Ansprache zur Aufnahme der Vorkonfirmanden - 20.5.2002 (Die Ansprache kann von verschiedenen MitarbeiterInnen des Kindergottesdienst und dem Pfarrer / der Pfarrerin gemeinsam gehalten werden) 1.) Liebe Vorkonfirmanden, liebe Konfirmanden, liebe Eltern, liebe Gemeinde! Ja, heute wollen wir die jungen Leute einmal besonders ansprechen. Sie sollen auch einmal zu ihrem Recht kommen. Die Predigt am Sonntag ist ja doch meist mehr für die Großen gedacht, wie der Gottesdienst ja überhaupt mehr die Erwachsenen anspricht. - Wir wissen das. Wir haben uns heute einmal gefragt: Was könnte denn der Grund sein, daß Ihr Konfirmanden und Vorkonfirmanden in diese Kirche kommt? - Auch da machen wir uns nichts vor: In erster Linie wollt ihr konfirmiert werden. Und der Gottesdienst gehört halt einfach dazu. Nennen wir's beim Namen: Ihr müßt auch zur Kirche kommen! Trotzdem, wir glauben fest, daß ihr hier doch auch noch etwas anderes sucht, erhofft - und auch fin- den könnt! Denn die Kirche, eure Gemeinde hat schon auch etwas zu bieten! Dem möchten wir heu- te einmal auf die Spur kommen. 2.) Fragen wir doch erst einmal, was ihr mitbringt, wenn ihr zur Kirche kommt? Zum Beispiel heute. Bestimmt eine ganze Menge Angst. Das Leben ist ja auch schon für euch gar nicht so einfach. Wer- de ich versetzt? Kann ich die Schule überhaupt schaffen? Kriege ich einmal eine Lehrstelle? Ob ich dann später einen Arbeitsplatz finde, wo heute doch so viele arbeitslos sind? Werde ich vor Unfall und Unglück bewahrt bleiben? Und jeder und jede von euch hat sicher noch ganz eigene Ängste, die nur er oder sie weiß. 3.) Bestimmt bringt ihr auch eine große Befangenheit mit hierher. Auch den Konfirmanden, die ja schon ein bißchen Erfahrung mit dem Gottesdienst haben, geht das noch so: Wie benehme ich mich richtig in diesem Gotteshaus? Darf man einmal lachen, wenn der Pfarrer in der Predigt eine heitere Geschichte erzählt. Was ist, wenn ich gähnen muß? Und der Klingelbeutel! Hoffentlich mache ich da nichts falsch, die Leute gucken doch immer so nach einem. Besonders oben auf der Empore und auf der Treppe kann es gefährlich werden. 4.) An jedem Sonntag neu werdet ihr auch Sorgen haben. Sicher immer wieder andere. Was für eine Note werde ich wohl in der Deutscharbeit bekommen, die wir am Montag zurückkriegen? Der blöde Zank mit dem Kameraden oder der Freundin am Freitag - ob wir uns wohl nächste Woche wieder vertragen? Vielleicht hat es auch zu Hause dicke Luft gegeben: Das ewige Ermahnen der Eltern "du mußt", "du sollst", "hast du schon", "ist dein Zimmer aufgeräumt" usw. kann einem ja ganz schön auf die Nerven gehen. 5.) Aber vielleicht bringt ihr ja auch (manchmal wenigstens) ein bißchen Freude und gute Erwar- tung hierher mit: Ich bin jetzt Konfirmandin, Konfirmand! Bald bin ich erwachsen! Vielleicht gibt's heute ein schönes Lied, das wir singen? Vielleicht gibt's auch eine gute Geschichte von Jesus zu hö- ren? Oder der Pfarrer erzählt etwas Interessantes? Oder die Kameraden machen mit mir nachher et- was für den Nachmittag aus, dann wird der Sonntag nicht wieder so langweilig wie sonst manchmal. - Und sicher bringt ihr auch sonst noch einiges mehr mit in die Kirche - heute und jeden Sonntag. 6.) Und was haben wir zu bieten? Was könnt ihr mitnehmen von hier? Das hat, wenn es ganz gut geht, zu tun mit dem, was ihr mitbringt. Wir meinen das so: Wenn ihr Angst habt, dann sollt ihr von hier Trost und Kraft mitnehmen können. Die Befangenheit soll hier gegen neuen Mut eingetauscht werden. Eure Sorgen sollt ihr hierlassen und dafür mit Hoffnung und Vertrauen nach Hause gehen. Und bei der Freude und der guten Erwartung... Die sollen noch größer werden und eine ganze Wo- che halten bis zum nächsten Sonntag - mindestens! 7.) Bis jetzt sind das ja nur Worte, mehr oder weniger fromme Versprechungen. Wir wollen diese Worte noch an etwas festmachen, an einem Gegenstand, einem Symbol, dem Symbol für uns Chris- ten! Wir meinen das Kreuz! Das Kreuz Jesu, wie es auf unserem Altar steht. Denn das Kreuz ist schon das wichtigste in unserer Kirche, auch wenn es so klein ist, wie unseres. Aber jeder Mensch - und sicher auch ihr - der zum ersten Mal in die Kirche geht, wird zuerst nach dem Kreuz schauen. Und so soll es ja auch sein. Deshalb steht es ja gerade dort, wo der Blick zuerst hinfällt. 8.) Und das wollen wir jetzt ganz deutlich sagen. Wenn ihr eure Ängste hier zu diesem Kreuz bringt, dann dürft ihr wissen: Dieser Jesus Christus, der da dran hängt, der hat alle Ängste dieser Welt er- tragen. Für alle Menschen. Auch für mich. Ich werde nun zwar noch Angst haben, aber Jesus ist bei mir und trägt mit und macht, daß mir nichts Böses geschehen kann. So kann ich also jeden Sonntag von hier weggehen mit dem Gedanken: Jesus weiß, wovor ich Angst habe, und er wird mir meine Angst leichter machen und daran mittragen. 9.) Und mit der Befangenheit geht das so: Wir sind hier in der Gemeinde dieses Jesus alle keine im- mer nur starken und selbstsicheren Leute! Wir alle haben manchmal Herzklopfen! Aber wir haben al- le eben diesen Jesus zum Herrn. Das macht uns alle untereinander zu Freunden, ja zu Schwestern und Brüdern. Hier lacht also keiner über den anderen, jedenfalls nicht, um sich über ihn zu erheben oder lustig zu machen. Und hier denkt keiner, er wäre oder könnte etwas besser. Einer ist der Herr, der da am Kreuz. Wir sind alle seine Geschwister und untereinander auch. Das möchte euch das Kreuz auch sagen - jeden Sonntag neu. 10.) Auch die Sorgen, die ihr mitbringt, können sich hier verändern. Schaut doch nur zum Kreuz: Da hat einer für seine Freunde viel Schmerz und viel Leid auf sich genommen! Ja, er ist sogar am Kreuz jämmerlich gestorben. Obwohl er nichts Böses getan hatte. Wenn man das einmal so sieht, was sind denn dagegen die Sorgen, die wir so haben? Werden die nicht sehr klein vor dem Kreuz und dem Leid und den Tränen Jesu? Aber er hat auch noch gesagt: "All eure Sorgen werft auf mich, denn ich will für euch sorgen!" Wir dürfen also getrost auch noch bei ihm alle Sorge abladen. So können wir mit der gewissen Hoffnung von hier fortgehen, daß er für uns sorgt und wir uns keine bösen Gedan- ken machen müssen, was auch kommt und was auch geschieht! 11.) Die Freude schließlich, wenn ihr sie nicht schon mitbringt, die kommt ganz von alleine: Das macht doch Freude, wenn die Angst vergeht, die Beklemmung von uns weicht und die Sorgen klei- ner werden! So ein bißchen Offenheit müßt ihr aber schon haben. Wenn ihr zum Beispiel nicht zum Altar seht, dann kann euch das Kreuz auch keine Hilfe schenken. oder wenn ihr nicht zuhört, wenn oben auf der Kanzel gesprochen wird, dann kann euch auch kein gutes Wort oder keine schöne Ge- schichte erreichen. Das ist doch klar. Also: offene Augen, Ohren und Herzen, die müßt ihr auch sonntags mitbringen. Dann kann vom Gottesdienst vom Kreuz hier in der Kirche viel Gutes ausge- hen für euch. 12.) Daß ihr diese Gedanken nicht so schnell wieder vergeßt, dafür haben wir euch noch ein kleines Geschenk vorbereitet. Die Vorkonfirmanden und die Konfirmanden bekommen das Bild eines Kreu- zes, das Worte enthält, die auf wunderbare Weise alles zusammenfassen, was uns das Kreuz Jesu schenken kann und schenken will. Es ist auch auf dem Predigtblatt zu diesem Sonntag zu sehen! So wünschen wir den jungen Leuten eine gesegnete Konfirmandenzeit - und daß sie jeden Sonntag neu viel Segen, Kraft, Trost, Mut und Freude von diesem Kreuz mitnehmen können. Den Eltern und der ganzen Gemeinde wünschen wir das auch! Eure MitarbeiterInnen der Jungen Gemeinde