Gott, unserm Vater, an euren Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und wie geduldig ihr seid in der Hoffnung auf un- sern Herrn Jesus Christus. Liebe Schwestern und Brüder in .... (Name des Ortes, an dem die Pre- digt gehalten wird)! Gott liebt euch und wir wissen, dass er euch selbst zum Glauben geführt hat. Daran sehen wir, dass euch nicht nur die Worte unserer Predigt des Evangeliums erreicht haben, sondern auch die Kraft Gottes und sein Heiliger Geist, durch den er euch Glaubensgewissheit geschenkt hat. Ihr wisst ja noch, wie wir uns unter euch verhalten haben um euretwillen. Und ihr seid unserm Beispiel gefolgt und damit dem des Herrn Jesus Christus und habt das Wort aufge- nommen - trotz großer Bedrängnis! - mit Freuden im heiligen Geist, so dass ihr ein Vorbild ge- worden seid für alle Gläubigen in eurem Ort, eurem Landkreis und weit darüber hinaus. Denn von euch aus ist das Wort des Herrn verkündigt worden nicht allein im Kreis ... (Name des Landkreises), sondern in ..., ..., ... (vielleicht einige Städte namentlich nennen, oder:) an allen Orten auch der weiteren Umgebung ist bekanntgeworden, wie sehr ihr glaubt und an Gott hängt, so dass wir gar nichts darüber sagen müssen. Denn in allen Zeitungen steht es ja, wie gut ihr uns aufge- nommen habt und wie ihr umgekehrt seid zu Gott von allem, woran früher euer Herz gehängt hat, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und mit aller Christenheit auf die Wiederkunft seines Sohnes zu warten, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns, die wir an ihn glauben, von der Sünde und vom Tod errettet und zum Ewigen Leben führt. Liebe Gemeinde, vielleicht fragen wir jetzt einmal nicht, ob wir biblische Texte überhaupt so um- schreiben dürfen. Fragen wir auch nicht gleich, ob das alles nicht ein wenig dick aufgetragen ist, so als wären wir alle Glaubenshelden und Vorzeigechristen. Lassen wir uns einmal so ansprechen, so deutlich und so persönlich. Und denken wir uns, der Apostel Paulus oder sonst einer, dessen Verkündigung und dessen Mühen wir unseren Glauben verdanken, spräche hier und er meinte wirk- lich uns. - - - Mir ist dabei zuerst aufgegangen, wie dankenswert es doch wirklich ist, wenn wir glauben können! Das ist doch nicht selbstverständlich, wenn Mutter und Vater schon in unserer frühen Kindheit ein festes Vertrauen zu Gott ins Herz gepflanzt haben. Vielleicht durch das Abendgebet, mit dem sie uns unter Gottes Schutz gestellt oder indem sie uns zum Kindergottesdienst unserer Gemeinde geschickt haben. Und wenn wir erst später den Weg zum Glauben gefunden haben, so ist er doch beileibe nicht unangefochten gewesen! Auch wir mussten schlimme Schicksalsschläge bestehen. Nicht immer war es leicht, das Gottvertrauen und am Gebet festzuhalten. Darum dürfen wir bei al- len Prüfungen, die es vielleicht auch gegeben hat, heute doch dankbar sein: Wir haben uns - oder sagen wir besser und richtiger - Gott hat uns den Glauben bewahrt. - Daran musste ich denken, wenn ich Paulus zu uns sagen höre: Wir danken Gott täglich für euch alle und beten für euch und denken vor Gott, unserm Vater, an euren Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und wie geduldig ihr seid in der Hoffnung... Wie von selbst führt uns die Dankbarkeit für den Glauben ja zu dem Gedanken, dass wir doch alle auch an vielen Versuchungen leiden, die uns von dem, was wir glauben, abspenstig machen wollen. Wir alle kennen auch „große Bedrängnisse“, wie der Apostel das nennt. Und wir alle haben auch schon unser „Herz an Dinge gehängt“, die sich mit unserem Glauben an Jesus Christus nicht in Einklang bringen lassen. Und es ist doch so, dass wir täglich neu im Kampf stehen, der Versuchung zu erliegen, uns z.B. über schwerem Geschick von Gott abzuwenden und anderen „Göttern“ und „Götzen“ nachzulaufen und auf sie unser Vertrauen zu setzen. Immer wieder hat sich auch nach steilen, dunklen Pfaden, die wir gehen mussten, ein schöner, sonniger Weg geöffnet. Immer wieder hat damit Gott selbst uns geholfen, Versuchungen zu bestehen und an seiner Hand zu bleiben. - So spricht das mit mir, wenn ich lese: Ihr seid unserm Beispiel gefolgt und damit dem des Herrn Jesus Christus und habt das Wort aufgenommen - trotz großer Bedrängnis! - mit Freuden im heiligen Geist ... und seid umgekehrt zu Gott von allem, woran früher euer Herz gehängt hat, um dem le- bendigen und wahren Gott zu dienen... Aber ich spüre jetzt und sie sicher auch nach diesem persönlichen Brief des Apostels, wie sehr diese Welt - und ganz konkret unsere nähere oder weitere Umgebung - auch unser Vorbild braucht! Im Römerbrief schreibt Paulus: „Der Glaube kommt aus der Predigt“ (Röm. 10,17), aus dem Hören also. Genauso gut aber kann er aus dem kommen, was wir sehen! Wenn Hören und Sehen zusam- menwirken, dann ist es am besten! Aber ganz konkret gesprochen: Wenn die Menschen in unserer Umgebung von uns hören, dass wir an Jesus Christus glauben und wenn sie dann noch sehen kön- nen, dass wir das nicht nur mit den Lippen sagen, sondern an allen Tagen der Woche und am Sonntag leben - dann geben wir damit ein Beispiel, das nicht so leicht übersehen oder überhört werden kann. Alle Menschen - besonders natürlich die Kinder - brauchen ein solches Vorbild und gelebtes Beispiel um zum Glauben zu finden. Und alle Menschen brauchen den Glauben, um in ihrem Leben einen Halt, einen Sinn und ein Ziel zu haben. Wenn wir uns einen Augenblick darauf besinnen, wie wir zum Glauben gefunden haben, dann werden wir erkennen: Auch wir hatten ein Vorbild, ein gelebtes Beispiel! Das waren vielleicht unsere Eltern oder Großeltern, ein anderer Verwandter, ein Christ, eine Christin in unserer Umgebung oder ein anderer Mensch, dem wir irgendwann in unserem Leben begegnet sind - begegnen sollten ... - Das sagen mir diese Worte des Apostels: Ihr habt das Wort aufgenommen mit Freuden im heiligen Geist, so dass ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in eurem Ort, eurem Landkreis und weit darüber hinaus. Denn von euch ... ist bekanntgeworden, wie sehr ihr glaubt und an Gott hängt ... Da ist schließlich noch diese Sache mit der Öffentlichkeit des Glaubens ... Wir halten die Glaubensdinge ja meist für etwas, was ins Privatleben gehört, ins „Kämmerlein“ und nicht vor die Augen und Ohren der Leute. Aber schon der Gedanke, dass wir Vorbilder, Beispiele brauchen, um zum Glauben zu finden, zeigt es doch: Das ist nicht richtig, unser Glaubenslicht unter den Scheffel zu stellen. Dabei geht es nicht darum, dass wir uns für den Glauben rühmen sollen. Dazu gibt es keinen Anlass, denn wir verdanken ihn zuerst dem Geschenk Gottes und dann eben dem Vorbild unserer Mitmenschen. Aber es gibt auch ein ganz anderes Sprechen vom Glauben: Wer erfahren hat, wie der Glaube frei und froh macht, der muss einfach von ihm reden! Und eben nicht aus Selbstruhm, sondern um des Ruhms Gottes willen, der unserem Leben Sinn und Fülle und ewige Zukunft verheißt. Da kann der Glaube eigentlich gar nicht genug öffentlich werden! Weiß Gott, das müsste in allen Zeitungen stehen, wie gut das ist, Jesus Christus zum Herrn und Gott zum Vater zu haben! Wenn sich so noch immer mehr Menschen von unserem Herrn ansprechen und gewinnen lassen, wie groß ist da unsere Freude - aber eben auch unsere Verpflichtung, frei und deutlich und mit so viel Öffentlichkeit wie möglich von unserem Glauben zu zeugen! - Das kommt mir in den Sinn, wenn ich lese: Denn in allen Zeitungen steht es ja, wie gut ihr uns aufgenommen habt und wie ihr umgekehrt seid zu Gott, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und mit aller Chris- tenheit auf die Wiederkunft seines Sohnes zu warten, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns, die wir an ihn glauben, von der Sünde und vom Tod errettet und zum Ewigen Leben führt. Liebe Gemeinde, vielleicht haben wir durch die Übertragung des Abschnitts aus dem Thessalo- nicherbriefs des Paulus nun doch erkannt, wie sehr der Apostel auch mit uns heute sprechen will und wie persönlich und wie wichtig seine Worte an uns sind. Gott helfe uns, seine Worte recht aufzunehmen und in unserem Leben zu verwirklichen. AMEN